Mit der Kuh zum Römerberg

Erntefest in Frankfurt zum Motto: Stadt – Land – Genuss

„Frankfurt ist wieder für drei Tage „Hessens größter Bauernhof“. Bereits zum 28. Mal richtete in der vergangenen Woche der Frankfurter Landwirtschaftliche Verein das beliebte Erntefest im Herzen der Bankenmetropole aus. „An Hauptwache und Roßmarkt herrscht eine ländliche Atmosphäre, die den Dialog zwischen Stadt und Land fördert“, sagte der Vorsitzende des Frankfurter Landwirtschaftlichen Vereins (FLV), Karlheinz Gritsch.

FLV-Vorsitzender Karlheinz Gritsch (r.) und Kreislandwirt Dr. Matthias Mehl (M.) verdeutlichten bei der Pressekonferenz zum Erntefest mit Stadtrat Markus Frank (l.) mit einer Kuh vor dem Römer die Verbundenheit Frankfurts mit der Landwirtschaft.

Foto: Roger Cromm

Das Erntefest mitten in Frankfurt sei mehr als ein herkömmlicher Bauernmarkt. Das Thema Landwirtschaft werde hier auf eine besondere Weise näher gebracht. Vorführungen, Probierstände, ein attraktives Rah­men­programm und nicht zuletzt die vielen Tierausstellungen sorgten dafür, dass der Besuch des Erntefestes in Erinnerung bleibt. Vor dem Hintergrund sei das diesjährige Motto „Stadt – Land – Genuss“ eine logische Konsequenz.

Gegenseitiges Verständnis nötig

Vom 21. bis 23. September, so Gritsch bei der Eröffnungsveranstaltung und bei einer Pressekonferenz vor dem Erntefest, würden hessische Bauern in Frankfurt ihre Arbeit und ihre Produkte interessierten Verbrauchern vorstellen. Die Bauern möchten der Bevölkerung die Landwirtschaft vorstellen, das Gespräch zum besseren gegenseitigen Verständnis fördern sowie ihnen die Gelegenheit bieten, sich selbst über heimische Landwirtschaft, deren Strukturen und Produktionsweisen zu informieren. Der Besucher werde so in die Lage versetzt, sich von dem hohen Leistungsstand der heimischen Landwirtschaft zu überzeugen.

Verbände und Landjugend

Auf dem Roßmarkt informier­ten die Verbände aus dem Bereich Landwirtschaft über ihre Arbeit: Hessischer Bauernverband, Landesvereinigung Milch, Amt für den ländlichen Raum Bad Homburg, Landfrauenverband Hessen, Arbeitsgemeinschaft Urlaub auf dem Land, die Vereinigung der hessischen Jagdverbände, die Marketinggesellschaft „Gutes aus Hessen“ sowie HeRo, die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe in Hessen, seien mit Informationsständen vertreten. Am Stand des Frankfurter Landwirtschaftlichen Vereins wurde die Mög­lichkeit geboten, sich durch Fachleute in pflanzenbaulichen Fragestellungen beraten zu lassen. Außerdem wurde das Projekt Lernbauernhof Rhein-Main als außerschulischer Lernort für Kinder, Jugendliche und Erwachsene vorgestellt. Auch die Hessische Landjugend hatte sich in diesem Jahr wieder vielfältig in das Veranstaltungsprogramm eingebracht (siehe Bericht auf Seite 48). Zudem gab es einen landwirtschaftlichen Maschinenpark zu sehen und Vorführungen zu bestaunen. Gritsch dankte der RWZ Rhein-Main und der IG historische Landmaschinen Wetterau-Main-Kinzig für die Präsentation und Vorstellung der Maschinen.

Zum Erntefest hatte FLV-Vorsitzender Karlheinz Gritsch (3.v.l .) die Ehrengäste zu einem Rundgang eingeladen. Auf dem Bild am Stand des Hessischen Bauernverbandes neben Gritsch (v.r.): HBV-Vizepräsident Armin Müller, Landjugendvorsitzender Henrik Schmidtke, Milchkönigin Marie I., Landfrauen-Vorstandsmitglied Brigitte Tkalec, Staatssekretär Mark Weinmeister und Stadtrat Peter Mensinger.

Foto: Jörg Rühlemann

„Besonders die Kontaktpflege zu Jugendlichen und Kindern liegt uns am Herzen. Wir wollen versuchen, mit dem Erntefest das Interesse an Natur und Landwirtschaft zu wecken“, so Gritsch weiter. Aus diesem Grund wurden die Kinder von über 450 Frankfurter Schulen und Kindergärten eingeladen. Begrüßt am Stand der Landesvereinigung Milch mit einer Tüte frischer hessischer Milch konnten sich die Kinder dann über die heimische Landwirtschaft informieren. Für sie wurde eine ganze Reihe von Aktionen angeboten.

