Die Konkurrenz schläft nicht

Kostenanalyse deutscher Rapsbetriebe im Europavergleich

Eine Analyse zeigt, dass der Rapsanbau europaweit in den letzten drei Jahren sehr wirtschaftlich war. Die Studie zeigt auch die sehr unterschiedliche Ertrags- und Kostenstruktur in der Erzeugung zwischen den Staaten. Während in leistungsstarken westeuropäischen Betrieben ein hoher Ertrag Basis für ein gutes wirtschaftliches Ergebnis ist, sichern in den osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten die niedrigeren Produktionskosten die Wirtschaftlichkeit ab. Dr. Reimer Mohr erläutert die wichtigsten Ergebnisse.

Raps führt die Rangfolge der Wirtschaftlichkeit der Mähdruschfrüchte heute auf vielen Standorten an.

Foto: Moe

Der Rapsanbau ist in den letzten Jahren in den östlichen EU-Staaten auf dem Vormarsch. Seit 2006 ist die Anbaufläche dort von 1,5 Mio. ha auf 2,6 Mio. ha gestiegen. Im Rahmen des Netzes Agribenchmark, dass unter Federführung des Thünen-Institutes (vTI) in Braunschweig jährlich einen internationalen Produktionskostenvergleich für Getreide und Ölsaaten durchführt, wurde mit der Unterstützung der UFOP der Rapsanbau ausgewählter EU-Ländern der Jahre 2008 bis 2010 analysiert. Es wurden Betriebe aus den Ländern: Bulgarien, Tschechien, Dänemark, Ungarn, Polen, Rumänien, Großbritannien und Deutschland verglichen.

Rapsfläche stark ausgedehnt

Insbesondere der hohe ökonomische Anreiz hat zu dieser starken Flächenausdehnung geführt. Die Erträge schwankten zwischen den Ländern im dreijährigen Durchschnitt von 27 bis 46 dt/ha. Den höchsten Durchschnittsertrag erreichte Dänemark mit 46 dt/ha, gefolgt von den beiden deutschen Betrieben mit 42 beziehungsweise 43 dt/ha. Die niedrigsten Erträge erreichten die Betriebe aus Südosteuropa (Bulgarien, Rumänien und Ungarn) mit 26 bis 28 dt/ha. Deutlich auseinander geht das Niveau in Polen. Während der intensiv geführte Betrieb auf Böden mit guter Grundnährstoffversorgung 38 dt/ha erzielte, erzielte der extensiv geführte Betrieb mit einer schwachen Nährstoffversorgung 28 dt/ha.

Bei der Mehrzahl der osteuropäischen Betriebe handelt es sich um überdurchschnittliche Betriebe. Nur diese Betriebe sind in der Lage Jahr für Jahr ein kon­sistentes Zahlenwerk für einen Vergleich zu liefern. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie das Potenzial der Standorte und damit die künftige Richtung aufzeigen. Vergleichsweise niedrige Erträge erzielten die britischen Betriebe zwischen 30 und 33 dt/ha.

Ertrag bester „Kostenkiller“

In den ausgewerteten Betrieben schwankten die Direktkosten von 100 bis 160 Euro/t, dabei wurde der niedrigste Wert vom bulgarischen Betrieb und der höchste vom rumänischen Betrieb erreicht. Beide Betriebe haben im dreijährigen Schnitt 28 dt/ha geerntet. Bulgarien ist die Ausnahme. Ansonsten gilt: Ertrag ist der beste „Kostenkiller.“ So führten hohe Inputkosten pro Hektar aufgrund der vergleichsweise hohen Erträge zu den niedrigsten Direktkosten. Bei dem dänischen, den beiden deutschen Betrieben und dem polnischen Betrieb lagen die Direktkosten zwischen 110 und 125 Euro/t. Dagegen erreichten Betriebe mit niedrigen Erträgen Direktkosten von 138 bis 160 Euro/t. Der Zusammenhang zwischen N-Effizienz und Ertrag ist in der Auswertung nicht eindeutig. Sowohl Betriebe mit niedrigem Ertrag (Bulgarien, Tschechien) als auch mit hohem Ertrag (Dänemark, Deutschland) benötigen 49 bis 55 kg Stickstoff für eine t Raps. Vergleichsweise hoch ist der N-Einsatz in einem polnischen Betrieb, Rumänien einem britischen Betrieb mit zwischen 65 und 72 kg pro t Raps. Die Auswertung zeigt, dass einzelbetrieblich europaweit in vielen Betrieben noch Einsparpotenziale für Raps bestehen.

