Hohen Zellzahlen mit guter Hygiene vorbeugen

Der Erreger Streptococcus uberis ist meist die Ursache für erhöhte Zellzahlen im Betrieb. Der umweltbürtige Keim wird vor allem im Umfeld der Tiere nachgewiesen. Beliebte Aufenthaltsorte sind in der Liegebox, auf der Weide (Kahlstellen), an der Tränke, in den Übergängen, im Wartebereich und im Laufgang. Und zwar immer dann, wenn die Hygiene nicht stimmt: bei feuchten und schmutzigen Bedingungen. Der Erreger verursacht klinische Mastitiden, spricht aber gut auf gängige Behandlungen an. Ein Problem ist jedoch, dass er unter Umständen einige Tage nach der Heilung sehr schnell wieder zurückkommt, wenn die Umweltbedingungen nicht verbessert werden. Darum sollte der Fokus auf der Verhinderung der Neuinfektion liegen. Eine weitere Besonderheit ist die Fähigkeit des Erregers, sich vom umweltbürtigen zum euterbürtigen Keim zu entwickeln, das heißt er schafft es, sich im Euter anzusiedeln und so beim Melken zu großer Verbreitung zu kommen. Das ist vor allem in größeren Herden meist im Sommer zu beobachten. Um die Übertragung beim Melken zu verhindern, hilft nur eine sehr gute Melkroutine und eine Melkzeugzwischendesinfektion, vor allem dann, wenn pro Melkzeit mehr als sechs Kühe pro Melkzeug gemolken werden. Streptococcus uberis ist ein Erreger, der sich viel und schnell vermehrt und der bereits bei geringer Erregerzahl eine Infektion verursacht.
Kühe, die in der Laktation dreimal am gleichen Viertel wegen des Erregers behandelt werden, haben in der Regel ein nachhaltig geschädigtes Eutergewebe und die eigentliche Entzündung ist kaum aus dem Euter zu bekommen. Hier gilt es, eine gute tierindividuelle Dokumentation durchzuführen, um nicht mehr therapiewürdige Tiere rechtzeitig zu erkennen. Generell steigt die klinische Mastitisrate einer Herde an, wenn sie eine sehr ungleichmäßige Futteraufnahme hat, was häufig in Verbindung mit hygienisch nicht einwandfreier Silage steht.
Für die Praxis heißt das: man muss im Sommer mehr tun, um den Erregereintritt ins Euter zu verhindern und der wahre Schlüssel liegt da nicht bei der Technik, sondern in der verbesserten Hygiene.
Sibylle Möcklinghoff-Wicke, HBV UB Milch