Der Lagerschutz beginnt schon auf dem Acker
Aktiver Vorratsschutz im ökologischen Landbau
So wie der Landwirt Teil der Wertschöpfungskette Getreide ist, muss der Vorratsschutz in die gesamte Produktion von der Aussaat bis zur Vermarktung eingebunden sein. Worauf zu achten ist und welche Möglichkeiten im Öko-Landbau bestehen, erläutert Heinz Gengenbach vom LLH in Griesheim.

Foto: Gengenbach
Vor und während der Ernte sind Vorbereitungen zu treffen
Vor der Ernte muss das Lager besenrein und frei von Schädlingen sein; eventuell ist eine Leerraumbehandlung mit Silico Sec (10 -20 g/ m2) an Boden, Wänden, Decken und Balken vorzunehmen.
Zur Reinigung und Sichtkontrolle der Transportfahrzeuge sowie des Mähdreschers müssen alle Teile, die mit dem Erntegut in Berührung kommen, auf Reste von Abschmierfett, lose Metallteile und Reste organischen Ursprungs überprüft werden, und falls nötig, sind diese zu entfernen.
Silozelle, Annahmegrube, Schnecken und weitere Höhenförderer müssen kontrolliert werden. Zu klären ist auch die Frage: Habe ich genügend Transport- und Annahmekapazitäten? Vogelnistplätze, Schlupfwinkel von Nagern, Restbestände an Getreide und Fremdstoffe (z.B. Gefahrenstoffe wie Diesel oder Motorenöle) sind zu beseitigen. Diese Aspekte sind CC (Cross Compliance) relevant!
Zur Ernte sollte man gegebenenfalls beim Lohnunternehmer nachfragen, wo und was der Mähdrescher vorher gedroschen hat. Falls nötig, ist dieser zu säubern. Für die Anhänger gilt: Abdichten und mit Plane abdecken, besonders bei längeren Fahrten auf öffentlichen Straßen, denn es besteht Kontaminationsgefahr mit unerwünschten Stoffen wie Steinen oder Staub.
Es ist sicherzustellen, dass genügend Arbeitskräfte und Zugmaschinen plus Anhänger während der Zeit des Dreschens zum Abfahren und zum Einlagern zur Verfügung stehen.
Reinigen vor dem Einlagern ist das Minimum
Im Windsichter werden Staub und Leichtteile mit Saug-oder Druckluft entfernt. Für alle Reinigungsgeräte gilt: Die Leistung sollte 10 bis 20 Prozent höher eingeplant werden als die vorgeschaltete Förderkapazität (zirka 40 t/h).
Die Getreidefeuchtigkeit und verschiedene Qualitätsparameter wie Fallzahl und Proteingehalt oder auch hl-Gewicht sollten durch Schnelltests erfasst werden können. Rückstellproben sind sachgemäß und repräsentativ zu ziehen. Gerste, Roggen, Weizen und Mais sind mit 14 bis 14,4 Prozent Feuchte lagerfähig, Speise-Hafer darf wegen seiner schlechten Wasserbindungseigenschaften und hohen Lagerempfindlichkeit nicht mehr als 12 Prozent Feuchtegehalt aufweisen.
Die Schüttgosse muss wasserundurchlässig gebaut sein, weil sonst Grundwasser eindringen könnte. Bei Nichtgebrauch ist die Gosse abzudecken. Kein Abstellen von Geräten oder ähnlichem und Produkten im Bereich der Annahmegosse. Auch dies ist CC relevant.
Bei einer mobilen Befüllung und Entnahme von Flachlagern mit Frontladern, Staplern oder Förderbändern sind Verluste von Öl und Kühlflüssigkeit sowie verschmutzte Räder zu vermeiden; das Lager muss jeweils nach den Arbeitsvorgängen wieder verschlossen werden.
Das Eindringen von Nagern, Vögeln und anderen Tieren in das Lager ist durch dicht schließende Tore beziehungsweise Netze zu verhindern. Ist eine Trocknung, Kühlung oder Belüftung erforderlich, muss eine Temperaturkontrolle im Getreidestapel erfolgen, um die anzustrebenden 15 °C einhalten zu können. Mindestens die Hälfte des gesamten Getreidelagers muss gut belüftbar sein.
Das A und O der Lagerung ist die Vorbeugung
Das Übel beginnt beim Staub und nicht erst beim Getreidekäfer oder der Ratte. Ein guter Lagerraum ist daher trocken (55 bis 65 Prozent rel. Luftfeuchte), sauber und gut belüftet. Die Wände sind möglichst glatt und der Fußboden soll aus glattem, gut zu reinigendem Material sein. Spalten und Ritzen sollten sorgfältig und dauerhaft verschlossen sein.
Schädlinge brauchen Nahrung und Verstecke. Im Rahmen der Nahrungskette bilden Pilze und Staubpartikel die Futtergrundlage für Milben und Staubläuse. Diese werden wieder von Raubmilben gefressen.
Schaderreger im Getreide nutzen ein besonderes Mikroklima. Dieses ist kontrollierbar durch die Steuerung der Faktoren Staub, Wärme und Feuchtigkeit. Ein Temperaturanstieg des Lagerguts deutet auf einen Befall und Aktivität durch Käfer, Milben oder Lagerpilze hin und birgt die Gefahr der Bildung von und Mykotoxinen.
Um eventuelle Vermögensschäden durch Vermischung und Vermengung von geliefertem Getreide abzusichern, wird der Abschluss einer erweiterten Produkthaftpflichtversicherung empfohlen.
Weitere Informationen unter www.llh-hessen.de/landwirtschaft/oekolandbau/index_oeko.htm.
Wirtschaftlichkeit
Was darf die Getreidelagerung auf dem eigenen Betrieb kosten? Schallgrenze: 200 Euro/t Getreide Investitionsbedarf (ohne Trocknung). Abschreibung 20 Jahre; Zinsansatz 4,8 Prozent; Zinsverlust 3 Prozent, Lagerschwund 0,8 Prozent pro Monat. Gengenbach |