Wenn Trockensteher Lahmen

Milchkühe erkranken oft in der Transitphase und viele Kühe sind in diesem Zeitraum lahm. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Lahmheiten während der Trockenperiode und dem Risiko von Krankheiten im geburtsnahen Zeitraum? Dazu wurden in einem Zeitraum von 60 Tagen vor der Kalbung bis 18 Tagen nach der Kalbung auf Praxisbetrieben in Kanada Kühe auf Lahmheit untersucht. Zu Beginn wurden 45 Prozent als lahm eingestuft und 55 Prozent nicht lahm. 50 Prozent der Kühe, die zu Beginn nicht lahm waren, entwickelten bis zur Abkalbung eine Lahmheit; von den lahmen Kühen konnten nur 36 Prozent kuriert werden. Nach der Abkalbung wurden die Kühe routinemäßig auf subklinische Ketose, Metritis, Milchfieber, hängende Nachgeburten und Labmagenverlagerung untersucht.
Lahme Kühe fressen zu wenig und haben dadurch ein höheres Erkrankungsrisiko
Kühe, die vor dem Kalben lahm waren, waren nach der Abkalbung etwa 2-mal häufiger krank als Kühe, die im gleichen Zeitraum nie lahm waren. Ein Grund für diese Zusammenhänge ist, dass Kühe, die vor dem Kalben lahm waren, weniger Zeit mit dem Fressen verbrachten und dass eine geringere Futteraufnahme vor dem Kalben bekanntermaßen das Erkrankungsrisiko nach dem Kalben erhöht. Außerdem war auffällig, dass Kühe, die zu Beginn des Trockenstands überkonditioniert waren, viel mehr Gewicht verloren haben als Kühe in guter körperlicher Verfassung. Vor allem die überkonditionierten Kühe hatten höchste Krankheitsraten nach der Kalbung, unabhängig vom Lahmheitsstatus. Fazit: Viele Kühe werden während der Trockenperiode lahm und lahme Kühe werden nach dem Kalben mit größerer Wahrscheinlichkeit krank. Die Behandlung und Verhinderung von Lahmheit vor dem Kalben und die Vermeidung überkonditionierter Kühe in der Trockenstehzeit sind wichtige Strategien, um die Kuhgesundheit während der risikoreichen Ãœbergangszeit nach dem Kalben zu verbessern.  
Sibylle Möcklinghoff-Wicke, HBV Unternehmensberatung/Innovationsteam Milch Hessen