Von der Not der Bauern ist in den Regalen nichts zu sehen

Direktzahlungen werden auf Betrieben benötigt

„Die durch starke Nässe verursachte Ernte hat im vergangenen Jahr dazu geführt, dass die Landwirte in der Region im Schnitt bis zu 70 Prozent ihres Einkommens verloren“, stellte Eberhard Hartel, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd, auf der Vertreterversammlung des Bauernkreisverbandes Pirmasens-Zweibrücken im Gasthaus „Zum Hannes“ in Winterbach-Niederhausen vor nahezu 100 Landwirten fest.

Die Verbraucher bemerken in den Supermärkten nichts von den schwierigen Bedingungen, die Landwirte in ihrem Alltag meistern.

Foto: Erwin Lorenzen/pixelio.de

Der Bioanbau sei regelrecht ausgefallen, enorme Probleme habe die Kirschessigfliege verursacht sowie die geringe Rapsernte, sagte Hartel. „Hätten wir beim Raps die Fungizide nicht gehabt, wäre der Ernteausfall noch tragischer geworden“. In der Vorderpfalz gab es außerdem eine noch nie erlebte Knollenfäule, so Hartelt. Die Landwirte seien deshalb auf direkte Einkommensübertragungen des Staates angewiesen. Nahrungsmittel waren noch nie so günstig wie heute und die Regale in den Lebensmittelmärkten seien voll.

Hartelt wörtlich: „Wir sind im Hinblick auf die Erzeugerpreise im Würgegriff der Verbraucher und der Lebensmittelketten.“ Und doch sei die Landwirtschaft nach wie vor der einzige Bereich in der europäischen Politik, der die Zusammengehörigkeit fördere. Der Bauernpräsident sprach sich für den Erhalt der ersten Säule nach 2020 aus. Die Fortsetzung der ersten Säule sei für die Region ein wichtiger Bestandteil. „Was wir aus der ersten Säule bekommen ist jedoch an Bedingungen geknüpft. Der Bauernpräsident sprach sich auch für die gezielte Förderung der Viehhaltung aus, damit die Tierhaltung erhalten bleibe.

Landwirtschaft nicht ausbluten lassen

Darüber hinaus soll die Düngemittelverordnung und die Sperrzeit zum Ausbringen der Gülle ausgeweitet werden. Quälend seien auch die neuen Auflagen beim Ausfüllen des vierseitigen Diesel-Antrages. Von 1999 bis heute haben in Rheinland-Pfalz bereits mehr als 50 Prozent der Landwirte ihre Tore für immer geschlossen. Hartelt forderte einen runden Tisch mit der Landwirtschaft und den beteiligten Behörden. Er warnte zugleich vor einem weiteren Ausbluten der Landwirtschaft.

Zu großem Unmut hätten auch die vom Bundesumweltministerium auf den Weg gebrachten „neuen Bauernregeln“ geführt. Hartelt sprach von einer schmutzigen Diffamierung eines Berufsstandes aus der Feder der Ministerin Barbara Hendricks. Positiv bewertete der Bauernpräsident die guten Kontakte zum rheinland-pfälzischen Landwirtschaftsministerium in Mainz und dem Team von Dr. Volker Wissing. Er appellierte abschließend an die Landwirte, „auch weiterhin ihr Berufsethos gegenüber der Natur, den Betrieben und den Familienmitgliedern mit berechtigtem Stolz zu zeigen und darzustellen“.

Nun wieder Niederschlagsdefizit

Kreisvorsitzender Uwe Bißbort nahm sich den Ereignissen in der Region an: Das Wetter war, wie so oft in den letzten Jahren, nicht normal. Nach einer sehr nassen und kalten ersten Jahreshälfte folgte im Juli des vergangenen Jahren ein trockenes und im September ungewöhnliches, heißes Wetter. Dies hatte zur Folge, dass die Erträge in fast allen Kulturen unterdurchschnittlich waren. Nachdem es seit dem vergangenen Juni selten geregnet hat, sei mittlerweile auch ein großes Niederschlagsdefizit entstanden, das bis heute nicht ausgeglichen wurde. Viel stärker habe der Markt und teilweise auch die Medien durch ihre Stimmungsmache die Arbeit der Landwirte beeinflusst. Was auch vielen Berufskollegen Kummer bereitet, seien speziell im Bereich der Tierhaltung die stetigen Anfeindungen. „Ich kann nur immer wieder betonen, kein Bauer, der sein Handwerk versteht, quält Tiere ober behandelt seine Tiere schlecht“, unterstrich Bißbort.

„Es gibt immer neue Herausforderungen im ländlichen Raum, die nur gemeinsam mit der Politik gelöst werden können. Wir haben bisher immer gemeinsame Wege gefunden, wie die Gestaltung des ländlichen Raumes funktionieren soll“, sagte Bürgermeister Thomas Peifer von der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Wallhalben in seinem Grußwort.

Bott – LW 8/2017