Mit weiten Fruchtfolgen die Vorarbeit leisten
Feldtag zur konservierenden Bodenbearbeitung
„Wie können wir im Bereich der mechanischen Unkrautregulierung reagieren, wenn uns der Einsatz von Glyphosat ganz wegbrechen sollte?“ Diese Frage von LLH-Direktor Andreas Sandhäger drückt die zurzeit größte Sorge aller Betriebe aus, die sich dem Ackerbau ohne Pflug verschrieben haben. Für sie ist die wirksame Bekämpfung von Ausfallgetreide und Unkräutern mit einem Herbizid im Herbst ein kaum verzichtbarer Teil des Anbausystems. Lösungswege wurden anlässlich des Feldtages „Bodenbearbeitung im Umbruch“ der Gesellschaft für Konservierende Bodenbearbeitung im mittelhessischen Buseck diskutiert.
In Hessen werden bereits 40 Prozent der Ackerflächen pfluglos bestellt, berichtete Dieter Fuchs von der Gesellschaft für Konservierende Bodenbearbeitung (GKB). Er befürchtet, das Verbot von Glyphosat werde den Anteil der Mulchsaat auf einen einstelligen Prozentsatz der Flächen zurückdrängen, die Direktsaat würde gar vollständig verschwinden. Der Hauptgrund, so Fuchs: „Um die grüne Brücke zu durchbrechen, ist ein Totalherbizid nötig.“ Nicht alle sehen es so schwarz, auf dem Feldtag „Bodenbearbeitung im Umbruch“ der GKB vergangene Woche in Buseck gab es auch Lösungsansätze für den künftigen Ackerbau ohne Pflug.„70 bis 80 Mittel auf der Abschussliste“
Günter Stemann berichtete von den Erfahrungen auf dem Versuchsgut Merklingsen der Fachhochschule Südwestfalen. Hier wurde der Pflug bereits Anfang der 90er Jahre verabschiedet und „langsam aber sicher bewegen wir uns in Richtung Mulchsaat.“ Für das Bodengefüge bedeute das eine Entwicklung von „high disturbance“ (mit Pflug) hin zu „low disturbance“. Mit einem wirksamen Herbizid ging das, aber „die Gesellschaft wird weiter fordern, dass wir den chemischen Pflanzenschutz reduzieren,“ sagt Andreas Sandhäger. Günter Stemann fasst es in Zahlen: Mit dem EU-Reduktionsprogramm für chemischen Pflanzenschutz „stehen 70 bis 80 Mittel auf der Abschussliste.“
Weitere Fruchtfolgen und mehr Sommerungen
Was die Vertreter der konservierenden Bodenbearbeitung besorgt: Wie können sie ihr System weiter führen, wenn eine wesentliche Säule darin demnächst ausfällt? Auf keinen Fall solle man jetzt sagen: Dann pflügt doch wieder. „Da gehen mir die Haare hoch,“ sagt Stemann. Die Vorteile der konservierenden Bearbeitung dürfe man nicht preisgeben: Der Unterboden bleibe offen für tiefe Bewurzelung, man vermeide die tiefe Druckzwiebel des Pflügens, die Wasserführung sei besser, wie sich dieses Jahr zeigte, und Vieles mehr. Was Günter Stemann aber fordert, ist eine stärkere Besinnung auf ackerbauliche Grundsätze und er ist zuversichtlich: „Es gibt Bewegungsmöglichkeiten.“ Dazu gehört vor allem eine weitere Fruchtfolge, denn „das Management von Pfluglos wird einfacher, wenn wir mit der Fruchtfolge vorgearbeitet haben.“ Auch die Sommerung brauche wieder einen größeren Raum im Anbausystem, und „Zwischenfrüchte sollten nach ackerbaulichen Gesichtspunkten angebaut werden und nicht nach Greening-Kriterien.“
Methode in der Zukunft: „das falsche Saatbeet“
Für eine wichtige Methode in der Zukunft hält Stemann „das falsche Saatbeet“. Zwei Wochen vor der eigentlichen Saat wird der Boden bereits einmal ideal vorbereitet, damit Ausfallgetreide und Unkrautsamen aufgehen, sie werden damit sozusagen in die Falle gelockt. Wichtig ist ihm auch „eine größere Zeitspanne zwischen Ernte und Saat“, die ausreichend Zeit lässt für Maßnahmen der Feldhygiene unter passenden Bedingungen. Zu den Anpassungsstrategien zähle nämlich auch: „Mindestens eine zusätzliche Stoppelbearbeitung.“ Außerdem gehöre dazu das viel stärkere Einhalten von einem Halmfrucht-Blattfrucht-Wechsel (worin der Mais als Blattfrucht zählt). Anzustreben sei auch ein größerer Anteil Sommerung, am besten mit zeitiger Aussaat – mit einer besseren Technik für eine bodenschonende, frühe Saat.
Mechanische Verfahren mit hoher Wirksamkeit
Eins wurde auf der Tagung in Buseck deutlich: „Von den mechanischen Verfahren wird erheblich mehr Wirksamkeit verlangt“, so Michael Pokriefke vom Büro seed2soil. „Aber wenn Sie mich fragen, ob das möglich ist, kann ich nur sagen: ja“. Man habe sich aber in den vergangenen Jahrzehnten nicht weiter darum kümmern müssen. Heute rät Pokriefke: „Sagen Sie Ihren Maschinenverkäufern, was Sie brauchen“. Was die Landmaschinenindustrie derzeit zu bieten hat und wohin die Entwicklungen gehen, zeigte sich bei den Maschinenvorführungen in Buseck auf dem mit etwa 250 Personen außerordentlich gut besuchten Feldtag.
Wirksame Bekämpfung und geringe N-Mobilisierung
Acht Maschinen mit sehr unterschiedlichen Bauweisen stellte die Gesellschaft für Konservierende Bodenbearbeitung (GKB) auf dem Feldtag in Buseck vor. Alle hatten dieselbe Aufgabe: Wie gut erreichen sie nach Raps ohne den Einsatz von Glyphosat ein krautfreies Saatbeet für den nachfolgenden Weizen? Gefordert war zudem, durch möglichst flache Bearbeitung die Mobilisierung von Stickstoff gering zu halten. Diese beiden Größen verhalten sich gegenläufig: je intensiver und häufiger der Bodeneingriff, umso besser die Bekämpfung von Unkrautsamen und Ausfallraps, um so höher aber die Nitratwerte. Alle Flächen wurden nach der Ernte zunächst einmal gestriegelt, der Nmin-Wert aller Versuchsflächen lag nach der Ernte am 20. Juli überall bei 77 kg/ha.
Michael Schlag – LW 38/2018