Die „Versicherungsprämie“ gegen lagernde Bestände

Einsatz von Wachstumsreglern im Getreide

Wachstumsregler werden im Getreide eingesetzt, um Lager sowie Ähren- und Halmknicken zu vermeiden. Neben den direkten wirtschaftlichen Verlusten durch geringere Erträge und Qualitätseinbußen spielen auch indirekte Folgen eine erhebliche Rolle. In nassen Jahren können zum Beispiel Spätverunkrautung und Auswuchs zunehmen. Lagergetreide führt zu ungleichen Stoppellängen beim Mähdrusch und daraus resultierenden Problemen bei der Stoppelbearbeitung. Auftretendes Lagergetreide im Erntejahr zieht deshalb nicht selten auch Probleme im Folgejahr nach sich. Der Einsatz von Wachstumsreglern ist daher weit verbreitet. Der richtige Umgang mit Wachstumsreglern ist allerdings gerade auf leichten Standorten, auf denen sich schnell Wasserstress einstellt, gar nicht so einfach.

Der Einsatz von Wachstumsreglern ist in der Praxis weit verbreitet, um Lager sowie Ähren- und Halmknicken zu vermeiden.

Foto: landpixel

Die richtige Strategie, um Lagergetreide zu vermeiden beginnt mit der Sortenwahl. In allen Getreidearten, insbesondere aber bei Weizen, Gerste und Triticale, stehen mehr oder weniger standfeste Sorten zum Anbau zu Verfügung. Landwirte nutzen zunehmend diese von den Züchtern angebotenen Sorten.

Neben einer optimierten Stickstoffdüngung ist trotzdem ein angemessener Einsatz von Wachstumsreglern sinnvoll. Sie gleichen einer Versicherungsprämie, um Risiken durch Witterungseinflüsse zu senken.

Wachstumsregler haben auch andere Effekte

Die Kunst des Einsatzes von Wachstumsreglern besteht darin, die richtige Dosierung zu wählen und dadurch Wirksamkeit, Verträglichkeit und Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen.

Wachstumsregulatoren greifen in das Hormonsystem der Pflanzen ein. Sie können neben der Wuchshemmung auch andere Effekte haben. Allen voran wird oft ein ertragsphysiologischer Effekt genannt. Dadurch kann auch ohne Lager ein Mehrertrag von bis zu 2 dt/ha auftreten. In der Praxis kann sich dieser Effekt aber schnell in das Gegenteil verkehren. Versuche zeigen immer wieder auch Ertragsdepressionen, insbesondere bei zu hoher Dosierung der Mittel.

Für die Saison 2012 stehen fünf Wachstumsregler zur Verfügung:

  • Calma (Trinexapac-ethyl 175 g/l andere Formulierung als Moddus)
  • Camposan Extra (Ethephon 660 g/l)
  • CCC 720 (Chlormequatchlorid 720 g/l)
  • Medax Top + Turbo (Prohexadion-Calcium + Mepiquatchlorid 50 g/l + 300 g/l)
  • Moddus (Trinexapac-ethyl 250 g/l)

Die Tabellen geben einen Überblick über die Empfehlungen zu Wachstumsreglern in den verschiedenen Getreidearten und deren Einsatzzeitpunkt (Entwicklungsstadien). Die kurzen Zeilen hinter den Sortengruppen beschreiben jeweils alternative Strategien. Die Aufwandmengen sind Richtwerte in Abhängigkeit von der Sorte.

Medax Top wir immer mit einem Zusatz (dem „Turbo“) im Verhältnis 1:1 eingesetzt. Alle Wachstumsregler wirken stärker bei wüchsigen Temperaturen und hellen Sonnentagen. Insbesondere bei CCC 720 ist die Wirkung und somit auch die Aufwandmenge stark von der Temperatur abhängig. CCC 720 ist beispielsweise im Winterweizen schon in der Bestockung (EC 21/29) zugelassen, wirkt aber kaum bei Temperaturen unter 5 bis 8°C. Das heißt, dass bei niedrigen Temperaturen die Aufwandmenge erhöht werden muss.