Arbeitserledigung wichtige Größe

Sehr weit auseinander geht auch der Pflanzenschutzeinsatz. Er schwankt zwischen 29 Euro/t bis 59 Euro/t. Die Höhe des Einsatzes hängt dabei nicht von dem zu erwartenden Ertrag des Standortes ab. Auffällig ist das in Osteuropa mit Ausnahme der polnischen Betriebe und des bulgarischen Betriebes der Einsatz recht hoch ist. Dies gilt vor allem für den Herbizideinsatz. Diese Standorte sind teilweise durch einen sehr hohen Unkrautdruck gekennzeichnet.

Dagegen ist in Großbritannien aufgrund der nassen Witterung der Fungizideinsatz (21 bis 25 Euro/t) deut­lich höher als auf den anderen Standorten (14 Euro/t). Der Insektzideinsatz betrug im Mittel 5,5 Euro/t mit einer Bandbreite von 3 Euro/t (Dänemark) bis 9 Euro/t (Ungarn). Alle übri­gen Betriebe bewegen sich zwischen 4 und 7 Euro/t. Ein Zusammenhang zwischen Küstenstandorten und Kontinentalstandorten war in der Analyse nicht festzustellen.

Die Kosten der Arbeitserledigung schwanken in den Agribenchmark-Betrieben zwischen 54 Euro/t und 139 Euro/t. Die niedrigsten Kosten werden in Rumänien erzielt. Hohe Kosten erzielten die Betriebe aus Tschechien (144 Eu­ro/t, Großbritannien (143 Euro/t), Dänemark (141 Euro/t), Mecklenburg-Vorpommern (139 Euro/t) und der polnische Betrieb mit 360 ha (141 Euro/t). Auffällig sind in diesen Betrieben die hohen Maschinenkosten von 54 bis 73 Eu­ro/t. Im Gegensatz stehen die Ergebnisse des sehr effizienten Betriebes in der Magdeburger Bör­de mit 98 Euro/t und der 2 000-ha-Betrieb in Polen mit 100 Euro/t. Beide Betriebe sind kosteneffizient und sehr ertragreich. Interessant sind noch die Lohnkosten pro t. Sie schwanken innerhalb der EU-27 zwischen 9 und 55 Euro/t. Wobei die 9 Euro/t in Rumänien eine Ausnahme darstellen. Sie werden gefolgt vom ungarischen Betrieb mit 20 Euro/t und dem polnischen 200-ha Betrieb mit 31 Euro/t. Die Mehrzahl der Betrieb liegt zwischen 30 und 40 Euro/t. Bei der Analyse fällt auf, dass in Dänemark, Deutschland und Großbritannien die hohen Lohnkosten durch Effizienz ausgeglichen werden.

Aufgrund der starken Veredlung werden in Dänemark mit 137 Euro/t bzw. 630 Euro/ha die höchsten Pachten bezahlt. Auch in der Magdeburg Börde werden umgerechnet 86 Euro/t beziehungsweise 360 Euro/ha im Vergleich hohe Pachten bezahlt. Dort werden bei Neuverpachtung mittlerweile auch 500 bis 600 Euro/ha bezahlt. Sehr günstig sind die Pachten immer noch in Osteuropa mit 23 bis 45 Euro/t (65 bis 170 Euro/ha). Die jüngste Entwicklung zeigt aber auch dort einen deutlichen Anstieg der Pachten auf guten Ackerbaustandorten. Insgesamt schwanken die Produktionskosten zwischen 274 Euro/t bis 458 Euro/t. Das obere Ende stellt Dänemark dar. Dort sind es vor allem die hohen Kosten für die Fläche die trotz hoher Erträge die dänischen Landwirte belasten. Weiterhin sind dort die Kosten für die Arbeitserledigung ebenfalls hoch. Gefolgt wird Dänemark von dem 800-ha-Betrieb in Cambrigde. Dort ist der Input im Rapsanbau im Vergleich zum Ertrag von 3 t/ha zu hoch. Der zweite Betrieb in Großbritannien aus Suffolk mit 440 ha hat das Kostenniveau mit 318 Euro/t deutlich besser dem Ertragsniveau von 3,3 t/ha angepasst. Die Mehrzahl der Betriebe erreicht in der Summe Produktionskosten zwischen 320 Euro/t und 350 Euro/t.

