Warum überhaupt einen Marktfruchtbetrieb umstellen?
Umstellung auf ökologischen Ackerbau – Teil 9
Eine Umstellung auf ökologische Bewirtschaftung kann eine Option für die Betriebsentwicklung sein. Welche Faktoren dafür zusammenkommen müssen und wie sich eine Umstellung auf die Vermarktung und Betriebswirtschaft auswirkt, erklärt Christian Cypzirsch vom Kompetenzzentrum ökologischer Landbau am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück.

Foto: Cypzirsch
Dieses Thema schlägt sich immer öfter auch in Anforderungen von Verpächtern nieder, darunter teilweise auch die öffentliche Hand. In der Umstellung auf ökologische Bewirtschaftung kann auch ein Weg gesehen werden, sich einer Agrarpolitik und Förderstruktur anzupassen, deren Fokus immer stärker auf Umweltleistungen liegt und Ausdruck veränderter gesellschaftlicher Rahmenbedingungen ist.
Eine Umstellung kann nicht alle Probleme lösen
Es gibt jedoch auch Grenzen dessen, was eine Umstellung leisten kann. Das rationale Ziel, die Verbesserung des Betriebsergebnisses, kann nicht pauschal erreicht werden, sondern ist vom Betrieb und seinen grundlegenden Voraussetzungen abhängig. Keinesfalls ist eine Umstellung das geeignete Instrument, um finanzielle oder arbeitswirtschaftliche Defizite eines Betriebs zu beheben, im Gegenteil. Zwei Schritte auf einmal zu gehen, die Betriebsoptimierung beziehungsweise Konsolidierung und die Umstellung, gelingt nur in den seltensten Fällen. Dafür sind die Auswirkungen einer Umstellung zu vielschichtig und beschränken sich nicht nur auf die Flächenbewirtschaftung an sich, wobei diese jedoch klar im Fokus einer Umstellung und deren Planung steht.
Was sich auf den Flächen abspielt, ist eindeutig bestimmt durch die Vorgaben der EU-Öko-Verordnung sowie, bei einer Mitgliedschaft, durch die Richtlinien des jeweiligen Anbauverbands. Dem Systemgedanken des ökologischen Landbaus folgend, sollen vorrangig Stoffe und Betriebsmittel eingesetzt werden, die auch im System Ökolandbau erzeugt und bereitgestellt werden können beziehungsweise natürlichen Ursprungs sind. Daraus ergeben sich prägnante Eckpunkte für den ökologischen Pflanzenbau:
- das Verbot der mineralischen N-Düngung
- eine starke Einschränkung in der mineralischen Düngung von P,K, Mg
- das Einsatzverbot von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln
- das Gebot des Anbaus von Leguminosen und Zwischenfrüchten
- der Einsatz von Saat- und Pflanzgut aus ökologischer Vermehrung
Für den letzten Punkt gibt die Datenbank organicXseeds (www.organicxseeds.de) einen Überblick über das verfügbare Angebot an ökologischem Saat- und Pflanzgut sowie vegetativen Vermehrungsmaterial. Über diese Datenbank können auch Ausnahmegenehmigungen für Sorten beantragt werden, die nicht aus ökologischer Vermehrung verfügbar sind. Dieses konventionelle Saatgut darf dann jedoch nicht mit chemisch-synthetischen Beizmitteln behandelt sein.
– LW 50/2023