Die Passionszeit in der Familie erleben
Wiederentdeckung und Neuerfindung verlorener Rituale
Für die Advents- und Weihnachtszeit gibt es in fast jeder Familie Rituale und Bräuche. Im Blick auf Ostern und erst recht auf die vorausgehende Passionszeit fällt es vielen Eltern schwer, Formen und Ideen zu entwickeln, die die Bedeutung dieser Zeit auch für Kinder lebendig machen. Weithin ist Ostern längst zum vorchristlichen „Frühlingsfest“ geworden. Oft bleiben nur bunte Eier, der Osterhase und das Eiersuchen und ein bunter Blumenstrauß. Natürlich soll das Eierfärben und -suchen, ein gemeinsames Osterfrühstück und ein Gang durch die Natur auch weiterhin Freude machen, aber es lohnt, der christlichen Bedeutung des Osterfestes nachzuspüren: Ostern ist die Botschaft vom Nein Gottes zum Tod, vom Ja Gottes zum Leben.

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Verzicht, der uns reicher macht
Wer Ostern feiern will, sollte die Passionszeit nicht übergehen. Auch jüngere Kinder lassen sich in der mit dem Aschermittwoch einsetzenden Fastenzeit durchaus dafür gewinnen, für eine begrenzte Zeit etwa auf Süßes zu verzichten. Schleckereien, die dennoch ins Haus kommen, können in einer Fastendose aufbewahrt werden. Auch mit einer zweiten Dose lassen sich gute ErfahrunÂgen machen: Mit der „Fastenopfer-Dose“, in die das Geld wandert, das etwa durch den Verzicht auf Süßes und Fleisch oder bei Erwachsenen auf Tabak und Alkohol gespart wird. Zum Auftakt der Fastenaktion kann ein Familienrat bei einer frischen Hefe-Fastenbrezel beraten, wohin das Geld gehen soll. Kinder haben große Freude daran, anderen zu helfen und sind gerne bereit, Not zu lindern.
Ein aufgemalter „Fastenbaum“, auf den alle Familienmitglieder je nach Anlass „Kummerblätter“ oder „Freudenfrüchte“ kleben, ist eine weitere Möglichkeit, die Zeit vor Ostern bewusst zu erleben. Er kann helfen, aufmerksam durch die Passionszeit zu gehen. Am Karsamstag kann die Familie dann gemeinsam Rückblick halten, auf das, was es den vergangenen Wochen an Schönem und Schlimmen gegeben hat.
Viele Erwachsene nehmen an der Aktion: „Sieben Wochen ohne“ teil. Sie verzichten freiwillig auf Fernsehen, Kaffee, Alkohol oder andere lieb gewordene „LasÂter“, um zu erproben, welche Wirkung das auf ihr Leben hat. Dabei können Eltern und auch ihre Kinder erfahren, dass Verzichten nicht einfach das Wegfallen bestimmter Annehmlichkeiten bedeutet, sondern sinnvoll und hilfreich sein kann. Und nach einer SüßigÂkeiÂtenpause schmecken die Naschereien zu Ostern dann beispielsweise besonders gut.
Wie wäre es, gemeinsam etwas zu spielen, statt vor dem Fernseher zu sitzen, oder einmal die biblische Passionsgeschichten zu lesen? Vielleicht ist es sogar mit jüngeren Kindern möglich, in der Osterwoche etwa mit Bauklötzen oder Legosteinen eine Art „Osterkrippe“ nachzubauen? Die Stadtmauern von Jerusalem mit der Straße, auf der Jesus nach Jerusalem einzog, das Kreuz auf Golgatha, das Felsengrab. So kann das Geschehen anschaulich gemacht werden.
In der Woche vor Ostern kann man die alte Tradition aufgreifen, mit Kindern einen Ostergarten zu bauen. In einer GartenÂecke oder in einer Holzkiste in der Wohnung können Kinder aus Steinen, Zweigen und Erde eine kleine Landschaft mit einer Grabeshöhle gestalten. Jüngere Kinder mögen es zudem, wenn sie die Figuren der biblischen Berichte in ihrem Ostergarten aufbauen dürfen. Am Ostermorgen wird er dann mit Blumen geschmückt und die vormals verschlossene dunkle Grabhöhle wird von einer brennenden Kerze erleuchtet. Karin Vorländer
Sieben Wochen ohne Ausreden
Die Passions- beziehungsweise Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch und umfasst im Christentum den Zeitraum der sieben Wochen vor Ostern. Sie erinnert an das 40-tägige Fasten Jesu Christi zur Vorbereitung seines öffentlichen Wirkens. Die bundesweite Fastenaktion der Evangelischen Kirche in Deutschland „7 Wochen ohne“ läuft in diesem Jahr unter dem Motto „Ich war“s! – 7 Wochen ohne Ausreden“. LW |