Es steht eine Rekord-Ernte ins Haus

Wetterauer Zuckerrübenanbauer tagten in Wölfersheim

Nach dem Ende der Quotenregelung für Zucker werden die Wetterauer Rübenbauern voraussichtlich mehr von dem süßen Stoff produzieren als je zuvor. Einerseits durch eine bisher fast ideal verlaufene Saison, andererseits durch eine Ausweitung der Anbaufläche.

Dr. Wolfgang Heer: „Der Zucker hat den Turnaround geschafft.“

Foto: Becker

Wie der Vorsitzende des Verbandes Wetterauer Zuckerrübenanbauer, Dr. Matthias Mehl, hervorhob, werde man in die­-sem Jahr mehr Zucker erzeugen können als noch zu den Zeiten, als das Werk in Groß-Gerau in Betrieb war. Für 2017 sei die Fläche um 26 Prozent aufgestockt worden, um dem Ziel der Südzucker zu entsprechen, die verbliebene Werke voll auszulasten und somit die Chancen am Zuckermarkt zu nutzen.

Es bricht eine neue Rüben-Epoche an

„2017 bricht durch das Ende der Zuckermarkt-Ordnung am ersten Oktober eine neue Epoche im Rüben-Anbau an. Die Quote ist weg und die Preissicherheit auch, aber ebenso sind die Exportbeschränkungen gefallen. Jetzt gilt es, die Risiken zu minimieren und die sich bietenden Chancen zu nutzen; außerdem dürfen keine Marktanteile preisgegeben werden“, so Dr. Mehl. Der zweite Grund für die erwartete Rekordernte ist laut dem Verbandsvorsitzenden der bisherige Vegetationsverlauf mit genügend Wärme und Niederschlag. „Die Getreidernte war aufgrund des immer wieder einsetzenden Regens schwierig, konnte aber doch mit einem vernünftigen Ergebnis eingefahren werden. Für die Rübe war diese Witterung allerdings ideal und die laufenden Proberodungen lassen auf eine sehr gute Zuckerernte hoffen.“

„Das Tal der Tränen ist durchschritten“

Geschäftsführer Manfred Menz erläuterte die Tätigkeiten des Verbandes im abgelaufenen Geschäftsjahr. Neben der Öffentlichkeitsarbeit haben die Weiterbildung und Beratung der Mitglieder sowie die Organisation der Ernte und Abfuhr im Mittelpunkt gestanden. 2017 haben laut Menz 425 Landwirte auf knapp 5000 ha Zuckerrüben angebaut; für 2018 werden sowohl mehr Anbauer als auch ein weiteres Plus bei der Fläche erwartet. „Das Tal der Tränen ist durchschritten“, stellte Menz erfreut fest. Aufgrund eines nicht kostendeckenden Beitrages wurde vom Ausschuss eine Erhöhung auf 30 ct/t beschlossen, das entspricht einer Erhöhung um 2,5 Prozent im Jahr bezogen auf die letzte Anpassung 2009. „Wir wollen ab 2018 nicht weiter die Defizite aus den Rücklagen decken, denn diese sollten mindestens den Finanzbedarf zweier Haushaltsjahre betragen. Die Beitragserhöhung, Ergänzungen des Vorstandes und der Haushaltsvoranschlag für 2017/18 wurden von der Versammlung einstimmig beschlossen; ebenso wurden Vorstand, Ausschuss und Geschäftsführung einstimmig entlastet.

Manfred Menz stellte zum letzten Mal den Geschäftsbericht vor.

Südzucker will Marktanteile halten

Nach den Regularien referierte Dr. Wolfgang Heer, Vorstandsvorsitzender der Südzucker, zur Strategie des Unternehmens nach dem Ende der Quotenregelung. „Die Südzucker ist im Zuckerbereich Marktführer in Europa und will das auch bleiben“, machte Dr. Heer deutlich. Entscheidend für den Erfolg des Gesamtkonzerns mit einem Umsatz von 6,5 Mrd. Euro sei aber die Diversifizierung in vier Segmente: Zucker (43 Prozent des Konzernumsatzes), Spezialitäten (zum Beispiel Tiefkühlpizza, 28 Prozent), Frucht (wie Fruchtsaftkonzentrate, 18 Prozent) und CropEnergies (beispielsweise Bioethanol, 11 Prozent des Umsatzes). „2016 ist die Sparte Zucker erstmals in den Minusbereich gerutscht, was aber durch die anderen Segmente mit einer positiven Entwicklung mehr als ausgeglichen werden konnte. 2017 hat der Zucker den Turnaround geschafft“, konnte der Südzucker-Chef vermelden. Zum Zuckermarkt erläuterte der Experte, dass die EU mit einem niedrigen Endbestand rechne, man aber durch entsprechende Lobbyarbeit habe verhindern können, dass Gegenmaßnahmen – wie etwa eine Umwandlung von Industrie- in Quotenzucker – ergriffen wurden, denn dies hätte eine Preissenkung zur Folge gehabt. „Es wird dennoch genügend Zucker am Markt sein“, sagte Dr. Heer.

Steigende Exporte gegen sinkende Preise

Problematisch sei der niedrige Zuckerpreis am Weltmarkt unter EU-Niveau. Und auch für die kommende Saison rechneten Analysten mit weiter steigenden Überschüssen. Durch die Aktivitäten von Spekulanten sei außerdem der Preis sehr volatil geworden und Südzucker sei bestrebt, durch längerfristige Kontrakte diese Risiken abzusichern. Eine weitere Strategie bestehe im Ausbau der Exportmengen. „Hier sind wir durch unsere internationale Struktur und Schlagkraft bestens aufgestellt. Beispielsweise haben extra zu diesem Zweck 240 Spezialwagons bauen lassen, um in Ganzzügen 440 000 t Zucker an die Häfen in Antwerpen und Rouen liefern zu können“. Insgesamt seien die Megatrends wie Bevölkerungswachstum und steigender Wohlstand weiterhin intakt.

Wir fürchten uns nicht vor hohen Erträgen

Peter Fecke von der Rübenabteilung Wabern/Warburg stellte aktuelle Ertragsschätzungen vor und prognostizierte für die Südzuckerwerke in Offstein und Wabern eine Erntemenge von 88 t/ha – und damit eine Rekordernte. Fecke: „Wir haben keine Angst vor der großen Rübenmenge.“ Er machte aber deutlich, dass eine lange Kampagne gesunde Rüben braucht und deshalb unbedingt auf Blattkrankheiten geachtet werden sollte. Außerdem riet er dazu, Bodenproben analysieren zu lassen, um den Düngebedarf exakt einschätzen zu können – auch im Hinblick auf die neue Düngeverordnung.

Es steigen wieder Betriebe in den Anbau ein

Marie-Christin Mayer vom Hessischen Bauernverband, die noch in diesem Jahr Manfred Menz in der Geschäftsführung nachfolgen wird, stellte noch einige Zahlen zur Kontrahierung in der Wetterau vor: 431 An­bauer, und damit sechs mehr als im Vorjahr werden auf 5200 ha (+5 Prozent) Zucker erzeugen. Die kontrahierte Rübenmenge beträgt 377 588 t. Informationen zur Straßenüberladung (nur mit Genehmigung) und zur Bekämpfung der Sandpappel (mechanische Entfernung vor der Reife) rundeten die Veranstaltung ab.

KB – LW 36/2017