Die „Wölfe“ unter den staatenbildenden Insekten
In Folge des Klimawandels breitet sich die Wespe nach Norden aus
Die Bilanzen im Sommer 2015 waren erfreulich. Denn lange und trockene Sommer sind für die Wespenvölker gute Voraussetzungen. Und im Gegensatz zu ihren Verwandten leiden Wespen nicht an eingeschleppten Parasiten, wie Honigbienen.

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Wespen sind die „Wölfe“ unter den staatenbildenden Insekten, und wie diese äußerst anpassungsfähig. Die „Stechwespen“ haben ihren Legestachel, mit dem zum Beispiel eine Holzwespe ihre Eier in morsches Holz versenkt, zu einer Multifunktionswaffe „umgebaut.“ Der Wehrstachel dient zur Verteidigung der Brut, der Artgenossen und zur Überwältigung von Beute oder der Abwehr von Feinden. Die Brut der Wespen wird ausschließlich mit Beutetieren versorgt. Die ausgewachsen Tiere ernähren sich in erster Linie von süßen Pflanzensäften (Pflaumenkuchen) und Nektar. Nur die einzeln lebenden Solitärwespen ernähren sich von frisch geschlagener Beute.
Nicht alle Wespen sind aggressiv und stechlustig. Die meisten der rund ein Dutzend heimischen sozialen Wespen, darunter die großen, meist nachtaktiven Hornissen, sind friedlich und greifen nur im Notfall zum Stechstachel. Unterscheiden kann man sie an der Körperform und oft an Architektur und Farbe des Nestes. Denn als Baumaterial für das Nestpapier hat jede Art etwas andere Vorlieben. Morsches Holz liefert rötliche Nester (Hornisse), sonnengebleichtes Holz raspeln deutsche und gemeine Wespe und bauen hellgraue Nester.
Für alle staatenbildenden Wespen gilt, dass sie nur eine kurze Lebensspanne haben. Die sexuell inaktiven Arbeiterinnen füttern neben anderen Arbeiter-Larven auch große, anspruchsvolle Königinnenlarven im Laufe des Sommer und Herbstes. Diese Prinzessinnen sind es, die schließlich allein an einer geschützten Stelle überwintern und im nächsten Frühjahr ein neues Volk gründen. Für den Rest des Volkes beginnt im Herbst das große Sterben. Erschöpft sterben die Arbeiterinnen im Laufe der Herbstmonate, die Brut ist vollständig geschlüpft und die Nester verwaisen. Starke Wespenvölker halten sich bei günstiger Witterung bis November. Unterschiede zwischen den Arten:
- Feldwespen: Sie bauen Nester ohne schützende Außenhülle, die an dünnen Stielen an Zweigen oder Steinen, meist südseitig aufgehängt sind. Sie bilden oft Wohngemeinschaften mit mehreren Königinnen.
- Hornisse: Die großen, über drei Zentimeter langen Königinnen legen ihre Nester in geräumigen Baumhöhlen. Im Laufe des Sommers kann ein Volk auf 1 700 Tiere heranwachsen. Hornissen gehören trotz ihres Rufs zu den sehr friedfertigen Wespen.
- Deutsche Wespe: Sie ist anpassungsfäÂhig und kann in einem günstigen Sommer Völker gründen, mit bis zu 24 000 Tieren. Die Nester werden im Boden oder in Höhlen angelegt.
- Rote Wespe: Sie gleicht der Deutschen Wespe, ist etwas dunkler gefärbt und bildet nur kleine Völker aus.
- Gemeine Wespe: Sie ist die aggressive Stechimme, die allen anderen Wespen mit einem unverdienten schlechten Ruf versorgt hat. Auch sie legt ihre Nester ausnahmslos in Erdbauen oder Höhlen an. Wer sich unbewusst in die Nähe eines Nesteingangs begibt, kann von einem ganzen Schwarm verfolgt werde. Denn mit dem Stich verströmt die Wespe auch einen Alarmduft, der die Artgenossenen herbeiruft.