„Wir machen italienische Maschinen deutsch“

Maschio versorgt Deutschland von Franken aus

Die Montagehallen im mittelfränkischen Thalmässing sehen ebenso gepflegt aus wie die ländliche Mittelgebirgsregion drumherum. Von dort aus betreut das deutsche Tochterunternehmen der italienischen Maschio-Gaspardo-Gruppe, die Vertriebsgesellschaft Maschio Deutschland, Kunden im ganzen Bundesgebiet, in Österreich und der Schweiz.

Seit 1996 sitzt die Maschio Deutschland GmbH im mittelfränkischen Thalmässing.Foto: Maschio

Geschäftsführer Peter Faltner erläuterte dem LW vor Ort die Firmenphilosophie des Unternehmens, das insgesamt seit 1975 über 100 000 Geräte in Deutschland ausgeliefert hat. „Unsere Maschinen haben die doppelte Staatsbürgerschaft“, sagt er scherzhaft, denn fast alle Teile stammen aus den Werken des Mutterkonzerns in Italien, werden aber in Thalmässing nach Kundenauftrag montiert und teilweise mit Komponenten deutscher Zulieferer ausgestattet.

Maschinen mit doppelter Staatsbürgerschaft

1975 fungierte der Vater des heutigen Geschäftsführers, Walter Faltner, als General­importeur für Maschio und vertrieb die Geräte vom norddeutschen Rendsburg aus in die ganze Bundesrepublik. Sohn Peter nutzte Mitte der neunziger Jahre die Möglichkeit, die eigenständige Tochtergesellschaft von Maschio in Deutschland am Standort Thalmässing mit aufzubauen. Die Italiener hatten ihren langjährig erfolgreichen Partner Walter Faltner damals angefragt, eine solche Gesellschaft zu gründen, der dann seinen Sohn mit ins Boot holte. Dieser hatte nach dem Studium zunächst für einen Anbieter landwirtschaftlicher Verfahrenstechnik in China gearbeitet und stieg dann in den Außendienst für die neue Mas­chio Deutschland GmbH ein. Nach weiteren 18 Monaten im italienischen Hauptwerk in Campodarsego bei Venedig wechselte er 2002 in die Geschäftsführung der Deutschland-Tochter in Thalmässing.

Schlüsselfertige Auslieferung zum Händler

In mehreren Montagehallen werden die aus Italien gelieferten Maschinen Kunden-individuell „schlüsselfertig“ zusammengebaut.

Foto: Becker

„Man kann schon sagen, dass wir an diesem Standort eine Erfolgsgeschichte geschrieben haben“, so Peter Faltner. Denn man habe den Umsatz von rund 8 Millionen Euro im Jahr 2002 auf über 37 Mio. im abgelaufenen Geschäftsjahr steigern können. Das Betriebsgelände umfasse derzeit 35 000 m2, 11 000 m2 davon überdacht ­– mit weiterem Entwicklungspotenzial. Auch ein großer Showroom, der mehrmals im Jahr als Schulungszentrum dient, gehört zum Standort. Zur Produktion führte Faltner aus, dass alle Maschinenteile aus den Maschio-Werken in Italien – teils aus der Fertigung in Rumänien oder China ­ – per Spedition nach Thalmässing geliefert werden. „Hier machen wir dann aus italienischen deutsche Geräte, indem wir sie mit hochwertigen Komponenten deutscher Zulieferer ausstatten; so können wir den hohen Ansprüchen unserer Kunden gerecht werden. “ Beispielsweise verwende man bei Pflanzenschutzspritzen ausschließlich Lechler-Düsen und BPW-Achsen, bei der Steu­erungs­technik setzt Maschio Deutschland auf Müller Elek­tronik.

„Wir wissen, dass die Kunden bei einem italienischen Anbieter besonders kritisch hinschauen, Fehler können und wollen wir uns deshalb nicht leisten. Bei uns geht außerdem jede Maschine komplett montiert und schlüsselfertig raus“, betont Faltner. Weitere Kosten für aufwendige Montagen beim Händler entfielen so. Elf Mitarbeiter kümmern sich ausschließlich darum, dass jedes Gerät fehlerfrei das Werk verlasse; Reklamationen gebe es daher nur selten. Die Spritzen werden beispielsweise ab Werk mit Prüfplakette für 36 Monate und im Falle von gezogenen Modellen mit deutschem TÜV ausgeliefert.

Wir passen an alle Schlepper

Die Vermarktung erfolge je nach Region über private Landmaschinenhändler, Genossenschaften (Raiffeisen) oder im Süden über die Baywa. Eine Exklusivstrategie, wie sie von einigen großen Fulllinern der Branche verfolgt werde, wolle man nicht fahren. „Wir passen an alle Schlepper und das soll so bleiben“, sagte der Geschäftsführer. Acht Verkaufsberater und eine Werksvertretung deckten den deutschen Markt flächendeckend ab. Ein besonderes Augenmerk legen Faltner und seine Mitarbeiter auf den Service. In der Mais-Saison wird die Ersatzteilversorgung zum Beispiel an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr sichergestellt. „Wenn irgendwo in Deutschland eine Maschine auf dem Feld stehen bleibt, muss das Ersatzteil möglichst am nächsten Morgen da sein. Das schaffen wir durch ein umfangreiches Lager hier am Standort und Versand per UPS oder DHL.“

Hochwertige Ersatzteile mit schnellen Lieferzeiten

Die Fertigung von Verschleißteilen wie zum Beispiel Zinken geschehe in Italien, und die Produkte werden dann in großen Stückzahlen in Thalmässing gelagert. So könne man beim Kunden mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis punkten. „Wenn der Einsatzort nicht zu weit entfernt ist, packen wir das Teil schon mal ins Auto und fahren hin, außerdem kann jeder Landwirt bei Bedarf hier vorbeikommen und sich selbst mit den nötigen Ersatzteilen versorgen“, beschreibt Peter Faltner sein Verständnis von Kundennähe.

Portfolio umfasst quasi alle Anbaugeräte

Maschio hat Kreiseleggen, Fräsen, Mulcher, Geräte zur passiven Bodenbearbeitung, Getreide- und Einzelkorndrilltechnik, Pflan­zenschutzgeräte, Front­tanks, Düngerwagen, Hacken, Mähwerke, Kommunaltechnik und neuerdings auch Pflüge im Portfolio. Die neu designten Unico-Pflüge „kombinieren hohe Arbeitsqualität mit zuverlässigem Betrieb.“ Angeboten werden An­baudrehpflüge mit vier bis sechs Scharen in Ausführungen mit mechanischer oder hydraulischer Steinsicherung sowie mit stu­fenweisen und variablen Ar­beitsbreiteneinstellungen. „Wir sehen hier einen wieder wachsenden Markt, denn auch Mulchsaatbetriebe bauen immer öfter den Pflug in ihre Fruchtfolge ein, um auf verschiedene Probleme, wie etwa schwer zu bekämpfen­de Unkräuter, zu reagieren“, so Faltner. Zu den Absatzzahlen des letzten Jahres gab Faltner an, dass man insgesamt 4 700 Geräte von Thalmässing aus verkauft habe; jeweils etwa ein Drittel entfielen dabei auf Bodenbearbeitungsgeräte, Sätechnik und Pflanzenschutz und die Mulchtechnik. Letztere habe 2015 ein Rekordjahr hingelegt.

KB – LW 39/2016