Bei den Zuckerrüben wird es keine Missernte geben

Tagung der Wetterauer Zuckerrübenanbauer in Wölfersheim

Die bevorstehende Zuckerrübenernte unter trockenen Bedingungen war das beherrschende Thema der Tagung. Vorsitzender Dr. Matthias Mehl betonte, dass es keine Missernte geben werde, da die Rüben einerseits durch die lange Vegetationszeit und ein tiefgründiges Wurzelwerk Trockenphasen relativ gut durchstehen könnten und andererseits die Zuckergehalte extrem hoch seien.

Vorsitzender Mehl bereitete die Mitglieder auf eine Ernte unter Trockenheit vor.

Foto: Becker

Dennoch sprach Mehl in seinem Grußwort hinsichtlich der Trockenheit von einer angespannten Situation. Der punktuell niedergegangene Regen habe keine entscheidende Entlastung gebracht, allerdings stünden die Kollegen in weiter nördlich gelegenen Anbaugebieten noch schlechter da.

Dürre schafft Bewusstsein

Norbert Kartmann, Präsident des Hessischen Landtages, CDU, betonte in seinem Grußwort die Wichtigkeit einer Bewusstseinsbildung für die Anliegen der Landwirtschaft. „Vielleicht gibt und die aktuelle Witterungssituation die Möglichkeit, die Probleme der landwirtschaftlichen Betriebe mehr in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.“ Er beklagte die sinkenden Teilnehmerzahlen bei der Aktion „Bauernhof als Klassenzimmer“ und regte an, die Teilnahme in die Lehrpläne zu integrieren.

Hinsichtlich der in Aussicht gestellten Hilfen für Dürre-geschädigte Betriebe, sprach er sich für differenzierte Lösungen aus. Vorsitzender Mehl beklagte im Anschluss die fehlende Unterstützung der überregionalen Politik: „Politiker müssen auch unpopuläre Entscheidungen treffen, wenn es notwendig ist“, sagte er.

Trockenheitsbedingte Verluste minimieren

In seinem Jahresbericht blickte Mehl auf die vergangene Rekordernte zurück, die man gut bewältigt habe. „2018 steht nun unter ganz anderen Vorzeichen und wir müssen uns auf eine durchschnittliche Ernte unter Trockenbedingungen vorbereiten. Diesmal gilt es, Rekord-Verluste zu vermeiden.“ Vor allem Verluste beim Roden auf trockenen Böden müsse man entgegenwirken.

„Erfahrungen unserer österreichischen Kollegen besagen, dass wenn die Bruchstelle großer als vier Zentimeter ist, man abbrechen und es auf einer anderen Fläche versuchen sollte; die Entscheidung hierrüber trifft immer der Betriebsleiter.“ Auch bei der Lagerung müsse man darauf achten, die Mieten nicht zu lange bei großer Wärme liegen zu lassen.

Des weiteren betonte Mehl, dass frühes und spätes Roden von der Südzucker honoriert werde und jeder Anbauer seine Erfüllungsprämie (nach Fläche) erhalte – allerdings müssten auch alle Rüben geliefert werden.

Neues Lösungen beim Pflanzenschutz

Die Möglichkeiten des chemischen Pflanzenschutzes in Zuckerrüben stellte Dr. Johannes Maier vom Kuratorium für Versuchswesen und Beratung im Zuckerrübenanbau dar. Zunächst musste er aber berichten, was heute alles nicht mehr geht: Die Neo­nicotinoide sind weg, Epoxiconazol steht auf der Kippe und der Glyphosat-Einsatz wird

immer weiter eingeschränkt.

Maier konnte aber auch zeigen, dass es neue Möglichkeiten gibt, wie beispielsweise die Tefluthrin-Beize. „Versuche haben gezeigt, dass diese ebenso gut wirkt wie Imidacloprid.“ Auch stehe eine Zulassung des Insektizids Teppeki (Belchim) bevor, was die Resistenzproblematik entschärfen werde.

Ebenfalls vor der Zulassung stehe das Conviso-Smart-System: Es besteht aus einem Sulfonylharnstoff-Herbizid von Bayer und einer konventionell gezüchteten Herbizid-toleranten Zuckerrübensorte der KWS. Diese Möglichkeit könnte der Praxis ab 2019 zur Verfügung stehen, so der Experte.

Da auch weitere Zulassungserweiterungen um die Anwendung in der Rübe in Aussicht stünden, bestehe hinsichtlich des Pflanzenschutzes „kein Grund zur Panik“, stellte Maier klar. Und: „Entscheidend ist nach wie vor das Know-How des Betriebsleiters.“

Beerntbarkeit aufgrund der Sommergare gegeben

Auf die bevorstehende Ernte stimmte Peter Fecke von der Rübenabteilung Wabern/Warburg die Anbauer ein. „Die aktuellen Ertragsschätzungen für die Wetterau liegen unter Einbeziehung der letzten Proberodungen bei geschätzten 67 bis 68 Tonnen pro Hektar“, führte er aus. Aufgrund der historisch geringen Niederschläge seien die Erträge zwar unterdurchschnittlich allerdings zeichne sich ein extrem hoher Zuckergehalt ab.

Kartmann: „Die Belange der Landwirtschaft müssen der Gesellschaft bewusster werden.“

Foto: Becker

In Warburg und Offstein starte die Kampagne am 15., in Wabern am 24. September. Hinsichtlich der Beerntbarkeit der ausgetrockneten Böden sprach Fecke von einer gewissen „Sommergare“, denn die Proberodungen seien bisher problemlos verlaufen.

Verbandsarbeit umfasst viele Aufgaben

Geschäftsführerin Marie-Christin Mayer erläuterte in ihrem Geschäftsbericht, dass die Anzahl der Rübenanbauer im Verband leicht auf 418 gesunken sei, aber alle Lieferrechte beibehalten wurden.

Schwerpunkte der Arbeit seien die Organisation der Kampagne unter der neuen Marktordnung und die Kontrahierung für 2018 gewesen. Außerdem habe man Veranstaltungen wie den Wetterauer Rübentag und mehrere Winterversammlungen durchgeführt, die Mitglieder beraten, per Rundschreiben informiert und Pressearbeit geleistet.

KB – LW 37/2018