Sehr knappe Speisekartoffelernte

Anbauer setzen stärker auf Veredlungsware

Der Kartoffelanbau in Deutschland ist 2023 geschrumpft und die Anbauer haben in vielen Regionen den Schwerpunkt der Produktion von Speiseware auf den Veredelungssektor gelegt. Es kann davon ausgegangen werden, dass von den insgesamt geernteten 10,9 Mio. t (Vorjahr 10,7 Mio. t) Kartoffeln für den Speisekartoffelmarkt weniger als im Vorjahr übrig ist. Die Entwicklungen am Kartoffelmarkt kommentiert Christoph Hambloch von der AMI GmbH.

Christoph Hambloch, AMI GmbH, Bonn

Foto: ami

Erneut gibt es aber einen Vermarktungsvorsprung gegenüber früheren Jahren. Erst waren Frühkartoffeln zeitig geräumt worden und es gab keine Überhänge von Anschlusssorten. Dann setzte im August ein reger über­ge­biet­licher Versand ein, um Versorgungslücken im Süden und Südwesten zu schließen. Das gute Versandgeschäft hielt mindestens bis Ende Oktober an. Weitere Versanddestinationen, die mehr Kartoffeln aufnahmen, gab es in Süd-, Südost- und Osteuropa.

Die Qualität der Ernte liefert keinen Grund, von mehr Lagerkartoffeln im Frühjahr als 2023 auszugehen. Fraßschäden und Fäulnis führten zu Abgängen bei der Aufbereitung und die Knollen wurden oft dicker als für Kleingebinde gewünscht. Das mag allenfalls für Exporte ein Plus sein.

Die Preise sind nach der Frühkartoffelsaison auf einem hohen Niveau geblieben. Trotz weiter gestiegener Preise zur Zeit der Einlagerung wurde Anfang November ein erster Lagerkostenaufschlag von 4 Euro/dt durchgesetzt.

Wie dann die Lage im April 2024 aussieht, hängt von den Frühkartoffellieferungen aus dem Mittelmeerraum und den Pflanzbedingungen der nächsten hiesigen Ernte ab. Erstgenannter Einfluss ist aktuell wegen des Krieges in Israel schwer abzuschätzen. Dortige Vermarkter sicherten hiesigen Kunden die Erfüllung aller Programmwünsche zu. Das könnte jedoch zeitlich eine Herausforderung werden, da der Anbau auf sandigen Böden nahe dem Gazastreifen verspätet auf schwere Böden im Landesinneren verlegt wurde. Vom 7. Oktober 2023 bis in die dritte Monatsdekade gab es eine Pause beim Pflanzen. Bei den Auspflanzungen in Deutschland werden sehr hohe Pflanzgutpreise und die Verfügbarkeit von Pflanzgut ein Thema sein.

 – LW 46/2023