Günstig haben im Schnitt der vergangenen drei Jahre die beiden südosteuropäischen Betriebe in Bulgarien und Rumänien abgeschnitten. Beide Betriebe haben bei einem Ertrag von 2,8 t/ha es geschafft, ihre Kosten auf einem niedrigen Niveau zu halten. Die günstige Relation zwischen Leistung und Kosten in diesen Ländern verdeutlicht auch die Flächenausweitung.

Agribenchmarking durchgeführt

In den letzten drei Jahren haben unter Berücksichtigung der EU-Flächenprämie mit Ausnahme des dänischen Betrie­bes (-43 Euro/t) alle anderen Betriebe Gewinne im Rapsanbau erzielt haben. Die höchsten Gewinne wurden in der Magdeburger Börde (85 Euro/t), Mecklenburg-Vorpommern (94 Euro/t), Ungarn (100 Euro/t), dem polnischen 2 000-ha-Betrieb (92 Eu­ro/t) sowie in Rumänien (92 Eu­ro/t) und Bulgarien (69 Eu­ro/t) erzielt. Niedrig fielen die Gewinne in Tschechien (36 Eu­ro/t), dem polnischen 360-ha-Betrieb (24 Euro/t) und in den beiden englischen Ackerbaubetrieben (18 Eu­ro/t beziehungsweise 48 Euro/t) aus.

Neben den Kosten und den Fruchtfolgewirkungen wird die Vorzüglichkeit im Anbau stark von der Ertrags- und Preisrelation zwischen Getreide und Ölsaaten bestimmt. In der Analyse wurde die Wirtschaftlichkeit des Weizen- und Rapsanbaus miteinander verglichen. Bei annähernd gleichen Kosten im Raps- und Weizenanbau ist auf vielen Standorten die Wirtschaftlichkeit bei einem Ertragsverhältnis zwischen Weizen und Raps von zwei zu eins und einem Preisverhältnis von eins zu zwei gleich.

So erzielt zum Beispiel ein Betrieb in Deutschland bei einem Weizenertrag von 80 dt/ha und einem Rapsertrag von 40 dt/ha bei einem Weizenpreis von 200 Euro/t und einem Rapspreis von 400 Euro/t den gleichen Erlös und damit bei gleichen Kosten den gleichen Gewinn. In der Vergangenheit war dieses Ertrags- und Preisverhältnis für viele deutsche Regionen typisch. In der EU-27 schwankt dieses Verhältnis deutlich.

Die Agribenchmark-Auswertung zeigt, dass im Durchschnitt der letzten drei Jahre das Verhältnis zwischen den Ländern beim Ertrag von 1,6 bis 2,8 und bei einem Preis von 1,9 bis 2,5 schwankte. Während in den englischen Betrieben der Weizenertrag das 2,7 bis 2,8-Fache des Rapsertrages und in Magdeburg das 2,1-Fache betrug, erreichte der Weizenertrag in Bulgarien (1,6), Tschechien (1,7), Polen (1,8), Dänemark (1,8) Ungarn (1,9) und Mecklenburg-Vorpommern (1,9) ein Verhältnis deutlich unter eins zu zwei.

Die letzten drei sehr guten Rapspreisjahre führten dazu, dass mit Ausnahme von Großbritannien (1,8 bis 1,9) das Preisverhältnis von Raps zu Weizen zwischen 2,1 bis 2,5 lag.

Verhältnis Ertrag zum Preis

Ein Preisverhältnis von Raps zu Weizen größer zwei zu eins bei einem gleichzeitigen Ertragsverhältnis von Weizen zu Raps von unter zwei zu eins machen den Rapsanbau in den östlichen Staaten der EU-27 attraktiv. Hinzukommt, dass Raps wegen der knappen Versorgung in der EU-27 jeden Tag verkauft werden kann und ist für viele Betriebe die „Liquiditätsfrucht“. Auf den Standorten in Westeuropa ist es umgekehrt. Dort erzielt Weizen häufig Erträge, die deutlich über dem zweifachen des Rapsertrages liegen. Auf diesen Standorten wird Raps in erster Linie aus Fruchtfolgegründen angebaut. Aufgrund der starken Rapspreise und dem Rückgang des Rüben­anbaus wurde in den letzten Jahren auch dort der Anbau oft ausgedehnt.

Die Entwicklung in Großbritannien muss genauer beobachtet werden. 2011 erreichten die britischen Farmer bei Rapserträgen von 37 dt/ha ein Ertragsverhältnis von eins zu zwei. Inwieweit neue Sorten sowie eine ver­­­­änderte Produktionstechnik zu diesem Ergebnis geführt haben oder ob es sich um ein Jahreseffekt handelt, müssen die nächsten Jahre zeigen.