Der vorerst letzte Mais mit Insektizid-Beize steht im Feld

Schädlinge im Mais, welche sind bedeutsam?

Das Mais Anbaujahr 2019 ist das vorerst letzte Jahr mit insektizidem Beizschutz (Mesurol). Nach über zehn Jahren ohne „Neonik-Beizen“ fällt ab der Aussaat 2020 auch der letzte insektizide Wirkstoff Methiocarb im Mesurol weg. In diesem Jahr schützt Mesurol vor Fritfliegenbefall und hilft mit Wirkungsgraden bis zu 50 Prozent gegen Drahtwurm. Darüber hinaus besitzt Mesurol einen Repellent-Effekt gegenüber Vögeln. Ob und wann die Sonido-Beize mit dem neonikotinoiden Wirkstoff Thiacloprid eine Zulassung auch in Deutschland erhält ist ungewiss.

Drahtwurmschaden im Mais mit Neueinsaat.

Foto: Heidweiler

Der erste über dem Boden auftretende Schädling kann im frühen 1- bis 2-Blatt-Stadium die Fritfliege sein. Mesurol ungebeizter Mais oder auch infolge Trockenheit unzureichender Wirkstoff-Transport ins Blatt führt hier und da zu Schäden. Der Wirkungsgrad (WG) der Mesurol Beizung gegen Fritfliege liegt zwischen 65 und 90 Prozent, der Schutz funktioniert daher nicht immer.

In diesem Mai meldet Südhessen zum Beispiel stärkere Schäden trotz Mesurol-Beizung. Wer im jungen Mais stärkere Fraßstellen ähnlich dem von Schnecken feststellt, sollte mit einem zugelassenen Pyrethroid (Karate Zeon, Hunter etc.) reagieren.

Unser Hauptschädling ist ein Schmetterling

Der eigentliche Hauptschädling im Mais ist jedoch der Maiszünsler, mittlerweile hat sich dieser Schmetterling bis in die Höhenlagen der Eifel mit hohen Befallsstärken ausgebreitet. 2017 kam es dort zu Starkbefall in etlichen Anbaulagen. 2018 flogen die Schmetterlinge bereits früh, in den warmen Lagen der Pfalz bereits in der ersten Juni-Woche und dann anhaltend über einen längeren Zeitraum. Dass es zu keinen starken Schäden in unbehandeltem Mais kam, war der trockenen Witterung geschuldet, die gefräßigen Larven starben auf ihrer Wanderschaft Richtung Stängelgrund oft regelrecht ab.

Zwar ist bekannt, dass sich durch konsequentes Stroh-/Stoppelmanagement nach der Maisernte die Population um bis zu 90 Prozent zurückdrängen lässt, allerdings reichen schon wenige unbearbeitete, ungepflügte Felder in einer Gemarkung aus, um für reichlichen Falterflug im Juni und Juli zu sorgen. Das mechanische Zerschlagen der Maisstoppel, dort wo möglich, auch das anschließende tiefe Unterpflügen muss in den „neuen“ Maisanbauregionen noch stärker beachtet werden.

Bekämpfungsschwellen wie bei vielen anderen landwirtschaftlichen Schädlingen existieren praktikabel kaum. Zwar kann man im Herbst Maisstoppeln schlitzen und auf Raupen untersuchen, dabei zählen 30 bis 40 Raupen als relevant. Wie diese Raupen jedoch den Winter überstehen, wie günstig die Flugbedingungen im Juni, die Witterung zur anschließenden Eiablage, dem Larvenschlupf ausfallen – all dies sind kaum abwägbare Einflussfaktoren, die über einen günstigen oder ungünstigen Verlauf entscheiden. In der Praxis wird man daher ganz grob abschätzen: Liege ich in einer Befallsregion, dann wird eine Behandlung eingeplant, um kein Ertragsrisiko einzugehen.

Den Zünsler biologisch oder chemisch bekämpfen?

Seit über 40 Jahren schon großflächig als biologische Waffe im Einsatz sind Trichogramma-Schlupfwespen. Mit ein, besser zwei Ausbringterminen im Abstand von zehn bis 14 Tagen werden in Form von Kärtchen oder Kugeln diese Ei-Parasiten ausgebracht. Die Erstausbringung erfolgt zum Termin Beginn Falterflug, welcher mittels Licht- oder Pheromonfallen festgestellt wird.

