Die Trockenheit hielt Phytophthora im Zaum
Landessortenversuche sehr frühe Speisekartoffeln 2017
Die Auspflanzung der Sortenversuche am Standort Limburgerhof erfolgte bereits am 24. Februar. Die Bodenstruktur konnte auf dem leichten Standort (sandiger Lehm) schon fast als historisch hervorragend beschrieben werden. Die Eindringtiefe des langanhaltenden Frostes auf dem unbewachsenen Boden lag bei über 25 cm. Manfred Mohr vom DLR Rheinhessen-Nahe Hunsrück, Neustadt/Weinstraße, berichtet über die diesjährigen Ergebnisse.

Foto: agrar-press
Frostschutzberegnung im April
Nach der Pflanzung stellte sich für etwa sieben Wochen eine sehr warme und trockene Witterung ein. Das änderte sich jedoch in der dritten Aprildekade. Mehrfach trat in dieser Phase Luftfrost mit bis zu -5 °C auf. An fünf Terminen musste daher auch Frostschutzberegnung durchgeführt werden. Die bis etwa Mitte Mai ausgiebige Trockenheit kann in diesem Zusammenhang als positiv betrachtet werden. Für kurze Zeit stellte sich ab der zweiten Maidekade nur für kurze Zeit der Frühling ein. Bereits ab dem 27. Mai traten Tageshöchsttemperaturen von über 30 °C auf. Kombiniert waren diese hohen Temperaturen, welche auch an relativ vielen Tagen im Juni auftraten, mit hoher Sonneneinstrahlung. Im Prinzip hielt das trockene Wetter auch im Juni (acht Regentage, minus 16 Prozent Niederschlag) an. Diese ausgeprägte negative Wasserbilanz ließ der Phytophthora nur wenig Spielraum zur Entfaltung. Alternaria alternata wurde durch die hohen Temperaturen ab Ende Mai mit ab und an auftretenden Niederschlägen etwas begünstigt.
Ergebnisse der ersten Rodung
Der Versuchsdurchschnitt beim Rohertrag lag mit 443 dt/ha auf einem ansprechenden Niveau (2016: 523 dt/ha, 2015: 417 dt/ha). Der starke Frost am 20. April und die nachfolgende zweiwöchige sehr kühle Phase hatten bei der ersten Rodung im Vergleich zu den Vorjahren keinen direkt erkennbaren negativen Einfluss auf den durchschnittlichen Rohertrag. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass durch den rechtzeitigen Beginn der Frostschutzmaßnahme, der ausreichend zur Verfügung stehenden Wassermenge und durch die Vliesauflage die Kartoffeln geschützt werden konnten. Überall dort, wo zu spät mit der Frostschutzmaßnahme begonnen wurde, die Wassermenge nicht ausreichte oder bei Intervallberegnung die Intervalle zu lang waren, konnten Ertragseinbußen nicht verhindert werden. Die absoluten Erträge dürfen aber nicht überbewertet werden. Von größerer Bedeutung sind die Relativerträge, da die Sortenunterschiede deutlich erkannt werden können. Die neue vorwiegend festkochende Sorte Anett zeigte mit rel. 103 beziehungsweise relativ 108 einen ersten positiven Knollen- und Speisewareertrag. Die zweite neue festkochende Sorte Primabelle lag mit rel. 94 beziehungsweise 98 etwas unter dem Mittel. Statistisch abgesicherte Mehrerträge erreichten Paroli (rel. 119) und Bropanna (rel. 118). Damit bestätigte die Sorte Paroli ihr überdurchschnittliches Ertragspotenzial im zweiten Jahr. Allerdings muss einschränkend erwähnt werden, dass sie in beiden Jahren sehr hohe durchschnittliche Pflanzknollengewichte von 90 g und 104 g zeigte.
