Den Wald nutzen, um ihn zu erhalten

Jahrestreffen der Markmeister und Waldbesitzer in Oberhessen

Denken in Generationen und nicht von heute auf morgen; das kennzeichnet das Tun der Waldbauern und Waldmärkerschaften aus. So werden im Markwald Trais-Münzenberg in diesem Herbst über 200 Roteichen angepflanzt. Solche Investitionen in die Zukunft des Waldes – bis zur Hiebreife dauert es weit über 100 Jahre – brauchen aber zunächst den Erlös aus dem Holzverkauf.

Gruppenbild der Teilnehmer des Waldbeganges der oberhessischen Markmeister und Waldbesitzer mit den Ehrengästen. Darunter: Wilhelm Fenner (l.), Vorsitzender der Gruppe Gemeinschaftswald im Hessischen Waldbesitzerverband. Neben ihm Sylvia Ruppel, sie führte durch die Veranstaltung. Auch im Bild ist Walter Müller (6.v.l.), Initiator des ersten Jahrestreffens vor gut 40 Jahren.

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Einen ebenso effizient wie nach­haltig geführ­ten Mischholz­be­stand besichtigten die mittel­hessischen Markmeis­ter und Privatwaldbesitzer vorigen Freitag im Markwald Trais-Münzenberg bei ihrem diesjährigen Treffen. Margrit-Sylvia Ruppel aus dem erweiterten Vorstand des Hessi­schen Waldbe­sitzerverban­des führte durch die Veranstaltung. Sie freute sich, neben dem Markvorsteher Burkhardt Walter und den 30 Markmeistern, politische Vertreter der CDU, der FDP und der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag Klaus Dietz, Helmut von Zech und Heinz Lotz vor Ort zu empfangen und mit ihnen über die Anliegen der Waldbesitzer in Hessen zu diskutieren.

Michael Freiherr von der Tann, Präsident des Hessischen Waldbesitzerverbandes und Geschäftsführer Christian Raupach sprachen beim Rundgang durch die Mark außerdem über aktuelle forstpolitische Entwicklungen in Hessen und über die Holzvermarktung.

Bei der vom Fortsamtsleiter Wet­tenberg, Harald Voll, und Revierförster Rainer Alberding geführten Besichtigung beschrieb Alberding anhand von sechs forstlichen Schaubildern waldbauliche Besonderhei­ten des 47 ha großen und 28 Anteile umfassenden Markwaldes Trais-Münzenberg. Der Holzvorrat der Märkerschaft Trais-Münzenberg liegt bei 250 Vfm (Vorratsfestmeter) je ha, der Zuwachs bei 8,2 Vfm/ha/Jahr.

Der besichtigte Standort ist wegen der Baumar­tenvertei­lung und des vergleichsweise hohen Nadelholzanteils forstlich interessant. Obwohl die Lage am Ran­d der Eichenmischwaldzone kaum Nadelhölzer erwarten ließe, sei der Douglasienanteil im Markwald Trais-Münzenerg mit 19 Prozent mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Wälder in Hessen, konstatierte Alberding. Augenmerk soll auf die geziel­te Nutzung der Buche gelegt werden. Ein geeigneter Erntezeitpunkt – nicht zu früh, um beispielsweise ebenso Stämme für Sub­missionen zu haben, aber auch nicht zu spät, um eine De­klas­sierung (Herabstufung) der Stämme aufgrund Rotkernigkeit zu verhindern – bestimme insbesondere beim Laubholz über die Wirtschaftlichkeit der Nutzung dieses Waldes. Die Prei­se für die Buche bewegten sich derzeit zwischen 70 Euro und 120 Euro je Festmeter.

