Ohne Lager und Kühlhaus geht gar nichts

Ware vieler kleiner Betriebe bündeln, um breites Sortiment anzubieten

Es duftet nach Kräutern, Getreidesäcke, Wurstdosen, Honiggläser, Nudeln, Säfte und Marmeladen stehen in den Regalen. Kornelius Burgdörfer-Bensel ist im Element. Mit Händen und Füßen erklärt er, dass das Trockenlager schon wieder zu klein ist, obwohl dieses erst vor zwei Jahren gebaut wurde. Gut, dass der Hof am Weiher in Albessen, unweit von Kusel, viel Platz bietet. Die Region gehört zu den Abwanderungsregionen und liegt zwischen Trier, Kaiserslautern und Saarbrücken. Die Bodenrichtwerte für Ackerland betragen zirka 60 Cent/m2.

Wie es sich für Bioprodukte gehört, wird dieses authentisch in der Holzkiste angeliefert. Die Hof am Weiher AG liefert ein Vollsortiment an Endverbraucher.

Foto: Setzepfand

Derzeit ist wieder Baustelle. Wo einst das Heu und Stroh lagerte, werden nun Büroräume im Obergeschoss des alten Stallgebäudes eingerichtet. Darunter war einst der Hofladen. Diesen gab die Familie Burgdörfer-Bensel wieder auf, auch den Marktstand in Kaiserslautern. Heute bildet der Hofladen den Start der Packstraße für den Hauslieferservice. Vor 26 Jahren haben Annette und Kornelius Burgdörfer-Bensel den Bioland-Betrieb „Hof am Weiher“ gegründet.

Liefern Vollsortiment wöchentlich an die Kunden

Der Hauslieferservice ist seit der Gründung ein wichtiges Standbein des Betriebes. Stetig wuchs die Kundschaft, mittlerweile werden rund 330 Kunden mit einem Fuhrpark von zwei 3,5 Tonnern angefahren. Für das Einkaufen in der Region bei Kollegen werden zwei LKWs mit 5 und 7,5 t genutzt. Von der Vorderpfalz über das Saarland bis in den Hunsrück reichen die Touren.

„In den 80- und 90er Jahren da konnte man noch einfach Land pachten, heute ist es sogar hier schwer“, sagt Burgdörfer-Bensel. Der drahtige 53-Jährige hat ursprünglich Technischer Zeichner gelernt und wurde dann bei einem Praktikum in Breunigweiler auf dem Hof seines Cousins mit dem „Landwirtschaftsvirus“ infiziert und schulte auf Landbautechniker um. Das Virus wurde auch an die kommende Generation weitergegeben. Der Sohn lernte Landmaschinenmechaniker in Kusel und arbeitet nun auf dem Betrieb, die Tochter studiert Betriebswirtschaft in Berlin. „Noch spricht sie davon, nach Ende des Studiums zurückzukommen und in den Betrieb einzusteigen. So langsam können wir das ernst nehmen“, bemerkt Burgdörfer-Bensel, der nun 90 ha biologisch nach den Richtlinien von Bioland bewirtschaftet. Zur Hälfte wird Grünland, die andere Hälfte Ackerland angebaut. Eine Mutterkuhherde von 20 Tieren der Rasse Fleckvieh-Limousin grast das Grünland ab. Auf dem Ackerland werden Kleegras, Leguminosen, Kartoffeln, Roggen und sonstiges Getreide angebaut. „Wir haben eine große Vielfalt, auch in der Fruchtfolge“, weist Burgdörfer-Bensel hin. Auf zwei Hektar baut die Familie Grobgemüse an, Wintergemüse, das gut gelagert werden kann, wie Kohl, Rote Beete, Möhren, Petersilienwurzel, Pastinaken, Kürbisse und Zwiebeln.

Kornelius Burgdörfer-Bensel hat keine freie Minute. Wenn er nicht selbst Bestellungen ausfährt, ist er auf dem Feld.

Foto: Setzepfand

Ungewaschen lagern die Möhren bei 1° C im Kühlhaus

Eben sind die Vorräte vom vergangenen Jahr zur Neige gegangen. Daher ist das Kühlhaus derzeit recht leer. „Die Möhren lagern wir monatelang ungewaschen mit einer Lochfolie umhüllt, in einer Kiste, bei 1° C im Kühlhaus, damit ein Gasaustausch stattfinden kann, die sind auch nach Monaten im Kühllager noch richtig frisch“, stellt Burgdörfer-Bensel fest. „Da wir weit weg von den Ballungszentren wohnen, können wir keine Großhändler hierher locken, die Ware aufkaufen, wie dies in der Vorderpfalz möglich ist. Hier muss gelagert werden. Auf dem Hof am Weiher gibt es mehrere Kühllager. Das kleinere dient dazu die fertig kommissionierten Kisten der Hauslieferservice-Kunden bis zum nächsten Morgen frisch zu halten. In den mittleren Kühlräumen lagern das Wurzelgemüse und Kohl. Hier herrschen 1° C und eine Luftfeuchtigkeit von 95 Prozent. Insgesamt werden drei der Kühllager mit einer Temperatur von 1° C betrieben, ein viertes mit 4 bis 6° C.

