Die Klimaerwärmung macht ihrem Namen alle Ehre

Der Vorherbstbericht aus Rheinhessen

Das Jahr startete mit einem erheblich zu warmen Januar und mit einem zu kalten Februar und März. Ab April lagen die Monatsdurchschnittstemperaturen dann stets zum Teil deutlich über der Norm. Die Hitzewelle steigerte sich ab der zweiten Julidekade bis in den August hinein mit Spitzentemperaturen bis 37° C.

Unterschiedlichste Wasserversorgung auf engstem Raum – entscheidend ist die Wasserspeicherfähigkeit und die Durchwurzelung des Bodens.

Foto: Dr. Bernd Prior

Hitzegewitter führten Ende Mai und Anfang Juli zu regionalen Hagel und Erosionsschäden. Bis Mai lag die Wasserversorgung der Reben vielerorts über der Norm. Aufgrund der heterogenen Niederschlagsverteilung ab April und der unterschiedlichen Bodenverhältnisse war die Wasserversorgung zum Reifebeginn innerhalb Rheinhessens sehr heterogen, gekennzeichnet durch starken Trockenstress bis noch ausreichende Wasserversorgung. Bei anhaltender Trockenheit und Hitze in der zweiten Augusthälfte wird es in weiten Teilen Rheinhessens zu teils gravierenden Trockenschäden kommen.

Turbomäßige Reben- und Reifeentwicklung

Der Austrieb erfolgte etwa eine Woche vor der Norm. Die günstigen Witterungsbedingungen sorgten dann für ein Turbowachstum, eine sehr frühe Blüte und einen schnellen Blühverlauf, sodass die Blüte etwa zwei Wochen vor der Norm beendet war. Der Entwicklungsvorsprung setzte sich über die Beerenentwicklung bis zum Reifebeginn fort, weshalb ein ausgesprochen früher Lesebeginn in der letzten Augustdekade zu erwarten ist.

Der günstige Blühverlauf führte zu einem hohen Fruchtansatz mit Potenzial zu kompakten Trauben und hohen Erträgen. Bei anhaltender Trockenheit im August sind die hohen Ertragserwartungen jedoch zu reduzieren und der frühe Lesebeginn nach hinten zu korrigieren.

Der Peronospora- und Oidiumdruck war in diesem Jahr sehr gering. Bei einem Wechsel von trocken- auf feucht-warm im August und September ist bei Rebsorten mit ohnehin kompakten Traubenformen die Botrytisgefahr besonders hoch.

Aufgrund der trockenen Hitze konnte die Kirschessigfliege bis Anfang August keine nennenswerte Population aufbauen. Entscheidend für einen Befall an Trauben sind jedoch die Witterungsbedingungen im August und September.

Dr. Bernd Prior – LW 34/2018