Douglasie als Brotbaum anbauen

Bei dem vergleichsweise niedrigen Jahresniederschlag von circa 500 bis 600 mm sowie einer Höhenlage des Markwal­des zwischen 160 und 200 m über Normalnull auf den mächtigen Löss­böden, empfahl der Förster, den Anbau von Douglasien in die­sem Wuchsgebiet zwischen der Wetterau und dem Gießener Becken weiter voranzubringen. Die aus Nordamerika stammende Douglasie sei frohwüchsig, vergleichsweise windwurffest und vor allen Dingen widerstehe sie Borkenkäfer und Kupferstecher. Bei der Buchennaturverjüngung wird in der Mark Trais-Mün­­zenberg darauf geachtet, dass dabei nicht die Hainbuche zum Zuge kommt. Ebenso will man eine Verhagerung der Waldfläche, beispielsweise durch Efeu oder Holunder, unbedingt verhindern. Der Revierförster zeig­te ferner, wie in den ver­gan­ge­nen Jahren die eng gehaltenen Buchenaltbestände aufgelichtet und deren natürliche Verjüngung ein­geleitet wurde. Dabei wurde auch deutlich, dass die freistehen­den Buchen mit Wassermangel zu kämpfen haben, was sich durch lichtere Kronen zeigte.

Forstamsleiter von Wettenberg, Harald Voll (l.), und Revierförster Rainer Alberding erläuterten die forstliche Nutzung der Waldmärkerschaft Trais-Münzenberg.

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Auf einen Buchenstandort zeigend, sagte Alberding: „Wir sind hier in einer Phase, in der wir die Buche holen müssen, denn durch die Auflichtung des Bestandes sind die Bäume nicht mehr so starkwüchsig.“ Die Buche sollte im geschlossenen Bestand stehen, um hochwertig zu bleiben und bis zum Alter von 150 Jahren geerntet sein, weil ihr Holz dann rotkernig werde und damit an Wert verliere, beschrieb Alberding. Ab einem Alter von rund 100 Jahren sollten Bestände natürlich verjüngt werden. Das ermögliche, starkes Holz einzuschlagen, wenn der Markt günstig sei. Zur Zeit haben Forstamtsleiter Voll und Revierförster Alberding einen wichtigen Absatzkanal für Buchstammholz aufgetan. Wenn auch die Menge verleichsweise gering sei, so sei derzeit weißes Buchenholz für die Herstellung von Eisstielen gefragt und werde mit rund 150 Euro je Festmeter gut bezahlt.

Rahmenbedingungen diskutiert

Mit großem Interesse beteiligten sich die Vorstände der Markgenossenschaften außerdem an der Diskussion über die derzeitigen Rahmenbedingun­gen für den Waldbau in Hessen. Bei allen naturschutzrechtlichen und forstpolitischen Ent­schei­dungen dürfe die Einkommensfunktion des Waldes nicht außer Acht gelassen werden, stellten Michael Freiherr von der Tann und Christian Raupach vom Hessischen Waldbesitzerverband heraus. Nur ein nach öko­nomischen Zielen ausgerichteter, nachhaltiger Waldbau sei auch den vielen gesellschaft­li­chen Anforderungen weiterhin gewachsen.

Frhr. von der Tann zollte der Wies­badener Landesregierung zwar Lob und Anerkennung für die bisher in vielen Anliegen des Berufsstandes erfolgreiche Zusammenarbeit. Beispielsweise sei mit der Regelung des Vorranges des Vertragsnaturschutzes im Naturschutzgesetz eine gangba­re Lösung, sowohl für das Land Hessen, als auch für den Berufsstand gefunden worden. Von der Tann sagte aber auch, dass die Waldbe­sitzer mit den jüngsten Entscheidungen der Landespoli­tik zur Novellierung des Jagdgesetzes (siehe LW-Hessenbauer 35/2011, Seite 42) nicht konform gehen könnten. Die Jagd sei darin teils zu eingeschränkt. „Auch wir wollen das Wild in unserem Wald, aber wir hätten den Abschuss von Böcken bis Dezember für richtig gehalten, um Wildschäden im Wald zu verringern.“

Markwald ist modern

Der Markwald, in Nordhessen auch Interessentenwald genannt, blickt in Hessen auf eine lange Ge­schichte zurück und ist doch in seiner Organisation aktueller denn je. Markbücher reichen bis in die Fürstenzeit zurück und Markgenossenschaften sind häufig im Dorf verankert und auch oftmals Anliegen der Bewohner, wie Waldlehrpfaden und Ver­eins­einrichtungen, verpflichtet. Mark­waldanteile sind wie die „Aktien des kleinen Mannes“ auf dem Lande. Ihr Stellenwert ist aber nicht zu unterschätzen. Gut geführte Markgenossenschaften erwirtschaften häufig Ãœberschüs­se, so dass sie für die Märker auch ökonomisch mehr als einen ideellen Wert darstellen. Moe