Nicht immer ist jedes Mittel recht

Kartoffelkäferbekämpfung mit Bedacht vornehmen

Kartoffelkäfer sind sehr anpassungsfähig und können in kurzer Zeit einen hohen Schaden verursachen. Aus diesem Grund ist eine intensive Flächenkontrolle in Verbindung mit vorbeugenden Maßnahmen und angepasster Insektizidstrategie unerlässlich.

Die Larven des Kartoffelkäfers können leicht einen Kahlfraß verursachen.

Foto: Raiser

Der Kartoffelkäfer überwintert im ausgewachsenen Stadium und erscheint kurz nach dem auflaufen der Kartoffel. Ab Tagesdurchschnittstemperaturen von etwa 14 °C kann es zu einem Massenauftreten kommen. Die Paarung erfolgt nach zweiwöchigem Reifungsfraß mit gruppenweiser (10 bis 30 Eier) Eiablage an der Blattunterseite. Innerhalb von 4 bis 25 Tagen schlüpfen die Larven.

Die Larvenstadien L1 bis L4 werden in Abhängigkeit von Nahrungsqualität und Temperatur innerhalb von 4 bis 30 Tagen erreicht. In diesem Bereich sollte die Bekämpfung erfolgen idealerweise im L1- bis L2-Stadium. Nach Puppenruhe im Boden und zwei- bis dreiwöchigem Reifungsfraß ziehen sich die Jungkäfer zur Überwinterung wieder in den Boden zurück.

Vorbeugende Maßnahmen

Es tritt normalerweise nur eine Käfergeneration pro Jahr auf. In warmen Sommern und späten Sorten kann die zweite Generation ihre Entwicklung vollenden. Befallsfördernd wirkt sich ein früher, feuchter Herbst und ein kalter Winter aus, da die Gegenspieler im Boden kaum ihre Wirkung entfalten können.

Eine weite Fruchtfolge ist ein wesentlicher Faktor. Das bedeutet der Kartoffelanbau darf höchstens alle vier bis fünf Jahre auf der gleichen Fläche stattfinden. Außerdem sollten man den Kartoffeldurchwuchs effektiv unterbinden, um das Auftreten von vorn herein zu reduzieren. Angrenzende Schläge mit Durchwuchskartoffeln beziehungsweise Schläge, auf denen im Vorjahr Kartoffeln standen, sollten daher besonders sorgsam beobachtet werden.

Bekämpfung nach Schadschwellen

Grundlegend ist vor jeder Bekämpfung die Schadschwelle zu überprüfen. Entweder 15 Eier beziehungsweise Larven pro Pflanze oder 20 Prozent Blattverlust durch Fraß. Neben der Feldkontrolle sollte auch der Warndienst-Aufruf des regionalen Pflanzenschutzdienstes und das Prognosemodell SIMLEP1-Start (www.isip.de) in Anspruch genommen wedren. Meist ist eine Randbehandlung der Schläge ausreichend.

Vor der Mittelwahl ist auch zu kontrollieren, ob blühende Unkräuter im Bestand vorhanden sind, um dem Bienenschutz Rechnung zu tragen. Weiterhin sind Behandlungen am Morgen und Abend von Vorteil. Erstbefall ist in der Regel immer an schwachen, beziehungsweise rückständigen Pflanzen und Beständen mit vermindertem Kraut zu beobachten.

Da verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung stehen, ist ein wirkungsvolles Resistenzmanagement gut umsetzbar. Dies bedeutet, dass bei mehreren Anwendungen immer ein Wechsel zu einem Mittel mit einem anderen Wirkmechanismus zu praktizieren ist. Jeder Wirkstoff sollte nur einmal pro Saison eingesetzt werden.

Christian Henschke, LLH, Griesheim – LW 23/2013