Die Stachelbeere

Eine interessante Nischenkultur?

Stachelbeeren führen im Strauchbeerenobstbereich ein Schattendasein. Generell gilt es zwischen der Stachelbeerproduktion für die Verarbeitung und dem Frischmarkt zu unterscheiden. Üblicherweise werden in Deutschland Stachelbeeren für den Frischmarkt produziert. Im Laufe der letzten Jahre liegen die an den Erzeugergroßmärkten erzielten Preise im Bereich von 2,80 Euro/kg bis etwas über 3 Euro/kg.

Stachelbeersorte Xenia

Foto: Dirk Metzlaff

Die offizielle Anbaufläche liegt laut der letzten Obstbauerhebung im Jahr 2012 bei 219 ha. Allerdings sind diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen, da Flächen kleiner als 50 ar nicht berücksichtigt werden. Der Trend der letzten Jahre zeigt eine Abnahme der Anbaufläche. Die Gründe dafür sind in Pflanzenausfällen zu suchen, die schließlich zu ganzen Anlagenausfällen führten. Oft lassen sich die erstrebten zehn Standjahre nicht erreichen. Stattdessen sind es gerade mal sechs bis sieben Jahre. Ein weiterer Grund für den Rückgang ist der Verbrauch. Früher sei mit Stachelbeeren viel gebacken worden. Heute wird nicht mehr so viel selbst gebacken, sodass dadurch der Verbrauch nachgelassen hat.

Nachteilig ist die Ernte im sogenannten hartreifen Zustand, das heißt die Früchte sind zwar sortentypisch ausgereift, aber physiologisch noch nicht reif. Dadurch kommt der volle Geschmack der Stachelbeere eigentlich nicht zum Tragen. Wären hier entsprechende Vermarktungswege für reife, große, attraktive Stachelbeeren möglich, so würden sich bestimmt im Vermarktungsbereich „neue Wege“ erschließen.

Erziehung und mögliche Pflanzsysteme

Stachelbeeren können grundsätzlich als sogenannte Spindel am Drahtrahmen erzogen werden. Die Straucherziehung ist für den Erwerbsanbau nicht mehr geeignet, da die hier erzielten Qualitäten zu niedrig sind. Die ein- und zweitriebige Erziehung entspricht dabei der Spindelerziehung. Bei der dreitriebigen Erziehung wird von einer Heckenerziehung gesprochen.

Das Grundgerüst für die Erziehung stellt ein Drahtrahmen dar. Dieser besteht aus zwei waagerecht gezogenen Drähten, die einmal in einer Höhe von 0,5 m bis 0,6 m und einmal in einer Höhe von 1,5 m bis 1,6 m befestigt werden (siehe Abb. 1). Im Abstand von fünf bis sechs Metern werden die 2,10 m langen Pfähle in den Boden geschlagen. Damit das Drahtgerüst über eine ausreichende Stabilität verfügt, sollten die Pfähle 0,5 m tief im Boden sitzen. Die Zopfstärke sollte im Bereich 8 cm bis 10 cm liegen. An dem oberen und an dem unteren Draht werden im jeweiligen Pflanzabstand 1,5 m lange Tonkinstäbe senkrecht mit Klammern fixiert. Diese Stäbe mit einem Durchmesser von 10 mm bis 12 mm sollen den Boden dabei nicht berühren und dienen später zum Fixieren des Leittriebes.

Whailexsystem zur Einzelreihenabdeckung bei Stachelbeeren

Foto: Dirk Metzlaff

Eine Alternative zur Erziehung am Zweidrahtrahmen stellt die Erziehung an einem Drahtrahmen mit vier waagerecht gezogenen Drähten dar (siehe Abb. 2). Dabei wird der erste Draht wieder in einer Höhe von 0,6 m befestigt, der zweite dann in einer Höhe von 1,1 m, der dritte bei 1,5 m und der letzte in einer Höhe von 1,7 m bis 1,8 m befestigt. Dieses Erziehungssystem wird bei der Zwei- und Dreiasthecke verwendet.

Der Pflanzabstand richtet sich nach der Erziehungsweise. Bei der zwei- und dreitriebigen Erziehung beträgt der Abstand grundsätzlich 0,25 m bis 0,30 m von Fruchtelement zu Fruchtelement. Der Pflanzabstand bei der Spindelerziehung beträgt 0,5 m bis 0,6 m. Dabei ergeben sich Abstände in der Reihe von 0,5 m bis 0,6 m bei der zweitriebigen Erziehung sowie 0,75 m bei der dreitriebigen Erziehung.