Wie schon in der Vergangenheit deutete die Sorte Colomba mit rel. 112 beziehungsweise rel. 108 ihr Ertragspotenzial an. Für den absoluten Höchstertrag fehlten ihr aber 2 Knollen pro Staude (13,1 Kn/St.). Im direkten Vergleich mit Colomba lag Ranomie mit rel. 108 beziehungsweise 113 auf gleicher Ebene. Wie schon im vergangenen Jahr lag die 2-jährig geprüfte Sorte Corinna mit rel. 97 und 94 leicht unter dem Mittel. Bei den beiden Sorten Sunshine (rel. 85 bzw. 77) und Glorietta (rel. 76 / 81) war das Dickenwachstum der Knollen noch nicht abgeschlossen beziehungsweise lag deutlich hinter dem Mittel. Beide Sorten sollten nicht für den ganz frühen Erntezeitraum eingeplant werden.
Stärkegehalt und Sortierung, erste Rodung
Mit durchschnittlich 9,6 Prozent konnte nur ein sehr niedriges Mittel (2016: 10,6 Prozent 2015: 11,6 Prozent) bei den Stärkegehalten erreicht werden. Die Sorte Bropanna erreichte mit 10,7 Prozent einen überdurchschnittlichen Wert und bestätigt mehrjährig ihre Neigung, früh ausreichend Stärke zu bilden. Die neue Sorte Anett lag mit 10,4 Prozent ebenfalls deutlich über dem Mittel. Bekannt niedrige Gehalte lieferten Colomba und Ranomie mit 8,3 Prozent. Die Tendenz, relativ frühzeitig Übergrößen zu produzieren, ist von den Sorten Anuschka, Annabelle, Sunita und Colomba bekannt und wurde hier auch bestätigt. Im zweiten Jahr lag auch die Sorte Corinna über dem Durchschnitt. Die Sorte Sunshine zeigte 15 Prozent Untergrößen. Insgesamt war die Sortierung aber zufriedenstellend. Bei der Knollenbonitur waren nur die hohen Anteile an Zwiewuchs und Grüne Knollen bei der Sorte Solist (18 Prozent) beziehungsweise bei der neuen Sorte Primabelle (12 Prozent) auffallend.
Ergebnisse der zweiten Rodung
Die 39 Parzellen des zweiten Rodetermins wurden am 12. Juni einmal chemisch krautreguliert. So lagen zwischen erster Rodung und Krautregulierung neun Tage. In dieser Zeitspanne verzeichneten die Sorten Sunshine (+90 dt/ha), Glorietta (+73 dt/ha), Primabelle (+63 dt/ha) und Corinna (+59 dt/ha) statistisch abgesicherte Ertragszuwächse. Der durchschnittliche Rohertrag lag bei 467 dt/ha (2016: 536 dt/ha, 2015: 464 dt/ha). Im Salatsegment gelangte Glorietta (Speisewareertrag rel. 105) erstmals an das Niveau von Annabelle (Speisewareertrag rel. 105). Wie schon bei der Sorte Paroli erwähnt, muss aber auch bei Glorietta darauf hingewiesen werden, dass sie ein extrem hohes durchschnittliches Pflanzknollengewicht von 120 g hatte. Die neue Sorte Primabelle erzielte durch den hohen Anteil an Übergrößen (21 Prozent) beim Speisewareertrag mit rel. 94 einen unterdurchschnittlichen Wert. Bei den vorwiegend festkochenden Sorten konnte die Sorte Sunshine beim Speisewareertrag auf die ertragsstarken Sorten Bropanna, Paroli und Ranomie aufschließen. Positiv entwickelte sich bei der neuen Sorte Anett der Speisewareertrag (rel. 111). Ähnliches gilt auch für Corinna (rel.106), trotz 15 Prozent Übergrößen. Ebenfalls ertraglich überzeugend war die mehlig kochende Sorte Sunita mit rel. 117 beziehungsweise rel. 118. Insgesamt waren die Ertragsunterschiede zwischen den Sorten geringer geworden.
– LW 38/2017