Die Kugeln können per umgerüstetem Düngerstreuer breitflächig gestreut, oder per Drohne (Multicop­ter) ausgebracht werden. Maschinenringe oder Landhändler geben Auskunft, welche Ausbringmöglichkeiten vor Ort möglich sind. Die Kärtchen werden von Hand aufgehängt; das ist bis 10 ha Fläche durchaus machbar, mit einem Zeitaufwand von 20 bis 30 Minuten je ha. Egal ob Kugel oder Kärtchen, die Tiere müssen beizeiten bis Mitte Mai bestellt werden. Das Land Rheinland-Pfalz gewährt einen Zuschuss von 10 Euro/ha.

Im Schnitt vieler Versuche erzielt die zweimalige Ausbringung Wirkungsgrade zwischen 60 und 80 Prozent. Heiße, trockene Phasen können den Schlupfwespen gewaltig zusetzen. Dies war zum Beispiel 2018 der Fall. So wurden in einem Versuch in Bayern mit zweimaliger Ausbringung in hoher Dichte (220 000 Trichogrammen/ha) 51 Prozent WG, in geringerer Dichte (110 000 Trichogrammen/ha) nur 17 Prozent WG erzielt. In den LSV Baden-Württemberg wurden 2018 bis zu 60 Prozent befallene Maispflanzen trotz zweimaliger Ausbringung bonitiert. Wer bei Trichogrammen auf Nummer sicher gehen will, sollte unbedingt die zweimalige Ausbringung bevorzugen.

Als chemische Variante kann das Insektizid Coragen zum Termin Hauptflug der Falter bis kurz vor dem Larvenschlupf mit einem Stelzenschlepper ausgebracht werden. Coragen wirkt auf die Maiszünsler Eier und Larven und erzielt in Versuchen immer verlässliche Wirkungsgrade um die 90 Prozent. Wohl gibt es noch weitere Produkte, Coragen besitzt dennoch in der Praxis ein quasi Alleinstellungsmerkmal (Wirkung auf Eier, bienenungefährlich).

Zukünftige Bedrohung: der Maiswurzelbohrer

Es sind nicht die oberflächlich an den Maispflanzen fressenden Käfer, die den eigentlich Schaden verursachen, sondern die Larven, die ab Juni im Boden an den Maiswurzeln fressen. Durch Monomaisanbau vermehrt sich der Maiswurzelbohrer in sieben bis zehn Jahren derart stark, dass wirtschaftliche Schäden entstehen.

Der Schädling ist im Süden von Rheinland-Pfalz von Ludwigshafen bis nach Baden und zum Elsass hin breit in dieser Region angekommen. Im Vergleich mit dem südlich angrenzenden Baden liegen die Fangzahlen dieses Käfers hier aber noch auf einem sehr geringen Niveau. Und zum Glück ist die Situation noch weit vom benachbarten Baden und Elsass entfernt. So wurden alleine im Regierungsbezirk Freiburg bis Mitte August 2018 mehr als 100 000 Käfer gefangen (2017: 65 000 Käfer; Foto Pheromonfalle Freiburg 2018). Im südlichen Rheinland-Pfalz fanden sich 2018 an den 21 von 50 beobachteten Maisflächen in Summe lediglich 48 Käfer. Die Fangzahlen lagen zwischen einem und sechs Tiere je Falle.

Man kann das Ausmaß der Weiterverbreitung nur eindämmen, indem konsequent und weiterhin die Fruchtfolge eingehalten wird; Monomais führt unweigerlich in eine Sackgasse. Chemische Bekämpfungsmaßen gibt es nicht. Tolerante oder gar resistente Sorten sind auch nicht verfügbar. Das einzige Mittel, das hilft, ist die Einhaltung der Fruchtfolge. Der Maiswurzelbohrer benötigt die Wirtspflanze Mais, um sich vermehren zu können. Fehlt diese in der Vegetation, verhungern die Larven im Boden. Das heißt: In drei Jahren maximal zweimal Mais, um diesen gefährlichen Schädling noch möglichst lange in Schach halten zu können.

 – LW 20/2019