Aktionsbühne auf dem Roßmarkt

Das Rahmenprogramm auf der Aktionsbühne auf dem Roßmarkt und an den Informationsständen findet in jedem Jahr einen besonders großen Anklang, beispielsweise durch Kochshows, Diskussionen, Quizeinlagen oder Land­technik-Vorführungen. Neu in diesem Jahr waren Schwerpunkttage im Rahmenprogramm zu verschiedenen Themen, beispielsweise rund um die Milch und Energie vom Feld. Bei der Pressekonferenz ging Kreislandwirt Dr. Matthias Mehl auf die diesjährige Erntesituation im Rhein-Main-Gebiet ein. Das laufende Jahr 2011 sei „ein nicht einfaches Vegetationsjahr“ gewesen. Vielerorts sei keine zeitgerechte Ernte von Getreide und Raps möglich gewesen. Trotz der widrigen Witterungsbedingun­gen und der eher pessi­mistischen Prognosen bringe die Ernte 2011 für die heimischen Betriebe doch noch einigermaßen zufrieden stellende Erträge und Qualitäten. Bei Winterweizen liegen die Erträge um 5 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahres, so das FLV-Vorstandsmitglied weiter. Jedoch seien starke Schwankungen der Erntemengen selbst innerhalb der Region festzustellen. Beim Winterraps sei der Ertrag um knapp 20 Prozent niedri­ger als im letzten Jahr ausgefallen. Für Zuckerrüben und Kartoffeln waren die Vegetationsbedingungen in diesem Jahr sehr günstig. Die Futterversorgung der hessischen Tierhaltungsbetriebe sei weitestgehend gesichert. Zusammenfassend könne man sagen, dass mit trockener Aufwuchsphase, zu nasser Erntephase und abschließend noch Starkniederschlägen 2011 alles andere als ideale Rahmenbedingungen herrschten. Zur Eröffnung begrüßte FLV-Vorsitzender Gritsch viele Ehrengäste, darunter Hessens Land­wirt­schaftsstaats­sekretär Mark Weinmeister, den Vizepräsidenten des Hessischen Bauernverbandes, Armin Müller, Frankfurts Stadtrat Peter Mensinger, das Vorstandsmitglied des Landfrauenverban­des Hessen Brigitte Tkalec, Landjugend-Vorsitzenden Henrik Schmidtke, die Hessische Milchkönigin Marie I. und die Hessi­sche Rapsblütenkönigin Monika I., die auf die Bedeutung des Erntefestes eingingen. Staatssekretär Weinmeister hob hervor, dass dieses mitten in der Großstadt eine Gelegenheit sei, „zu zeigen, wie Landwirtschaft funktioniert und wo die Lebensmittel herkommen“. Auch könne vieles von der Distanz weggenommen werden, die gelegentlich die Erzeuger und die Verbrau­cher von Lebensmitteln trennt. Die Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen für die städtische Entwicklung müsse als Verlust für die Landwirtschaft betrachtet und deshalb so gering wie möglich gehalten werden.

Flächenverbrauch thematisiert

Gespräche unter Fachleuten fanden auf dem Stand des Frankfurter Landwirtschaftlichen Vereins ebenso statt wie die Information von Schülern über die Landwirtschaft.

HBV-Vizepräsident Armin Müller wies darauf hin, dass in Hessen durch Infrstrukturmaßnahmen pro Tag etwa sechs Hektar Landwirtschaftsfläche verloren gehen. In Bezug darauf über­reichte er Frankfurts Stadtrat Peter Mensinger ein Schild mit dem Hinweis „Stoppt Landfraß“. Außerdem hob Müller hervor, wie wichtig es sei, den Dialog zwischen Landwirten und Stadtbevöl­kerung aufzubauen und zu pflegen. Direktvermarktung, kurze Wege zum Verbraucher und die Darstellung gläserner Produktion seien bedeutende Komponenten dazu. Zu kurz kommen dürfe dabei nicht der Hinweis auf die Pflege der Kulturlandschaft durch die Landwirte und darauf, dass sie im Einklang mit Natur und Umwelt produzieren.
Brigitte Tkalec sagte, das Erntefest sei „mehr als ein herkömm­licher Bauernmarkt.“ Landjugend-Vorsitzender Henrik Schmidtke bedauerte, dass Lebensmittel häufig zu billig angeboten würden. Das erschwere es der Landjugend als nächster Generation, die Betriebe zu erhalten. Zahlreiche weitere Ehrengäste begrüßte der FLV-Vorsitzen­de zum Erntefest. Ebenso Vertreter des Agrarhandels, darunter den Vorsitzenden des Industrieverbandes Agrar (IVA), Dr. Theo Jachmann, und Nikolai von Roenne von der Raif­feisen Waren-Zentrale Rhein-Main eG. Rü