Mit Vielfalt bei Fruchtfolge und Sorten dem Dürrestress trotzen

Umsatz der Saaten-Union stabil bei über 200 Mio. Euro

Trockenstress ist in den vergangenen Jahren der limitierende Faktor bei der Ertragsbildung gewesen. Um den Ertrag der Kulturen zu sichern und das Ausfallrisiko zu minimieren, hält die Saaten-Union eine breite Vielfalt in der Fruchtfolge und gut an den Standort angepasste Sorten für besonders wichtig. Mit über 40 Fruchtarten, von Weizen und Mais bis hin zu Nischenkulturen und Zwischenfrüchten, biete das Unternehmen dafür das breiteste Produktportfolio auf dem Markt an, sagte Geschäftsführer Marcus Iken bei einer Pressekonferenz, die in Köln stattfand.

Ein Umsatzplus von 30,2 Prozent verzeichnete die Saaten-Union bei Futterpflanzen und Zwischenfrüchten. Auch die Nachfrage bei Ökosaatgut sowie den Nischenkulturen Durum und Dinkel steige, sagt Marcus Iken, Geschäftsführer der Saaten-Union.

Foto: Werkfotos

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen sei es der Saaten-Union Gruppe inklusive der Rapool-Ring GmbH gelungen, den Umsatz im Wirtschaftsjahr 2019/2020 per 30. Juni 2020 weiter über 200 Mio. Euro zu halten. Während die Rapool-Ring GmbH ein Umsatzminus von 3,6 Prozent verzeichnet habe, konnte die Saaten-Union GmbH ihre Umsätze um 1,4 Prozent steigern. „Bei Betrachtung der Umsatzentwicklung der verschiedenen Sparten zeigen sich die Synergien, die aus dem breiten Fruchtartenportfolio resultieren“, so Iken. Während Lizenzkulturen – Getreide-Selbstbefruchter und Körnerleguminosen – ein moderates Umsatzplus von 2,1 Prozent erzielten, verzeichnete Hybridgetreide einen Umsatzrückgang um 6 Prozent, der in erster Linie auf die Saatgutverfügbarkeit zurückzuführen war. Dies betraf auch die Entwicklung bei Mais mit einem Umsatzrückgang von 7 Prozent. Dagegen prosperierten Futterpflanzen und Zwischenfrüchte nach Angaben des Geschäftsführers mit einem Umsatzzuwachs von 30,2 Prozent. „Auch der Bereich Ökosaatgut entwickelte sich positiv, ebenso die Nischenkulturen Durum und Dinkel, bei denen die Nachfrage weiter steigt“, so Iken.

Nischenkulturen stärker gefragt

Die Umsatzentwicklung der Fruchtarten korrespondiere mit den Entwicklungen in der Landwirtschaft, so Iken:„Während sich die großen, etablierten Marktsegmente laut der Saaten-Union nur noch moderat entwickeln beziehungsweise rückläufig sind, wachsen Kulturen wie Dinkel, Hafer oder Körnerleguminosen aus ihren Nischen heraus.“ Diese Entwicklung führe jedoch nicht zu neuen Grand-Cultures, sondern unter Einbeziehung von Extensivkulturen und Zwischenfrüchten zu mehr Vielfalt bei den Anbaukulturen. Entsprechend dem Leitsatz „Vielfalt drischt besser!“ erwarteten Beratung und Praxis von den erweiterten Fruchtfolgen vielfältige Synergieeffekte: Dies gelte im Hinblick auf mehr Resilienz gegenüber dem Klimawandel und hinsichtlich extensivierter Anbauverfahren mit einem geringeren Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln.

Die Sorte beziehungsweise das Saatgut und die Beratung würden noch wichtiger, um auch in einer zunehmend reglementierten und „ökologisierten“ Landwirtschaft auskömmliche Gewinne zu generieren, so Iken. Saatgut sei mittlerweile das wichtigste Betriebsmittel für die Steigerung beziehungsweise Stabilisierung der Erträge.

