Mehr Wertschöpfung durch regionale Landwirtschaft

Liederbacher Ackerbautag: Bei Fusarium auf Sortenwahl achten

Mit Beginn der Vegetation fand in Liederbach am Taunus der Ackerbautag 2013 statt. 145 Landwirte besuchten die Tagung mit namhaften Referenten aus dem gesamten Bundesgebiet. Die MGH Gutes aus Hessen und 30 Agrarfir­men informierten in einer Ausstellung und machten deutlich, welche enorme Wertschöpfung mit der regionalen Landwirtschaft verbunden ist. Die Veranstaltung wurde vom VLF Höchst, vom Amt für den ländlichen Raum in Bad Homburg, Hessischen Pflanzenschutzdienst, vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen und vom Wochenblatt LW Hessen gestaltet.

Ein Thema des Ackerbautages war die Integration von Raps in Rübenfruchtfolgen.

Foto: VLF Höchst

Berater Eberhard Cramer vom Pflanzenschutzdienst in Kassel erläuterte, dass das Jahr 2012 durch die Auswinterungsschäden geprägt war. In der Folge entwickelten sich die noch verbleibenden Winterweizenbestände recht uneinheitlich.

Spät entwickelte Nebentriebe und weiter entwickelte Haupttriebe sorgten schließlich für eine sehr langgezogene Blütezeit. In Verbindung mit reichlichen Niederschlägen kam es dann verbreitet zu Infektionen mit Fusariumerregern.

Auch Sommerweizen war in erheblichem Umfang von Infektionen betroffen. Fungizidapplikationen zur Blüte konnten die Bildung von Mykotoxinen zwar reduzieren, aufgrund des sehr starken Infektionsdrucks reichten die Maßnahmen allein aber nicht immer aus, um DON-Gehalte unterhalb des Grenzwertes zu erreichen. Nur in Verbindung mit einer Sorte geringer Fusariumanfälligkeit wurden zufriedenstellende Ergebnisse erzielt.

Die beste Basis für hohe Erträge und sichere Vermarktungsmöglichkeiten sind Fungizideinsätze unter Berücksichtigung eines Resistenzmanagements (Abbildung 1) in Verbindung mit einer wenig anfälligen Sorte, die optimaler Weise in einer aufgelockerten Fruchtfolge steht. Um das Auftreten von Schaderreger wie Fusarien zu begrenzen, sind alle Maßnahmen, die eine Strohrotte fördern, günstig. Damit bietet sich dem Schadpilz weniger Möglichkeit der Überdauerung. Dies ist besonders bei vermehrtem Anbau von Körnermais zu beachten.

Raps in Rübenfruchtfolgen

Dr. Bernd Augustin vom Dienstleistungszentrum (DLR) in Bad Kreuznach informierte, dass durch das DLR zwischen 2006 und 2011 der Einfluss von Winterraps auf die Po­pu­lations­dynamik der Rü­benzysten­nema­to­den unter Feldbedingungen untersucht wurde. Dazu wurden zwei Fruchtfolge-Exaktversuche und eine mehrjährige Felderhebung auf Praxisflächen durchgeführt. Beide Feldversuche kamen zu dem Ergebnis, dass der Kulturraps keinen Beitrag zur Vermehrung der Rübenzystennematoden leistet.

Ergebnisse eines Monitorings

Im Rahmen eines Monitorings zwischen 2006 und 2011 wurden insgesamt 37 Winterrapsflächen in Rübenfruchtfolgen, vor der Rapsaussaat, unmittelbar nach der Ernte und nach der Bekämpfung des Ausfallrapses beprobt. Die Untersuchung der Bodenproben auf Rübenzystennematoden erfolgte mittels Schlupftest (Acetox-Methode). Sie wurden ab 2009 zusätzlich mittels einer semiquantitativen PCR ausgewertet („Gemeinschaftsprojektes zur Erhaltung und Förderung eines zukunftsfähigen Zuckerrübenanbaus in Rheinland-Pfalz“). Die Ergebnisse zeigten, dass der Kulturraps 2009 auf maximal einer von 14 auswertbaren Praxisflächen zu einer Vermehrung der Rübenzystennematoden führte. Auf der überwiegenden Anzahl der Flächen konnte ein mehr oder weniger starker Rückgang der Population festgestellt werden. Aufgrund der außergewöhnlich feuchten Sommerwitterung in 2010 konnte die Ausfallrapsbekämpfung nicht auf allen Flächen termingerecht durchgeführt werden. Auf drei Flächen führte das zu einer leichten Zunahme der Rübenzystennematodenpopulation. Zusammenfassend wurde festgestellt:

