Mit Ultraschall-Scannern die Fett­auflage ermitteln

VDL-Workshop an der Universität Gießen, Oberer Hardthof

In der Leistungsprüfung beim Schaf werden für die Beurteilung der Bemus­kelung und der Verfettung Hilfsmerkmale benötigt, die möglichst exakt auf den tatsächlichen Fleisch- und Fettanteil des Schlachtkörpers schließen lassen. Ende Juni fand dazu ein Workshop an der Lehr- und Forschungsstation Oberer Hardthof der Justus-Liebig-Universität Gießen statt.

Fünf Lämmer wurden auf fünf fahrbare Gestelle verteilt und im Rotationssystem zu den fünf Messstationen mit verschiedenen Geräten gefahren.

Foto: Helmuth Lange

Die Veranstaltung wurde gemeinsam von der Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL) mit der Universität Gießen (Institut für Tierzucht und Haustiergenetik), dem Hessischen Verbandes für Schafzucht und -haltung, dem Landesbetrie­bes Landwirtschaft Hessen und der Firma Baumann durchgeführt. Zielgruppe waren Personen, die im Rahmen der Leistungsprüfung für Schafe mit Hilfe von Ultraschall-Scannern die Rückenmuskeldicke und Fett­auflage bei Schaf­lämmern ermitteln. Eröffnet wurde die Veranstaltung, an der eine 25-köpfige Expertengruppe teilnahm, von Arne Bodenbender, technischer Leiter des Oberen Hardhofes. Dr. Gerhard Quanz, LLH, wies auf die Möglichkeiten der verschiedenen Prüfmethoden hin. Darunter sind das Referenzbockmodell und die Feldprüfung mittels Ultraschallscannern Hilfsmittel für eine anzustrebende Zuchtwertschätzung beim Schaf.

Stationsprüfung

In der so genannten Halbgeschwister/Stationsprüfung ist die Ermittlung der Fleischigkeit und der Verfettung am Schlachtkörper mit dem Verlust des Prüftieres für die Zucht und einer hohen Kosten­belastung verbunden. Ferner wurden in den letzten Jahren mehrere Prüfstationen geschlossen. Aus diesen Gründen kommt für einige Verbände nur die Feldprüfung in Frage.

Über Ge­wichtsermittlung und durch Ultraschallmessungen an wichtigen Fleischpartien werden Be­zieh­ungen zum tatsächlichen Fleisch- und Fettanteil am lebenden Tier ermittelt. Wenn die Prüfbedingungen op­timal abgestimmt sind, kann man Wiederholbarkeiten von 90 Prozent erreichen. Einflussfaktoren für sichere Wiederholbarkeit sind vor allem die Rahmenbedingungen:

  • Altersabschnitt,
  • Gewicht,
  • Gerätespezifikation,
  • Lage des Tieres,
  • Messstelle.

Auch im praktischen Einsatz sind verschiedene Unwägbarkei­ten zu berücksichtigen:

  • Auflagewinkel des Schallkopfes,
  • Position des Tieres,
  • Kontaktmittel,
  • Ruhigstellen des Tieres,

Dr. Gerhard Quanz beim Scannen eines Schafes.

Foto: Helmuth Lange

Arnd Ritter, LLH, moderierte den Ablauf der Veranstaltung, die hervorragend vom Oberen Hardhof begleitet wurde. Im prakti­schen Ablauf (siehe auch Foto) wurden fünf Lämmer (von der Firma Baumann zur Verfügung gestellt) auf fünf fahr­bare Gestelle verteilt und im Rotationssystem zu den ebenfalls fünf Messstationen mit verschiedenen Geräten gefahren. Im Vorhinein war die Messstelle Mitte Lende, zwischen dem dritten und vierten Lendenwirbel rechts festgelegt worden. Verschiedene Personen kamen mit ihren Messgeräten zum Einsatz. Überwiegend wurde mit stationär 220 V abhängigen Geräten gearbeitet. Lediglich zwei handliche, akkubetriebene Geräte waren zum Vergleich vorhanden. Anschließend tauschte man sich über die Erfahrungen mit den Geräten und Gestellen aus.

Danach wurden die Mess­ergeb­nisse aus dem Scanning besprochen und mit den Messwer­ten der Schlachtkörper der inzwischen geschlachteten fünf Läm­mer verglichen. Folgende Em­pfehlungen wurden gegeben:

  • Messstelle Mitte Lende, fakulta­tiv letzte Rippe da hohe Korrela­ti­on vorhanden,
  • keine Empfehlung zum Fixieren der Tiere im Gestell oder im Stehen,
  • Öl oder Ultraschallgel möglich (Kontaktmittel),
  • Mindestgewicht 35 kg LM männlich, 30 kg LM weiblich,
  • Höchstalter 180 Tage,
  • Messpunkte im Scanner: Muskelquerschnitt dickste Stelle.

Fett und Haut sollen zusammen in den Zuchtbescheinigungen und Katalogen in Zukunft nach einheitlichen Richtlinien korrigierte Werte ausgewiesen werden. Der anwesende WDL-Vorsitzende Josef Baumann, in der Funktion als Vermarkter hält diese Methoden der Leistungsprüfung für sehr wichtig. Bis auf Texel werden andere Rassen zu fett in den Markt gebracht. Der Verbrau­cher akzeptiert kein Fett mehr. Die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse sollen im Rahmen der Zuchtwertschätzung als Grundlage für eine entsprechende VDL-Richtlinie verwendet werden. Das nächste Treffen dieser Runde wird nächstes Jahr in Thüringen stattfinden. Lange,LLH