Für ein breites Spektrum an Kulturen im Betrieb sorgen

Paul Steinberg, Produktmanager bei der Saaten-Union, gab Tipps für die Anbauplanung. Da nicht vorhersehbar sei, wann oder ob Klimastress einsetze, liege die beste Risikoabsicherung in einem breiten Spektrum an Kulturarten. „Während zum Beispiel 2018 alle Kulturarten unterdurchschnittliche Leistungen brachten, litten 2019 Roggen und Gerste deutlich weniger als andere“, sagte er.

Die Zeiten seien vorbei, in denen ein maximaler Ertrag auch fast immer maximalen Gewinn versprach. Das Ziel müsse lauten: Wie erreicht man realistische Erträge möglichst effizient? Möglichst effizient zum Beispiel mit Blick auf die Nährstoffe, den Wasserhaushalt und die Produktionskosten.

Mit Leguminosen N-Effizienz von Fruchtfolgen verbessern

Fruchtarten und Sorten müssen gut auf den Standort passen, das werde in Zeiten von Trockenstress immer wichtiger, sagte Paul Steinberg, Produktmanager bei der Saaten- Union.

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Die N-Effizienz einer Fruchtfolge kann laut Steinberg durch Leguminosen verbessert werden. Es gebe aber auch Sorten, die viel Leistung mit einem vergleichbar geringen Stickstoffangebot realisieren: Besonders N-effiziente Weizensorten seien Lemmy und SU Hyvega, im Roggen steche SU Bendix hervor.

Der Wasserhaushalt und damit die Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Wassers im Boden lasse sich durch Fruchtfolgen verbessern, die den Humusgehalt und die Bodenstruktur verbessern – hier spielten Zwischenfrüchte eine wichtige Rolle. Das Programm „Mit Zwischenfrüchten punkten“ biete eine große Bandbreite an Mischungen für verschiedenste Ansprüche.

„Kosteneffizient sind vor allem Kulturarten und Sorten, die einen geringen Pflanzenschutzaufwand benötigen“, so Steinberg. SU Aventinus sei hier bei Winterweizen als kosteneffiziente Sorte zu nennen. Beim Hybridroggen seien es vor allem die standfesten und gesunden Sorten SU Piano und SU Forsetti. Hybridroggen habe im Vergleich einen eher geringeren Pflanzenschutzmittelaufwand.

Flexibilität wird immer wichtiger

Wichtig sei auch die Vermarktung beziehungsweise Verwertung: „Ist abzusehen, dass das Futter knapp wird, kann die Zwischenfrucht eventuell doch als Futter dienen, Roggen oder Gerste werden als GPS verwertet. Sind die Aussaatbedingungen im Herbst für Weizen schlecht, kommt der Wechselweizen zum Zuge, der bis in das Frühjahr hinein gesät werden kann. Oder es folgt eine Sommerung. Flexibilität ist gefragt“, so Steinberg.

Letztlich müsse aber die Fruchtfolge zur Region passen. Zudem müsse es für alle Kulturen eine Vermarktungsstruktur geben und es müssen auf dem Betrieb die Personalkapazitäten vorhanden sein, um bei jedem Bestand „just in time“ die richtige Maßnahme durchzuführen.

Auch die für eine Fruchtfolge wertvollen Kulturen wie Hafer, Durum, Bohnen und Erbsen müssten sich letztlich über die Verwertung und Vermarktung rechnen. Die Saaten-Union habe daher zusammen mit der UFOP eine digitale „Abnehmerkarte“ erstellt, um die Vermarktung dieser Kulturen zu vereinfachen (www.saaten-union.de/abnehme...). Die Antwort auf Dürrestress als neue Normalität heiße also Vielfalt und Flexibilität, sagte er.

LW – LW 35/2020