Den Standort Klein-Altendorf erhalten

Land lässt Pachtvertrag für Versuchsbetrieb nach 2024 auslaufen

Es waren vor allem die jungen Obstbauern aus Rheinhessen und der Pfalz, die Mitte März zu einer Informationsveranstaltung mit dem Leiter des DLR Rheinpfalz, Dr. Günter Hoos, dem Abteilungsleiter Gartenbau Dr. Norbert Laun, der zuständigen Referentin im Landwirtschaftsministerium, Dr. Ulrike Gossen, sowie BWV-Präsident Eberhard Hartelt und dem Vorsitzenden der BWV-Fachgruppe Obstbau, Ludwig Schmitt, rund um Mainz-Finthen einluden.

Den jungen Obstbauern im Land ist es wichtig, dass der Versuchsstandort Klein-Altendorf, und vor allem die Fachberatung erhalten bleiben. Sie haben sich mit ihren Betrieben festgelegt. Sie benötigen langfristig zuverlässige und unabhängige Informationen über Sorten, Pflanzenschutz und Anbau.

Foto: Setzepfand

Sie wollten zeigen, dass hier innovative Obstbaubetriebe stehen, die entgegen dem landesweiten Trend wachsen und nicht weichen. Sie haben in neue Hallen, in Aussiedlungen und innovative Technik, wie Hagel- und Regenschutz investiert. Sie wollen weiterhin vom Obstbau leben und brauchen dazu die unabhängige Beratung der Dienstleistungszentren Ländlicher Raum.

Landesrechnungshof monierte Durchführung der Sortenversuche

Seit Ende Januar jedoch macht sich die junge Generation Sorgen. Das Land Rheinland-Pfalz verlängert die Miet- und Pachtverträge für Büro- und Wirtschaftsgebäude und eine 8 ha große Fläche für Kernobstversuche des obstbaulichen Versuchsbetriebes des DLR am Campus Klein-Altendorf nach 2024 nicht. Dies wurde vom Landesrechnungshof so gefordert und wurde vom Landtag bereits beschlossen. Das würde das Ende für die langjährigen Versuchsreihen bedeuten, die für die junge Generation sehr wichtige Informationen liefert, die über die deutschlandweit anerkannten Berater Martin Balmer und Gerhard Baab nach Rheinhessen und in die Pfalz gelangen. „Ohne die neutrale und unabhängige Obstbauberatung können wir am Markt nicht bestehen“, sagte Thomas Nickolaus aus Mainz-Drais, der wie einige andere der Jungobstbauern einen Teil seiner Ausbildung zum Wirtschafter und Meister in Klein-Altendorf absolvierte. „Wir brauchen die Informationen, welche Sorten sich hier eignen“, sagte Christian Schüler aus Mainz-Finthen. „Ich möchte nicht, dass mir Monsanto sagt, was das Beste für meinen Betrieb ist“, sagte Markus Puder aus Laumersheim.

Dr. Günter Hoos erklärte, dass nun der Prozess der Agrarverwaltungsreform von 2003 im Obstbau ankomme. 40 Prozent des Personals sollen bis 2020 abgebaut werden, in manchen Abteilungen des DLR sei man bereits heute unter der Zielzahl. Grundsätzlich genießen die Ausbildung und die Förderung unter den DLR Aufgaben höchste Priorität. Im Versuchswesen müsse man sich auf hoheitliche Aufgaben, die dem Gemeinwohl dienen, konzentrieren. Der Landesrechnungshof misst den Sortenversuchen keine hohe Bedeutung bei, da sie nicht zu den staatlichen Aufgaben gehören. In der Beratung sind daher neue Akzente zu setzen und die vorhandenen Ressourcen optimal für die zukunftsorientierten Betriebe zu nutzen, fasste Hoos zusammen. „Es wird so viel von Vielfalt und Nachhaltigkeit gesprochen, Obstbau vereint diese Ziele perfekt, noch dazu eine gesunde Ernährung, dafür muss der Staat doch eine langfristige Vorsorge treffen“, bemerkte Puder.

Gespräche mit Partnern in Nordrhein-Westfalen stehen an

Hartelt verwies darauf, dass auch Obstbauregionen außerhalb des Landes von der Versuchstätigkeit in Klein-Altendorf profitieren. Deshalb sei auch Nordrhein-Westfalen gefordert, wenn es um die Erhaltung des Standortes gehe. „Lassen Sie uns gemeinsam nach Lösungen suchen, nach neuen Organisationsformen auf Basis einer zukunftsfähigen Finanzierung“, schloss Hartelt.

Gossen ergänzte, dass nun Gespräche mit den Partnern des Kompetenzzentrums Gartenbau (KoGa), also der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, dem Forschungszentrum Jülich und der Universität Bonn geführt werden, um Lösungswege zum Erhalt des Standortes in anderer Trägerschaft oder mit alternativem Finanzierungsmodell zu finden.

Eine Möglichkeit sei, die verbleibenden Ressourcen auf das Versuchswesen zu konzentrieren und die Beratung über private Beratungsringe mit enger Anbindung an das staatliche Versuchswesen eventuell auszulagern. Die jungen Obstbauern haben ihre Bereitschaft signalisiert, für die Beratung auch Geld zu investieren.

zep – LW 15/2017