Die Kermesbeere – eine invasive Art in lichten Wäldern

Hoher Aufwand bei der Bekämpfung

Im Südwesten Deutschlands rückt die Amerikanische Kermesbeere immer mehr in die Wahrnehmung der Waldbewirtschaftenden. Diese Pflanzenart zeigt seit einigen Jahren regional invasives Verhalten und kann Verdrängungseffekte auslösen. Die FVA Baden-Württemberg erprobt Strategien zur Zurückdrängung des Neophyten im regionalen Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt. Erste Aussagen zum Vorgehen sowie dem Kosten- und Zeitaufwand können getroffen werden.

Am Rübenkopf der Kermesbeere sind bereits die Adventivknospen zu sehen. Hier können sich neue Triebe bilden, wenn die oberirdischen Teile gemäht oder abgerissen werden.

Foto: Mattias Rupp

Stichwortartig ist die Situation Folgende: Die Amerikanische Kermesbeere ist dabei, sich in die Flora Deutschlands flächig zu etablieren, die FVA Baden-Württemberg erprobt Strategien zur Zurückdrängung des Neophyten. Für die forstlichen Akteure gilt: Sollte die Kermesbeere unerwünscht sein, muss schnell gehandelt werden.

Einst in Gärten kultiviert

Die sich im Südwesten Deutschlands ausbreitende Amerikanische Kermesbeere (Phytolacca americana) stammt ursprünglich aus Nordamerika. In ihrer Heimat besiedelt die zwei Meter hohe Pflanze verschiedene Böden in lichten Wäldern, entlang von Gewässerrändern und Störstellen. Im Bezug zur Landwirtschaft wird sie als unliebsame Art der Begleitflora beschrieben, wenn sie dichte Bestände ausbildet.

In Südwestdeutschland kann sie über drei Meter groß werden und wegen ihrer geringen Ansprüche an Licht- und Nährstoffversorgung über die Jahre dschungelartig wirkende Reinbestände ausbilden. Darin treten durch Licht-, Wasser- und Nährstoffkonkurrenz Verdrängungseffekte gegenüber der heimischen Flora auf. Zudem gibt es Hinweise auf Hemmung des Wachstums anderer Pflanzen, auch Allelopathie genannt. Die mehrjährige Pflanze überdauert den Winter als Rübe im Boden und beginnt Anfang März mit der Keimung. Kernwüchsige Pflanzen wachsen mit einem Spross, aus mehrjährigen Wurzeln können mehr als zehn Sprosse austreiben. Die Pflanze legt Adventivknospen an, aus denen im folgenden Jahr neue Sprosse austreiben können.

Die Blütezeit beginnt ab Mai und dauert bis in den Herbst. Ein wesentliches Erkennungsmerkmal der Art sind die anfangs stehenden, später herabhängenden Blütenstände mit durchschnittlich 80 weißen Blüten. Die entwickelte Samenmenge ist enorm, im Projektgebiet Schwetzinger Hardt wurden rund 32 000 Samen pro ausgewachsenem Spross berechnet.

Dr. Mattias Rupp, T. Palm, Dr. H.-G. Michiels, Abteilung Waldnaturschutz der FVA Baden-Württemberg – LW 28/2018