Stachelbeeren können darüber hinaus auch noch an einem sogenannten Knotengitter erzogen werden. Basis dafür bietet wieder der oben beschriebene Drahtrahmen. Allerdings werden hier fünf waagerecht laufende Drähte gezogen. Der erste Draht beginnt in einer Höhe von 0,3 m. Alle weiteren Drähte werden im Abstand von 0,3 m angeordnet, sodass der letzte Draht auf der Höhe von 1,5 m liegt. An der Stelle, an der ein Fruchtelement hochgezogen werden soll, wird eine senkrechte Schnur gespannt, sodass sich daraus später auf dem Drahtrahmen lauter rechteckige Felder bilden. Dieses Erziehungssystem wird in der Pfalz jedoch seltener angetroffen. Die meisten Betriebe ziehen Stachelbeeren zweitriebig an dem oben beschriebenen Drahtrahmen mit Tonkinstäben.

Pflanzung

Zur Pflanzung können verschiedene Qualitäten verwendet werden. Welche dann letztendlich verwendet werden, ist vom Erziehungssystem, von der Verfügbarkeit und von der persönlichen Bereitschaft abhängig. Zum Einsatz kommen eintriebige, zweitriebige und drei- bis viertriebige Pflanzen. Drei- bis viertriebige Qualitäten werden auf einen oder zwei Triebe zurückgeschnitten. Grundsätzlich sollte nur gesundes wüchsiges Material verwendet werden. Wünschenswert wäre schon aufgeputztes Material mit einer Höhe von 1 m bis 1,2 m. Dieses Material eignet sich sehr gut für die Anforderungen des Erwerbsanbaus ist aber sehr schwer zu bekommen.

Die Pflanzhöhe sollte sich über der ehemaligen Standhöhe aus der Baumschule befinden. Durch hohes Pflanzen wird versucht das Austriebsvermögen aus der Basis einzuschränken. Die Pflanzabstände sind vom Pflanzsystem abhängig und variieren von 0,5 m bis 0,75 m in der Reihe.

Der Pflanztermin sollte möglichst im Herbst liegen. Dies hat den Vorteil dass die Pflanzen im Herbst über einer Bodentemperatur von etwa 5° C Wurzeln bilden können und damit der Austrieb im Frühjahr kräftiger ist. Ziel der ersten beiden Kulturjahre ist das Erreichen der Endhöhe. Über die Vegetationsperiode müssen die Stämme mehrmals aufgeputzt werden. Außerdem muss der Leittrieb mehrmals angeheftet werden, damit ein aufrechtes Wachstum gewährleistet ist. Diese Arbeit ist insbesondere bei Stachelbeeren sehr wichtig. Die ersten Seitentriebe sollten in einer Höhe von 0,5 m bis 0,6 m abgehen. Darunter befindliche Seitenverzweigungen müssen entfernt werden. Zumindest im ersten Kulturjahr sollte auf den Ertrag verzichtet werden. Der Ertrag bremst das Wachstum. Werden keine fruchtregulierenden Maßnahmen getroffen, bleiben die Pflanzen niedrig. Es entsteht ein höherer Pflückaufwand durch intensiveres Bücken.

Stachelbeersorte Rote Triumpf

Foto: Dirk Metzlaff

N-Düngung und Humusversorgung

Im Vergleich zu anderen Strauchbeeren brauchen Stachelbeeren ein etwas höheres Stickstoffversorgungsniveau. Von Dr. Dietmar Rupp von der LVWO Weinsberg ist ein Schätzungsrahmen für die N-Düngung von Strauchbeeren entwickelt worden. Demnach liegt der N-Bedarf in Stachelbeerkulturen im Bereich von +/- 150 kg/ha Pflanzstreifen. Dies entspricht beispielsweise bei einem Reihenabstand von 3 m und einer Pflanzstreifenbreite von 0,6 m 30 kg Sticksoff pro Hektar Anbaufläche.

Die endgültige Höhe der N-Gaben bemisst sich nach Faktoren, wie dem Humusgehalt, Wuchsverhalten der Jungtriebe im Vorjahr und vielem mehr.

Vorteilhaft ist auch die Versorgung oder Abdeckung des Pflanzstreifens mit fertig verrottetem Kompost in der Stärke von 2 bis 3 cm. Diese Maßnahme sollte jährlich vorgenommen werden. Der Humus stellt eine langsam fließende N-Quelle dar und fördert Bodenleben und Bodengare. Natürlich müssen die rechtlichen Vorgaben hinsichtlich der maximal zulässigen Menge für die Ausbringung organischer Substanz berücksichtigt werden.

Dirk Metzlaff – LW 21/2015