Ein Mastjahr nach dem anderen

Ob in Hessen oder Rheinland-Pfalz, in den Wäldern haben die Mastjahre der Buchen und Eichen in den vergangenen 20 Jahren deutlich zugenommen. Waren zwischen 1839 und 1987 die Mastjahre 3,3 bis 7,1 Jahre ausein­ander, so liegen seit 1988 bis 2011 im Schnitt nur noch 2,4 Jahre zwischen den Masten. Auch 2011 war ein Mastjahr.

Die starke Fruchtbildung ist mitverantwortlich für die Verschlechterung des Waldzustandes im Jahr 2011. Sie führte zu einer mittleren Kronenverlichtung der älteren Buchen in Hessen auf 38 Prozent, das sind zehn Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr. Wie kommt es zu den sich häufenden Mastjahren, die nicht nur an den Kräften der Buchen zehren, sondern auch für eine steigende Population der Wildschweine sorgen und somit zu hohen Wildschäden in der Landwirtschaft?

Tatsache ist, dass die Entscheidung, ob Blüten- oder Triebknos­pen gebildet werden, in den Früh­sommermonaten des Vorjahres fällt. Sind diese warm und trocken, werden vermehrt Blütenknospen gebildet und auf das Triebwachstum verzichtet, was die Kronenverlichtung erklärt. Nicht jedes Jahr führt eine reiche Blütenbildung zu einer Mast. Voraussetzung ist eine gute Nährstoffversorgung mit Assimi­laten. Hier könne laut Forstexperten die gute Stickstoffverfügbarkeit in den Waldböden eine bedeutende Rolle spielen. Die jährlichen Stickstoffeinträge aus der Luft betrugen in einem Fichtenbestand bei Birkenfeld 21 kg/ha. Auch die zunehmenden Mischbestände sowie die Kalkungen sorgen für eine bessere Nährstoffversorgung mit Magnesium und Calcium, sodass einer starken Fruchtbildung wenig im Weg steht. Vielleicht ist das die natürliche Reaktion des Waldes, sich auf den Klimawandel einzustellen: Verstärkt in den Nachwuchs investieren, in der Hoffnung, dass manche die richtigen Gene haben, um weiterzukommen.

Elke Setzepfand