Mit Pflanzenschutz und Technik Handarbeit reduzieren

Versuche und Lösungen für Gemüseerzeuger

Der Gemüsebau-Feldtag in der Pfalz fand europaweit ein großes Interesse. Das lag nicht nur daran, dass manche Firmen vor Ort die Gelegenheit nutzten, internationale Gäste einzuladen, sondern auch daran, dass sich herumgesprochen hat, dass dieser Gemüsebau-Feldtag eine große Vielfalt an wichtigen Informationen für Gemüseerzeuger bietet.

Beim Gemüsebau-Feldtag in Schifferstadt konnten die Gemüseerzeuger Maschinenvorführungen und zahlreiche Versuche des DLR Rheinpfalz begutachten und einiges für die Praxis mitnehmen.

Foto: Setzepfand

Während die Saatguthersteller die Gelegenheit nutzen, ihre Kataloge in Natura auf den Beeten darzustellen, bietet das Gemüseberaterteam des DLR Rheinpfalz vom Queckbrunnerhof viele Antworten zum Anbau der Kulturen. Und schließlich sind die Landmaschinenhändler aus der Pfalz vor Ort und präsentieren neueste Technik. Willi Bicking von der Firma Petri Landmaschinen bemerkte, dass man derzeit sehr zufrieden sei. „Wir erleben gerade eine große Nachfrage nach Bodenbearbeitungsgeräten.

Frühzeitige Bodenbearbeitung erspart Handarbeit

Das war lange ein Stiefkind, nun fangen die Gemüseerzeuger der Region an, dieses Thema ernst zu nehmen.“ Dies bestätigt auch die Aussage von Hans-Jörg Friedrich von Pfalzmarkt: „Die Erzeuger suchen in Zeiten des Mindestlohns eine Alternative zur Handarbeit. Wir von Pfalzmarkt eG testen derzeit den KULT-Robovator PM 001 in den Kulturen Salat, Brokkoli und Kohlrabi für unsere Erzeuger. Bei guten Ergebnissen werden wir eine Maschine anschaffen und diese den Erzeugern zur Verfügung stellen, wenn sich das bewährt, kann das ausgeweitet werden.“ Ähnlich laufe es mit der Firma Reichardt, die Pfalzmarkt mit dem RTK-Clue-System ein GPS-System als Dienstleistung für das Anbaugebiet zur Verfügung stellt.

Jochen Kreiselmaier vom DLR Rheinpfalz führte mehrfach am Tag Gruppen durch den Herbizidversuch, der sehr interessant für den Geldbeutel der Anbauer ist.

Foto: Setzepfand

Dass die Unkrautkontrolle ein großes Thema ist, zeigen die Versuche des DLR Rheinpfalz. Jochen Kreiselmaier stellte einen sehr umfangreichen Versuch zu Herbizidwirkungen vor, der zwar nichts für´s Auge war, doch umso mehr für den Geldbeutel der Gemüseerzeuger. Denn in logarithmischen Spritzungen wurden 18 verschiedene Herbizide getestet. Das lief folgendermaßen ab: Zwei Spritzbehälter wurden hintereinander geschaltet. In den ersten großen Behälter kam das Wasser, in den zweiten kleineren Behälter kam die Spritzbrühe und zwar in ihrer maximalen Aufwandmenge. Nun wurde Druck auf den Wasserbehälter ausgeübt. Das Wasser wurde zur Spritzbrühe gedrückt, sodass die Konzentration der Spritzbrühe kontinuierlich sank. Der ganze Versuch wurde auf 14 m Länge im Beet ausgebracht, sodass man nun sehen kann, ab welcher Aufwandmenge die Wirkung des Herbizids nachlässt. Nachteil war, dass zuvor Unkraut, wie Amaranth, Gewöhnliches Hirtentäschel, Weißer Gänsefuß, Echte Kamille, Gemeines Kreuzkraut, Schwarzer Nachtschatten und Persischer Ehrenpreis, ausgesät wurde und manches gar nicht auflief. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer ist, Unkraut zu etablieren“, bemerkte Kreiselmaier. Als Beispiel sei hier der Versuch mit dem Herbizid Lontrel 720 SG NA genannt. Lontrel ist zugelassen mit einer Aufwandmenge von 0,167 l/ha in Rhabarber und Zuckermais und mit einer Aufwandmenge von 0,083 l/ha in Perlzwiebeln, Schalotten, Silberzwiebeln, Zwiebeln und Bundzwiebeln, jeweils mit zwei Behandlungen. Der Versuch startete mit der hohen Aufwandmenge von 0,5 l/ha und endete bei einer Aufwandmenge von 0,02 l/ha. Es zeigte sich, dass das Herbizid in den zugelassenen Konzentrationen nicht gegen die gesäten Unkräuter wirkte. „Doch gegen Disteln ist Lontrel unschlagbar“, sagte Kreiselmaier.

Dies ist der Robovator von der Firma KULT, der von Pfalzmarkt derzeit getestet wird. Ist die Maschine richtig auf Boden und Kultur eingestellt, ersetzt sie das Hacken von Hand.

