Mit Robotern und Flammen gegen Unkräuter

Zwiebelforum hatte alternative Techniken im Fokus

Die Zulassungssituation von Pflanzenschutzmitteln wird auch im Zwiebelanbau immer schwieriger. Alternativen sind gefragt. Auf dem Zwiebelforum Mitte Januar in St. Martin, veranstaltet vom Rheinischen Landwirtschaftsverlag und der AMI, standen technische Lösungen zur Unkrautbekämpfung im Zwiebelanbau und biologische Bekämpfungsmöglichkeiten der Zwiebelfliege auf dem Programm.

AVO nennt sich der Unkrautroboter der Firma ecoRobotix aus der Schweiz, der mit solaren Modulen betrieben wird.

Foto: ecoRobotix

Claude Juriens vom Schweizer Unternehmen ecoRobotix stellte einen autonom fahrenden Roboter vor, der punktgenau nur dort Herbizide appliziert, wo Unkräuter auflaufen. Der Vorteil: Die Herbizidmenge wird deutlich reduziert, was wiederum auch weniger Kosten für den Landwirt bedeutet. Zudem wird die Umwelt geschont und Schäden an den Kulturen vermieden. Der benötigte Strom wird über Solar­module am Roboter gewonnen und in wiederaufladbaren Batterien gespeich­ert. Das autonome Fahrzeug nutzt eine RTK-GPS-Positionierung sowie Ka­merasysteme zur Orientierung und zur Erkennung von Pflanzen und Reihen.

Punktgenaue Herbizidabgabe nur auf das Unkraut

„Die Kameras erfassen einen Bereich von 3 x 3 Meter vor dem Roboter. Die Daten werden in einem OnBoard-Computer verarbeitet. So können Nutz­pflanzen vom Unkraut unterschied­en werden“, erklärte Juriens.

Die Position des Unkrauts werde ermittelt und das Herbizid mit Hilfe der 2 m breiten horizontalen Sprühstange mit 52 Düsen punktgenau auf der Unkrautpflanze appliziert. Die Sprühstange ist in der Höhe verstellbar. Zwei 60 Liter fassende Tanks sind auf der Maschine verbaut und mit Pumpen ausgestattet. So können zwei verschiedene Mischungen gleichzeitig gespritzt werden.

Claude Juriens von der Firma ecoRobotix

Foto: Brammert-Schröder

Der Roboter hat nach Angaben von Juriens eine Arbeitsleistung von bis zu 8 ha/Tag. Er verfügt über einen Allradantrieb mit Federung. Auch Sensoren anderer Hersteller sollen integriert werden können, um den Roboter noch effizienter zu nutzen. Er lässt sich über WiFi und 3G/4G mit dem Smartphone verbinden, um das Gerät zu überwachen oder auch zu steuern sowie die Routen oder Arbeitsaufträge zu ändern. Nach Angaben von Juriens sollen in diesem Jahr zehn Roboter im Praxisein­satz getestet werden. Ziel sei es, die Maschinen Ende 2021 in den Markt zu bringen. Die Kosten für den Roboter bezifferte Juriens auf rund 70 000 Euro.

Vor dem Auflaufen der Zwiebeln wird Flächenbrenner eingesetzt

Ganz ohne chemische Pflanzenschutzmittel kommt die Maschine von Envo-Dan aus. Es ist ein Abflammgerät, das das dänische Unternehmen zusammen mit dem Biohof Eilte speziell für den Einsatz in Zwiebeln entwickelt hat. Ole Jensen von Envo-Dan stellte den Reihenbrenner vor, der für den Unterblatt-Einsatz konzipiert ist. Gewinkelte Bleche schützen die Blätter der Zwiebeln. Sie halten die Flamme, die der Gasbrenner erzeugt, am Boden und verhindern gleichzeitig den Kontakt mit den Blättern. „Auf dem Biohof Eilte wird zuerst ein Flächenbrenner eingesetzt, um das Unkraut zu beseitigen, bevor die Zwiebeln auflaufen. Ab einer Größe der Zwiebeln von 15 cm kann das Unterblatt-Abflammgeräte eingesetzt werden“, erklärte Jensen. „Die Hitze gelangt konzentriert auf den Boden und bekämpft das Unkraut.“ Die Bleche fungieren gleichzeitig als Windschutz. Die Kosten für den Einsatz des Abflammgeräten liegen nach Aussage von Jensen bei rund 240 Euro je Arbeitsgang. Das Abflammgerät gibt es in verschiedenen Arbeitsbreiten.

Ole Jensen von Envo-Dan

Foto: Brammert-Schröder

Zwiebeln müssen nach der Ernte getrocknet werden, damit sie nicht von Pilzen und Bakterien befallen werden und im Lager verderben. Meistens erfolgt die Trocknung im Lager mit Hilfe von Außenluft oder eines Gasbrenners. Beides ist nicht optimal: Die Außenluft ist oft feucht, und eine Erwärmung der Luft mit Gas kostet viel Geld, produziert beim Trocknungsprozess noch mehr Feuchtigkeit, die noch mehr Wärme erforderlich macht.

Henk Tebben vom niederländischen Unternehmen Engie Refrigeration stellte die Kondensationstrocknung vor, die Engie im Auftrag eines Zwiebelanbauers aus den Niederlanden errichtet hat. Vorher hatte das Unternehmen solche Anlagen nur für die Käselagerung gebaut.

Trocknung unabhängig von Außenluft

Henk Tebben von Engie Refrigeration

Foto: Brammert-Schröder

Mit dem Kondensationstrocknungssystem erfolgt die Trocknung unabhängig von der Außenluft. Eine Wärmepumpenanlage wird zum Trocknen, Erwärmen und Lagern der Zwiebeln verwendet. Die Anlage nutzt Ammoniak als Kältemittel. Den Zwiebeln wird durch Kondensation Feuchtigkeit entzogen und nach außen abgeleitet. Die Raumtemperatur bleibt stabil, so dass die Qualität der Zwiebeln nicht leidet. Die Wärme, die bei dem Trocknungsprozess freigesetzt wird, kann zudem wiederverwendet, um die Zwiebeln bei Bedarf zu erwärmen. Die Luftfeuchtigkeit ist kontrollierbar. Sind die Zwiebeln getrocknet, wird die Anlage auf Kühlen gestellt. Mit der Kondensationstrocknung können die Zwiebeln nach Aussage von Tebben unter optimalen Bedingungen gelagert werden. „Es ist möglich, eine Lagerzeit von elf Monaten mit Verlusten von 3 bis 4 Prozent zu beenden“, sagte er. In einem nächsten Schritt soll mit Hilfe der PV-Anlage auf dem Dach der Zwiebellagerhalle Wasserstoff für die Energiegewinnung produziert werden, um den Strom auch nachts nutzen zu können. „Dann läuft die Anlage fast energieneutral.“

Zusammenfassend kann gesagt werden: Auf dem Zwiebelforum stand­en technische und biologische Lösung­en im Vordergrund, die den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel nicht mehr erforderlich machen oder ihn deutlich reduzieren. Noch sind nicht alle Techniken in Deutschland in der Praxis anwendbar, weil sie entweder noch in der Entwicklung sind oder aber aus Kapazitätsgründen von den deutschen Zwiebelanbauern noch nicht eingesetzt werden können.

ibs – LW 16/2020