Auch Riesenkürbisse wachsen auf dem Hitscherhof

Ausnahmezustand in der Kürbiszeit

Seit 13 Jahren gehört Kürbiszüchter Hans Fischer der Organisation „Crazy Growers“ an. In diesem Jahr übertrifft sein größtes Exemplar den offiziellen Siegerkürbis des Wettbewerbs in Kaiserslautern. Besonders Amerikaner von der Airbase Ramstein lieben die Vielfalt der Halloweenkürbisse.

Hans Fischer umringt von seinen Riesenkürbissen.

Foto: v. Waldow

Ist das ein Oschi! Es bräuchte schon zwei Menschen, um den größten fleischfarbenen Riesenkürbis mit der zarten Schale, der in diesem Jahr auf dem Hitscherhof gewachsen ist, zu umarmen. „470 Kilogramm“, sagt Züchter Hans Fischer stolz. „Mit ihm hätte ich den Wettbewerb der Crazy-Growers in Kaiserslautern gewonnen und 1 000 Euro bekommen, denn der größte Kürbis dort wog nur 440 Kilo,“ weiß er von seinem Züchterfreund, dem Amerikaner Owen Olsen aus Knopp, der bereits mehrmals Deutscher Meister war. Doch der 83-jährige Landwirt züchtet seine Riesenkürbisse nicht für Wettbewerbe, sondern zum Spaß – und zur Dekoration. Mit dem Anschluss an die weltweite Gruppe der „Crazy-Growers“, der „verrückten Züchter“ begann die Kürbiszeit turbulent zu werden. „Unser erster Kürbis 2008 wog 420 Kilo“, stellt seine Ehefrau nach dem Blick in die Kürbis-Alben fest. Seitdem ist Hans Fischer um viele Erfahrungen reicher. Sein Spitzenergebnis war ein Kürbis von rund 650 Kilogramm Gewicht. Er erklärt: „Das war nur mit dem Maßband geschätzt.“

So ein Riesenkürbis braucht viel Pflege

Etwa 70 bis 80 Quadratmeter Platz braucht ein solches Prachtexemplar, um zu gedeihen. Fünf Stück der Sorte Atlantic Gigant haben sich in diesem Jahr prächtig entwickelt, einen haben die Wühlmäuse angeknabbert und er ist gefault. Um diese Kürbisgröße zu erreichen, ist vor allem eines nötig: Viel Zeit und ein enormer Pflegeaufwand.

Das beginnt bereits mit der Aussaat im Frühjahr, denn die Pflanzen werden im warmen Heizungsraum vorgezogen. Haben sich zwei-drei Blätter gebildet, wandern sie ins geschlossene Gewächszelt und selbst im Freien gedeihen die Riesenkürbisse dann unter Schutzhütten, die sie vor Regen und zu starker Sonneneinstrahlung schützen. Der Kürbis bildet einen Haupttrieb mit Seitentrieben. Diese werden eingegraben, damit sie sich verwurzeln und die Pflanze auch nähren können, während deren weitere Seitentriebe ausgegeizt werden, beschreibt der Kürbiszüchter die Kunst. Mindestens so wichtig für den Erfolg sei jedoch, die Kürbisse täglich zu pflegen. Hans Fischer lacht: „Die sind alle handgestreichelt.“

Neben Liebe braucht so ein Riesenkürbis auch jede Menge Wasser. Zwischen 1 000 und

1 500 Litern erhalten die Riesenkürbisse täglich, vorgewärmt in schwarzen Schläuchen. Um weniger Jätarbeit zu haben, hat der Rentner diesmal Weißklee als Bodendecker eingesät und ist, neben der Wirkung als Insektenweide, mit dem Ergebnis sehr zufrieden. So stolz Hans Fischer auf seinen Regionalsieger ist – an den Rekord eines Belgiers reicht er bei Weitem nicht heran – 1,2 t habe der gewogen.

Freunde brachten Hans Fischer nach seinem Aufenthalt in den USA auf die Idee, selbst Kürbis anzubauen. Zwischen 60 und 80 Sorten gedeihen in dem Familienbetrieb, der in jedem Herbst zu einem Mekka der Kürbis-Fans wird. Vor allem Amerikaner nehmen gerne Fahrzeiten von über einer Stunde in Kauf, um sich mit Kürbissen aller Art, Größe, Form und Geschmacksrichtung einzudecken. Das Hoffest hat sich mit Corona gewandelt. Seit dem 25. September ist der Hofladen fünf Wochen auch am Wochenende geöffnet. Mehr unter www.hitscherhof.com.

v. Waldow – LW 41/2021