Foto: Setzepfand

Bei manchen Herbiziden reicht eine geringe Aufwandmenge

Beim Versuch mit Lentagran WP NA, das mit einer Aufwandmenge von 0,5 kg/ha bei dreimaliger Anwendung für Schwarzwurzeln zugelassen ist, und mit einer einmaligen Aufwandmenge von 2 kg/ha in Blumenkohl, Brokkoli, Grünkohl, Kohlrabi, Kopfkohl, Poree, Rosenkohl, Spargel, Zwiebeln und Bundzwiebeln zugelassen ist, zeigte sich, dass schon bei geringen Aufwandmengen gute Erfolge zu verzeichnen sind. „Wer hier frühzeitig im Zweiblattstadium mit geringer Dosis anfängt oder dann zweimal 1 kg/ha fährt, kann je nach Kultur viel erreichen“, erklärte Kreiselmaier, den Führungsteilnehmern.

Ein weiterer Versuch wurde vom Arbeitskreis Lückenindikation getätigt und beschäftigte sich mit der Frage: Welche Herbizide sind in Petersilie verträglich? Es zeigte sich, dass die Variante 4, hier wurde im Vorauflauf Stomp Aqua und Bandur gemischt und dann zwei Anwendungen von Betasana SC, einmal 24 Tage nach der Saat und nochmals elf Tage nach der ersten Behandlung mit jeweils 3 l/ha getätigt, eine gute Lösung bot. Ewald Pauz vom DLR Rheinpfalz erklärte, dass Betasana SC als Lückenindikation für Petersilie am 3. Juni 2015 beantragt wurde. Man hoffe, dass es ab nächster Saison zur Verfügung stehe.

Erstmals bekam auch die Kartoffel ihren Platz auf dem Gemüsebau-Feldtag. Manfred Mohr vom DLR RNH zeigte die Ergebnisse eines Demoversuchs und stand den Kartoffelanbauern Rede und Antwort. Er war sehr zufrieden mit dem Besuch an seinem Stand und verwies auf den Versuch „Gründüngungsmischungen für den Kartoffelanbau“ der von der BOLAP durchgeführt wurde. Es geht darum, eine Zwischenfrucht zu finden, die den Rhizotoniabefall mindert oder gar verhindert. Der Versuch läuft seit zwei Jahren, erklärte Ingo Stöcker von der BOLAP. Doch dieses Jahr haben wir erstmals wirklich Befall. Und erste Ergebnisse zeigen, dass Gründüngung mit Ölrettich tatsächlich das Potenzial hat, Rhizoctonia zu vermindern. „Wir wollen hier noch weiterforschen und das Ergebnis verifizieren“, betonte Stöcker.

Im Bewässerungversuch des DLR Rheinpfalz wurden der kc-Wert von Staudensellerie auf seine Aktualität getestet. Es zeigte sich, dass er in diesem Jahr zu guten Ergebnissen führte.

Foto: Setzepfand

Die Fragestellung „Hat eine platzierte Düngung Vorteile in Brokkoli?“ stellte Wasserschutzberater Lothar Rebholz vom DLR Rheinpfalz in Neustadt vor. Hier spielt der Standort und die Bodenbeschaffenheit eine große Rolle, sodass das Ergebnis nur schwer zu übertragen ist. „Eine Sache kann ich jedoch sagen, dass mit erhöhtem Stickstoffanteil die hohlen Strünke zunehmen“, sagte Rebholz. Ein Sollwert von 360 N oder 270 N mal mit Entec 26 flächig, mal mit SSA unter Fuß gedüngt, zeigte im Kopfgewicht nur minimale Änderungen beim Versuch.

Der Versuch „Bewässerungssteuerung und Düngung bei Staudensellerie“ stellte Stephan Andrae vom DLR Rheinpfalz vor. Mit dem sehr präzisen GPS-gesteuerten Bewässerungswagen können die kleinen Versuchsparzellen jeweils individuell bewässert und gedüngt werden. Ziel der Versuche ist es, den kc-Wert der Geisenheimer Bewässerungsmethode zu überprüfen. Der kc-Wert gibt die Verdunstung über der Erdoberfläche an, als Referenz wird die Verdunstung über der Grasnarbe genommen. „Diese Werte sind 20 Jahre alt. In dieser Zeit hat sich viel in der Züchtung und in der klimatischen Entwicklung getan. Daher haben wir den kc-Wert für Staudensellerie reduziert und erhöht und werten nun bei Bestandsschluss aus“, erklärte Andrae. Vorläufiges Ergebnis für dieses trockene Jahr: Der kc-Wert für Staudensellerie ist auch heute noch aktuell.

Mehr zur Technik des Gemüsebau-Feldtages in der nächsten Woche, direkt vom Spezialisten Prof. Dr. Karl Schockert, ehemaliger Leiter Gartenbau des DLR Rheinpfalz.

zep – LW 38/2015