„Ich setze mehr auf uns, als auf Beschlüsse aus Brüssel“
Der ständige Kampf der Landwirte für zukunftsfähige Betriebe
Dem Hessischen Bauernpräsidenten Friedhelm Schneider ist es um die Zukunft der Landwirtschaft nicht bange. „Wir werden auch nach 2013 gute und zukunftsfähige Betriebe haben, wenn wir die gesamte Palette anbieten: von der Direktvermarktung über die Erzeugung von Energie bis hin zur Bedienung des Weltmarkts. Wenn die Betriebe gut aufgestellt sind, werden sie kein Problem mit der Nachfolge haben“, sagte Schneider in Limburg.
Nach Ahlbach hatte der Verein landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen im Zuge der Landwirtschaftlichen Fachtagung im Nassauer Land eingeladen (siehe Vorbericht). Schneider kritisierte: „Je nachdem, wer die Rolle spielt, unterscheiden sich Ausrichtung und Aussagen“, prangerte der HBV-Präsident an und stellte fest: „Wären wir Landwirte nicht so flexibel, hätten uns die Mühlsteine längst zermahlen.“ Landwirte würden immer noch als Kostgänger des Staates wahrgenommen, aber nicht so recht als ein Aktivposten der Wirtschaft des Landes.Der jährliche Produktionswert der Landwirtschaft in Hessen liege bei über zwei Mrd. Euro, jeder zehnte Arbeitsplatz hänge von der Landwirtschaft ab, die 40 Prozent der Landesfläche bewirtschaften und pflegen. „Ich setze mehr auf uns, als auf Beschlüsse aus Brüssel“, betonte der Präsident unter Hinweis auf fehlende Lösungen für anstehende Probleme und fügte hinzu: „Statt Entwicklung erleben wir Stagnation, leistungsfähige Betriebe werden gekappt, nicht leistungsfähige am Tropf gehalten.“ Wo weniger Bürokratie versprochen werde, komme mehr Papier hinzu. Die Mentalität der Bauern sei jedenfalls eine andere. Er sagte: „Wir müssen die Gesellschaft überzeugen, wie wichtig Landwirtschaft ist. Wir brauchen auch nach 2013 Geld zum Investieren für den Betriebsaufbau, damit UngerechÂtigkeiten gegenüber der Konkurrenz abgeschafft werden. Wir brauÂchen vernünftige RahmenÂbeÂdingunÂgen, damit unsere Kinder weitermachen können.
Schneider übte Kritik an der politisch gewollten Energiewende. Die Bauern seien in hohem Maße bereit, mit Biogasanlagen und Flächen für Windkraftanlagen beizutragen. Es könne aber nicht sein, dass sie für jede Anlage auch noch Ausgleichsflächen zur Verfügung stellen müssten. Er forderte die 50 anwesenden Landwirte auf, ihren Einfluss stärker geltend zu machen.
Dieter Fluck