Ein Platz an der Milchbar für alle
Milchbeifütterung kann Unterversorgung der Ferkel verhindern
Die Fruchtbarkeit und damit die Anzahl an lebend geborenen Ferkeln hat sich in allen Genetiken so verbessert, dass die Fähigkeit der Sauen, alle Ferkel ausreichend mit Milch zu versorgen, an ihre Grenzen stößt. Zwar hat sich neben der Fruchtbarkeit auch die Milchleistung der Sauen gesteigert, nicht zuletzt sind die Sauen jedoch rein anatomisch durch eine für die Ferkelzahl zu geringe Zitzenanzahl nicht in der Lage, allen Ferkeln einen Platz an der Milchbar zu bieten. Zusätzlich kann es durch krankheitsbedingten Milchmangel der Sau oder auch Totalausfällen zu einer schlechten Versorgung der Ferkel kommen. Die einzige Chance, alle Ferkel ausreichend zu versorgen, ist über Ammensauen oder das Zufüttern von Milchaustauschern. Katrin Peperkorn, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, stellt verschiedene Systeme zur Milchbeifütterung vor und berichtet, worauf zu achten ist.

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Sensorsteuerung und Nippelsysteme
Auch bei den automatischen Milchvorlagesystemen bietet die Wirtschaft verschiedene Lösungen, zum einen bei der Verteilung, aber auch bei der Ausdosierung an. So gibt es Systeme, in welche die Milch gepumpt wird. In anderen Systemen gelangt die Milch über Schwerkraft oder Luftdruck ins Abteil. Im Grunde gibt es zwei verschiedene Arten von automatischen Milchleitungssystemen. Bei der Ausdosierung gibt es die sensorgesteuerten Systeme, die wie eine „Mini“-Flüssigfütterung gesehen werden können und die Variante der Selbstversorgung der Ferkel über das Betätigen eines Nippels. In den letzten Jahren wurde viel an der Technik der automatischen Milchleitungssysteme gearbeitet, um diese weiter zu optimieren. So ist es heute möglich, auch flüssigen Prestarter zuverlässig durch das System zu schicken.
Milchgabe mit der Hand oder automatisiert?
Die Entscheidung für die Milchgabe mit der Hand oder automatisiert ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Der ausschlaggebendste Faktor ist neben der persönlichen Neigung die Anzahl der Sauen einer Abferkelgruppe und der Rhythmus im Betrieb. Durch die Ad-libitum-Versorgung der Ferkel an Milchleitungssystemen ist in diesen auch immer Milch vorhanden. Zu Beginn der Säugezeit werden aber nur geringe Milchmengen abgerufen. Die Milchmenge, die sich in dieser Phase im Milchleitungssystem befindet ist größer, als die Milchmenge, die von den Ferkeln abgenommen wird. Das hat zur Folge, dass sehr viel Milch weggeschüttet werden muss. Bei einem guten Auge des Tierhalters können die Ferkelwürfe über die Versorgung mit Milch in Schalen weitaus gezielter und mit geringeren Milchverlusten versorgt werden. Daher empfehlen die Hersteller von Milchleitungssystemen, diese frühestens 24 Stunden nach der Geburt zu aktivieren.
Ein weiterer Aspekt ist der Rhythmus und somit die Anzahl der Würfe, die Anspruch auf Milch haben. So kommt es darauf an, wieviele Würfe mit der Milchversorgung zusammengelegt werden können. Beim Wochenrhythmus oder auch 3-Wochenrhythmus macht es aus wirtschaftlichen und Enzymtrainingsgründen keinen Sinn, die älteren Ferkel bis zum Absetzten mit Milch zu versorgen. Daher müsste für jede Abferkelgruppe ein eigener Kreislauf gelegt werden, um Gruppen, die keine Milch benötigen, vom System abkoppeln zu können. Bei Systemen mit einzelnen Ventilen können hier gezielt Würfe abgekoppelt werden. Bei den TränkeÂnippel-Anlagen gibt es nur die Möglichkeit, die besagte Gruppe von der Milchversorgung zu trennen, indem Kappen auf den Nippel gesetzt werden. Weiter entwickelte Anlagen arbeiten mit Bypass-Systemen, so dass abteilweise Stränge ab- oder angekoppelt werden können.
– LW 29/2017