  • Kulturraps vermehrt die Rübennematoden nicht.
  • Die Eingliederung von Raps in Rübenfruchtfolgen ist pflanzenbaulich anspruchsvoll. Zum einen, weil das konsequente Beseitigen von Ausfallraps unbe­dingt erforderlich ist (vor Erreichen von 250 Grad Celsius, über 8 Grad Celsius Bodentemperatur), auf der Stoppel nach dem Temperatursummenmodel, in den Rüben und ferner kein Anbau von Clearfield-Raps erfolgen sollte. Außerdem bleibt witterungsbedingt ein überschaubares Restrisiko für eine termingerech­te Beseitigung vom Ausfallraps.
  • Ferner zeigt sich, dass pflanzenbauliche, arbeitswirtschaftliche und ökologische Gründe für eine Integration von Raps in Rübenfruchtfolgen sprechen.
  • Und schließlich, dass in Trockengebieten das Ausfallrapsmanagement als Ersatz für einen unsicheren Anbau von nematodenresistenten Zwischenfrüchten genutzt werden kann.

Hohe Einzelährenerträge wichtig

Der Leiter der Fachberatung der Firma Saaten-Union, Sven Böse aus Hannover, berichtete, dass die Erträge der meisten Ackerfrüchte stagnieren auf hohem Niveau, obwohl das genetische Ertragspotenzial der Sorten weiter kontinuierlich steigt. Verantwortlich für das immer weitere Auseinanderdriften zwischen Wertprüfungs- und Praxisergebnissen ist in erster Linie die verminderte Stressstabilität der Getreidebestände. Ertragsbegrenzend ist hierbei immer häufiger die Frühjahrstrockenheit, die vom Wintergetreide nur mit exzellenter Wurzelausbildung gemeistert werden kann. Fortschritten in der Hybridzüch­tung auch bei Selbstbefruchtern sowie aufgelockerte Fruchtfolgen mit optimalen Saatterminen sind hierfür Voraussetzung.

Anbautechnisch sind aufgrund zunehmender Frühjahrsdürre eher geringere Bestandesdichten mit sehr hohen Einzelährenerträgen anzustreben, zumal die tendenziell bessere Wasserversorgung im Juni eine gute Kornausbildung selbst bei starker Einkörnung ermöglicht.

Gruppenbild mit Rednern, Organisatoren und Ehrengästen des Liederbacher Ackerbautags 2013 mit dem Vorsitzenden des VLF, Paul Herr (4.v.r.).

Foto: VLF Höchst

Das TKM wird wichtiger als der Ertragsfaktor. Die Sommer sind niederschlagsgreicher. Die negative Beziehung zwischen Kornzahl/Ähre und TKM hat abgenommen, die Einzel­ähren­gewichte waren noch nie so hoch wie in den letzten Jahren.

Gut entwickelte Bestände

Rainer Cloos vom LLH in Friedberg informierte, dass der größte Teil der Werte der SBA-Untersuchungen zu den Winterungskulturen aus der Region zum Referenzflächen-Programm eingetroffen sind. Insgesamt gesehen liegen die Nmin-Werte, je nach Vorfrucht und Anteil organischer Dünger in der Fruchtfolge, tendenziell gesehen etwas über den Vorjahreswerten und damit auch überwiegend leicht über den langjährigen Messwerten. Daher sollte zu Beginn dieser Vegetation zur ersten N-Gabe entsprechend etwas verhaltener angedüngt werden, erläuterte der Pflanzenbauexperte. In den aktuellen Werten sind neben dem Summenwert aus 0 bis 90 cm Bodentiefe auch die Werte in den Schichten (0 bis 30 cm, 30 bis 60 cm und 60 bis 90 cm) angegeben.

Aus dem Verteilungsprofil zwischen den Bodenschichten lassen sich unter Umständen wertvolle Erkenntnisse über die wahrscheinliche Verfügbarkeit der Nmin-Bodenvorräte im Frühjahrsverlauf gewinnen. Hohe Bodenvorräte in der tiefsten Bodenschicht sind, abhängig von der weiteren Niederschlags- und Verlagerungsintensität, gegebenenfalls nur zum Teil anzurechnen.

Bei der letztendlichen Bemessung der N-Düngung (Win­terraps und Wintergetreide) ist auch, vor allem in viehhaltenden Betrieben, die N-Nachlieferung aus organischer Dün­­gung zu berücksichtigen. So ist besonders in viehstarken Betrieben von den niedrigeren Andüngungsmengen auszugehen.

Wird Gülle ausgebracht, so muss der darin enthaltene Stickstoff entsprechend berücksichtigt werden, auch zur Dokumetation nach der Düngeverordnung (N-Bedarfsermittlung).

VLF Höchst – LW 11/2013