Der Minimalschnitt im Spalier vor dem Durchbruch?

Die heute übliche Reberziehung im Drahtrahmen erleichtert die Pflege und ermög­licht eine weitgehende Mechanisierung. Es bleibt der arbeitsintensive Rebschnitt, der mit Sachverstand per Hand durch­zuführen ist. In den Betrieben hat allerdings der Chef kaum noch Zeit selbst zu schneiden, statt dessen macht die Arbeit oft eine gut eingearbeitete Saisonarbeits­kraft. Vor dem Hintergrund, dass in Zukunft in der Landwirtschaft kaum noch Arbeitskräfte zur Verfügung stehen werden, sind alle Mechanisierungsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen, die sich bieten. So stößt die neue Reberziehung „Minimalschnitt im Spalier“ auf großes Interesse bei den Winzern. Dabei wird die vorher konventionell bewirtschaftete Spalieranlage nicht mehr geschnitten und gebogen, alle Triebe lässt man wachsen. Ein Winterschnitt mit einem Mes­serbalkengerät oder Laubschneider ist nötig, um die Form des Spaliers zu erhalten.

Aufgrund der hohen Trieb- und damit Traubenzahl pro Stock können Übererträge ein Prob­lem beim Minimalschnitt sein. Deshalb muss der Winzer regulierend eingreifen. Durch Ausdünnen mit einem Vollernter sind Erträge und Qualitäten möglich, die denen einer Normalerziehung eben­bür­tig sind. Die Ergebnisse in den Versuchsanlagen sind so vielverspre­chend, dass einige Betriebe Parzellen auf die neue Erziehungsart umstellen und selbst Erfahrungen sammeln. Neben ökonomischen Grün­den sprechen phytosani­täre Aspekte wie bessere Trau­ben­gesundheit für diese Erziehung. Der Minimal­schnitt verspricht ertragsstabiler und unem­pfind­li­cher gegenüber Witterungs­einflüs­sen wie Frost, Hagel oder Sonnenbrand zu sein.

Weiterhin ist natürlich die Begleitung durch die Weinbauberatung gefragt. Die Qualität des Endproduktes Wein muss immer im Mittelpunkt aller Überlegun­gen stehen.