Jetzt bei Wärme auf Blattläuse achten

Aktuelle Situation im Wintergetreide

Zeitig gesäte Wintergerste ist bis zum Dreiblattstadium entwickelt, teils auch darüber hinaus. Insbesondere im hessischen Ried und Rheinhessen, aber auch in Gerste, die in Nachbarschaft zu Zwischenfrüchten mit Raufhafer oder Schlägen mit Ausfallgetreide liegt, sollte jetzt auf Blattläuse geachtet werden, denn diese können Viren übertragen. Das Risiko ist in diesem Jahr allerdings etwas geringer, da durch die Trockenheit kaum grüne Brücken vorhanden waren, in denen Blattläuse sich hätten stark mit Viren beladen können.

Blattläuse können Viruskrankheiten in die Getreidebestände eintragen.

Foto: agrar-press

In den Wintergetreide-Beständen sind erste Blattläuse zu finden. Es wurden örtlich 4 bis 6 Prozent mit Blattläusen befallene Pflanzen ermittelt. Aktuell wurde der Bekämpfungsrichtwert von 10 bis 20 Prozent befallener Pflanzen aber noch nicht überschritten.

Möglichst jetzt noch Ausfallgetreide beseitigen

Wenn im Herbst geflügelte Blattläuse mit Viren beladen sind, können sie die Virosen in frühgesäte Winterge­treideschläge eintragen. Mildes, warmes Wetter begünstigt das Blattlausauftreten. Spät gesätes Wintergetreide ist weit weniger betroffen. Die Viren führen zu Verzwergungen, welche sich bei Gerste oft stärker zeigen als bei Weizen. Folgen sind verringerte Ährenzahlen mit partiell tauben Ähren, was den Ertrag stark reduzieren kann.

Noch im Herbst kann bei milder Witterung eine nesterartige Ausbreitung im Feld stattfinden. Nach Lebendüberwinterung (nur bei milder Winterwitterung) setzen die Läuse im zeitigen Frühjahr die Virusverbreitung fort.

Insbesondere neu gesätes Wintergetreide in der Nähe zu Mais oder zu Flächen mit schlecht etablierten Zwischenfrüchten, die beispielsweise ohne vorher das Ausfallgetreide zu beseitigen nun von diesem unterdrückt werden, aber auch in der Nähe zu Rauhafermischungen, ist gefährdet und sollte ab dem Auflaufen beobachtet werden.

Wenn möglich, sollte vorhandenes Ausfallgetreide jetzt noch beseitigt werden, um die grünen Brücken für die Schädlinge zu unterbrechen.

Behandlung erst bei Schadschwellen-Ãœberschreitung

Die Flächen sind ab Auflauf der Winterungen zu kontrollieren, und bei Überschreitung der Schwelle von mehr als 10 bis 20 Prozent befallener Pflanzen ist eine Behandlung durchzuführen, sofern die Bestände weit genug entwickelt sind, sich also im 2- bis 3-Blattstadium befinden. Tipp: Hält man die Blätter gegen das Licht, lassen sich die Blattläuse leichter erkennen.

Gegen virusübertragende Zikaden sind keine Mittel zugelassen

Ab dem 2- bis 3-Blattstadium ist genügend Blattmasse vohanden, um Insekizide wirkungsvoll zum Einsatz zu bringen. Die Präparate (Pyrethroide) haben eine Wirkungsdauer von oft nicht mehr als sieben bis zehn Tagen. Es wird nur der Blattapparat geschützt, der bei der Behandlung vorhanden ist. Es sollte nicht bei Temperaturen unter 10 °C behandelt werden, da die Läuse dann kaum aktiv sind.

Wenn wüchsige Witterungsbedingungen vorherrschen, entwickeln sich die Bestände schnell weiter und die Wirkungsdauer verringert sich. Rein prophylaktische Maßnahmen sind nicht angebracht. Präparate u.a.: Karate Zeon (75 ml/ha), Kaiso Sorbie (150 g/ha), Sumicidin Alpha (200 ml/ha), Decis forte (75 ml/ha), Shock Down (100 ml/ha, nur WW), Mavrik (200 ml/ha).

Gegen Zikaden, die Weizenverzwergungsvirus verbreiten können, stehen keine Insektizide zur Verfügung.

Schnecken und Unkräuter

Insbesondere pfluglos bestellte Flächen sind nach der Aussaat auf Schnecken hin zu kontrollieren. Bei Befall sollte der Bestand mit Schneckenkorn abgestreut werden. Nasspressungen sind zu bevorzugen.

Derzeit herrschen durch die feuchten Böden noch gute Bedingungen für einen wirksamen Einsatz von Bodenherbiziden vor.

Warndienst Ackerbau, RP Gießen, Pflanzenschutzdienst – LW 43/2022