Von wegen Pastorenhündchen

Der Kleine Münsterländer – Eigenschaften dieser Jagdhunderasse

Im fränkischen Neuendettelsau zeigte der Nachwuchs der Kleinen Münsterländer (KLM) aus dem In- und Ausland, was in ihm steckt: Passion, Vielseitigkeit und hohe Leistung in kleinem Format. Ausbildungs- und Zuchtschauen von Jagdge­brauchshunden helfen, um festzustellen, für welche Situationen sich der Kleine Münsterländer auf der Jagd besonders gut eignet. Auch sind es gute Gelegenheiten, um zu analysieren, ob Einsatzmöglichkeiten für den KLM im selbst bejagden Revier bestehen. Seine Qualitäten beweist der KLM nicht nur wenn es darum geht, Hühner aus dem Gebüsch oder einen Hasen aus der Sasse herauszustoßen.

Bei der Arbeit im Feld und Wasser zeigt der KLM, dass er kein „Pastorenhündchen“ ist.

Das Münsterland vor gut hundert Jahren: Felder und Wiesen, Teiche und Wasserläufe, und dazwischen viele landwirtschaftliche Anwesen. Hier geben Bauern und der Landadel den Ton an. Doch auch die Lehrer, Handwerksmeister und Pastoren, die in den vielen Dörfern und Bauernschaften leben, zieht es hinaus zur Jagd. Sie führen meist kleinere Jagdhunde, die einfacher zu halten und zu ernähren sind, als die großen Vorstehhunde, die auf den Gutshöfen leben.

Diese kleinen „Heidewachtel“ und „Roten Heidebracken“ waren die Ausgangsformen, aus denen schließlich ein einheitlicher kleiner, langhaariger Vorstehhund entstand. Geführt, gefördert und gezüchtet von Lehrern und anderen „unbegüterten“ Jägern. „Pastorenhündchen“ wurde er deshalb von vielen Führern der großen Vorstehhunde etwas herablassend genannt. Doch auf die Größe kommt es nicht immer an, wie die Internationale Bundes-HZP (HZP: Herbstzuchtprüfung) zeigte. Passion hat auch in einem mittelgroßen Hund Platz. Und ein ausgeglichener, intelligenter Jagdgefährte, der sich mit seinen Fähigkeiten an seinem Führer orientiert, ist stets ein Gewinn.

Anlagen: Nase, Jagdfreude, Spurwille und Teamfähigkeit

Zu den vielseitigen Prüfungsrevieren rund um Neuendettelsau, in dem der Verein Deutsch-Drahthaar-Nordbayern eine Vielzahl von reich strukturierten Prüfungsgewässern betreut, fanden die Hunde Gelegenheit, ihre Anlagen, Nase, Jagdfreude, Spurwille und Teamfähigkeit unter Beweis zu stellen. Unter die „alten Hasen“ mischten sich auch „junge Hüpfer“ – im übertragenen Sinn. Der schwäbische Landwirt Martin Gschwind hat zu Hause auch Terri­er und bis vor kurzem führte er auch einen Bayerischen Gebirgsschweißhund. Aber nach einem tragischen Jagdunfall musste schnell Ersatz her – und warum nicht ein vielseitiger Vorstehhund. Mit seiner „Bessy vom Weidatal“ tauchte er in die Welt der Was­serarbeit und Feldsuche ein.

Neben ihm stand Dorothea Heinemeyer aus Göttingen, für die sich dort ein Traum erfüllte. Weil sie zu Hause kei­nen Hund halten konnte, arbeitete sie bisher mit Frettchen als Jagdhelfer. Jetzt führte die Jungjägerin ihren ersten Jagdhund zur Prüfung. Mit „Alma vom Fleckenbühler Land“ hat sie die vergangenen Nächte im Auto geschlafen. Hotelkosten sind im Budget der Studentin nicht drin. Sie hat ein Händchen für die Hundearbeit. Bisher hat sie im Tierheim Hunde betreut und dabei einen „Epagneul de Saint-Usuge“ kennengelernt und ihn durchgearbeitet. Diese alte, französische Jagdhunderasse hat noch keine FCI-Zulassung. Der FCI, Fédération Cynologique Internationale, ist ein kynologi­scher Dachverband, der Bücher und Zuchtrichtlinien der Jagdhunderassen führt. So wollte sie einen Hund, der diesem Typ des mittelgroßen, vielseitigen und umgänglichen Vorstehers am nächsten kommt. Die HZP ist für beide eine große Anspannung, umso stärker die Freude, dass alles glatt läuft. Dorothea strahlt: „Jetzt habe ich zwei Jagdhelfer.“ Sie schmiedet bereits neue Pläne: vielleicht nach dem Studium die Ausbildung zur Berufsjägerin.

Die Zuchtschau können beide ganz entspannt angehen. Doch für Martin Gschwind wird es noch mal aufregend: „Bessy“ gewinnt Runde um Runde und Martin schwärmt langsam, dass er etwas ganz Besonderes an seinem Hund hat. Sie ist der heimliche Star der Zuchtschau und wird als „Schönster Hund“ ausgezeichnet. Bei ihr stimmt einfach alles: Wesen, Statur und sogar die kleinen „Schönheitsflecken“ hinter den Behängen, die „Jungklaus'schen Abzeichen.“ Sie werden wieder gern gesehen; die Kleinen Münsterländer sollen mit „bunteren“ Köpfen wieder mehr ihren Vorfahren gleichen. Im Feld und am Wasser zeigten die geprüften Hunde schließlich, dass sie keine „Pastorenhündchen“ sind. Im Vordergrund einer Zuchtprüfung stehen in erster Linie die Anlagen, die der Hund mitbringt.

Natürlich weiß ein erfahrener Hundeführer, wie er diese Anlagen bei der Vorbereitung am besten fördern und in der Prüfung dann optimal präsentieren kann. Doch kann die Tagesverfassung des Hundes immer noch einen Strich durch die Rechnung machen. Umso erfreulicher, dass 43 von 47 geprüften Jagdhun­den ausgezeichnet wurden und den Erstplatzierten „Xana von der Innleit'n“ mit Dietmar Limmer, „Irko von der Brembecke“ mit Andreas Kiekebusch und „Bianka vom Gimbsheimer Altrhein“ mit Germain Klein ein Feld mit ebenfalls hoher Punktzahl folgte.

Dr. Miller – LW 14/2015