2001 wandelte die Familie ihr Eigenkapital in Aktien um – erstmals war damit ein Biohof als „Kleine Aktien­gesellschaft“ am Markt. 150 Aktionäre – überwiegend aus dem Kundenkreis – haben für 450 000 Euro Aktien gezeichnet und damit wichtige Investitionen ermöglicht. Sie nehmen über monatliche Kundenbriefe, Hoffeste und die jährliche Hauptversammlung am Betriebsgeschehen teil. Wenn Kornelius Burgdörfer-Bensel, „Biobauer und Vorstand der Hof am Weiher AG“, das Rentenalter erreicht, kann die AG einen neuen Bauern-Vorstand anstellen. Motiv für die Wahl der Rechtsform war, den Hof langfristig auf tragfähige Füße zu stellen und ein Profil zu entwickeln, das nicht nur auf die Person des Bauern zugeschnitten ist. „Damit möchte ich Verbraucher und Landwirtschaft wieder in ein engeres wirtschaftliches Verhältnis zueinander setzen und die gemeinsame Verantwortung für die Landwirtschaft der Zukunft fördern.

Aktionäre sind sozial und ökologisch eingestellt

Auf dem Hof am Weiher gibt es vier Kühlanlagen: Sie dienen zur Lagerung von Wurzelgemüse, Kohl, Milchprodukten sowie Fleisch und werden auf 1° C gestellt. Nur das Endvberbraucherlager hat Temperaturen von 4 bis 6 ° C.

Foto: Setzepfand

Unsere Aktionäre sind sozial und ökologisch engagiert und kommen aus allen Altersstufen. Die Rendite steht nicht im Mittelpunkt ihrer Anlagestrategie, wenngleich wir anstreben, mittelfristig eine Dividende auszuschütten“, sagt Burgdörfer-Bensel. Er hofft, dass sich aus diesem Kreis immer wieder Menschen finden, die als Aufsichtsrat Verantwortung übernehmen, derzeit hat Manfred Nafziger den Sitz des Aufsichtsrates inne. „Die Strukturvorgaben der AG zwingen dazu, mit Partnern Lösungen zu finden. Einziger Nachteil: die Gründungskosten der AG sind deutlich höher als bei einer GmbH“, weiß Burgdörfer-Bensel.

Auch der nächste Schritt der Familie Burgdörfer-Bensel wurde unternommen, um den Betrieb sicher weiterzuentwickeln: So startete die Familie vor zwei Jahren die Regionalverteilung Saar-Pfalz-Hunsrück. „Wir sind zu klein als dass sich Großhändler für uns interessieren, daher tun wir uns unter der Marke „Ökologische Landwirtschaft Saar-Pfalz-Hunsrück“ mit ökologisch wirtschaftenden Betrieben zusammen, die ähnliche Vermarktungsprobleme haben. So können wir uns gegenseitig unterstützen und ein breites Sortiment für Lebensmitteleinzelhändler, Küchen oder die Gastronomie anbieten“, fasst Burgdörfer-Bensel zusammen. Derzeit kauft er als Großhändler von rund 25 Erzeugern von der Frischkäserei, über Imker, Biowinzer, Kartoffelanbauer, Eiererzeuger bis zu den Kräutern einen Teil ihrer Ware für die Ökologische Landwirtschaft Saar- Pfalz- Hunsrück ab. „Auch dafür brauchen wir die Kühlmöglichkeiten. Joghurt, Milch, Sahne, Schinken, Rohbeißer, alles hält länger, wenn es gekühlt wird“, sagt Burgdörfer-Bensel stolz. Momentan arbeiten 23 Leute für das Unternehmen: Fahrer, Büroleute, viele in Teilzeit. Die Büroräume für die Bestellungen der Regionalvermarktung wurden vom Land und der EU zu 30 Prozent gefördert, verrät er. Doch ob er dies nochmals machen würde, sei fraglich. Der Aufwand für die Bürokratie sei immens, sodass ein Großteil des Geldes für die Verwaltung hängen bleibt.

Wurst, Käse, Sahne, Joghurt, Gemüse und Obst werden im Kühlhaus bei 1° C gelagert.

Foto: Setzepfand

Familie ist „Fan der Vielfalt“

Die Idee der Regionalverteilung bietet eine wichtige Entwicklungsmöglichkeit, um eine vielfältige ökologische Produktion in der Pfälzer Berglandregion erhalten und weiterentwicklen zu können. „Nur so können wir die Produkte aus der Mutterkuhhaltung, der Legehennenhaltung bis hin zum Feldgemüse und den Berglandkartoffeln in der Region unterbringen“, meint Burgdörfer-Bensel – vielen Aktionären gefällt das Konzept und sie unterstützen gerne die hochmotivierten und kreativen Mitarbeiter.

zep – LW 22/2013