Ein untypisches Spargeljahr

Mehrere Faktoren führen dazu, dass der deutsche Spargel dieses Jahr nicht richtig in Schwung kommt: Der trockene Sommer 2015 ließ nur bedingt die Einlagerung von Reservestoffen zu. Wer beregnet hat, kann nun mehr ernten. Der milde Winter verhinderte eine Winterruhe, und das zu kalte Frühjahr behindert die Wüchsigkeit.

20 °C müssen im Damm herrschen, damit der Spargel starten kann. Das war bei den Schwarzfolien lange nicht der Fall. Nur die Dreifachbedeckung schaffte diesen Wert, sodass ab 20. März eine überschaubare Menge auf den Markt kam, keine Spitzenerträge, jedoch zu guten Preisen. Noch diese Woche liegt der Erzeugerpreis bei 6,50 Euro/kg, mehr als die zwei Jahre zuvor, und es ist die erste Woche, in der alle Nachfragen des Handels bedient werden können. Die guten Preise brauchen die Betriebe, denn sie haben derzeit das Problem, ihre Arbeitskräfte auszulasten. Gerade hat die Ernte der Spargelsorte Backlim begonnen, doch auch da ist schon abzusehen, dass Ertrag fehlt, rund 20 bis 25 Prozent, verursacht durch träge Wüchsigkeit und eine geringe Stangenstärke.

Spargelspezialisten der Offzialberatung haben in 30 Jahren noch nie so eine Situation erlebt: Die Spargelanlagen sind nicht fit, die Brix-Werte (Zuckergehalt) der Wurzeln, die normalerweise herangezogen werden, um bei geringen Werten das Ende der Ernte einzuläuten, waren bereits im Herbst gering und sind es immer noch. Da die Schwarzfolienanlagen noch gar nicht richtig in Fahrt kamen, kann man sich überlegen, diese länger zu beernten, doch die Brix-Werte sprechen dagegen. Eine Situa­tion, wie sie aus Südeuropa bekannt ist.

Die Nachfrage der Konsumenten war bei den kühlen Temperaturen eher gering, denn zu Spargel gehören warme Tage, wie dies am vergangenen Wochenende der Fall war.

War das dann schon der Höhepunkt? Kommt da noch Schwung in die 1 400 ha in Rheinland-Pfalz und die 2 140 ha in Südhessen? Es hängt alles vom Wetter und vom Folienmanagement ab. Bei Letzterem scheint sich die Dreifachabdeckung zu bewähren.

Elke Setzepfand – LW 19/2016