Nur zwei Gräser-Wirkstoffe in der Wintergerste einsetzbar

Unkrautbekämpfung im Wintergetreide

Der Winter scheint sich verabschiedet zu haben, und die Unkrautbekämpfung im Wintergetreide steht in vielen Betrieben noch aus. Aufgrund der milden Temperaturen von Oktober 2017 bis Januar 2018 sind die Ungräser und Unkräuter im Allgemeinen gut entwickelt. Sobald die Befahrbarkeit der Böden gewährleistet ist, die Tagestemperaturen 10 °C erreichen, und die Nächte frostfrei sind, sollte die Unkrautbekämpfung in Angriff genommen werden.

Besonders gefährdete Wirkstoffgruppen wie zum Beispiel die Gruppe der Sulfonylharnstoffe (ALS-Hemmer, Wirkstoffgruppe B) sollten nur einmal pro Kultur und nur einmal in der Fruchtfolge zur Anwendung kommen.

Foto: agrar-press

Wintergerste und frühgesäter Weizen, Roggen und Triticale sind häufig schon im Herbst behandelt worden, so dass das Gros der Behandlungen sicherlich in Winterweizen, Winterroggen und -Wintertriticale im Frühjahr 2018 ansteht. Eine rechtzeitige Unkrautbekämpfung ist daher unbedingt anzustreben.

Resistenzbildungen vorbeugen

Immer wichtiger auch für die Unkrautbekämpfung im Getreide ist ein effektives Resistenzmanagement. Vorwiegend bei den Ungräsern besteht die große Gefahr einer Resistenzentwicklung. Um das Entstehen und Fortschreiten von Herbizidresistenzen zu verhindern, sind längerfristige Fruchtfolgegestaltungen und Wirkstoffplanungen notwendig. Es sind grundsätzlich Wirkungsgrade von über 95 Prozent anzustreben. Unterdosierungen bei Herbizideinsätzen fördern die Resistenzgefahren und sollten daher unterbleiben. Um die Wirkung der immer weniger werdenden Herbizidwirkstoffe zu erhalten, ist ein Wirkstoffwechsel der Herbiziden innerhalb einer Fruchtfolge sowie die Kombination von unterschiedlichen Wirkstoffklassen unabdingbar.

Alle Herbizide und deren Wirkstoffe werden nach ihren Wirkmechanismen in verschiedene Gruppen eingeteilt. Dies ist von zentraler Bedeutung im Zusammenhang mit der Handhabung von Herbiziden. Jede Wirkmechanismusgruppe wird gemäß einer internationalen Konvention des „Herbicide Resistance Action Committee“ (HRAC) mit einem Buchstaben gekennzeichnet. Herbizide, mit derselben Kennzeichnung (Großbuchstaben A, B, C, usw.) besitzen den gleichen Wirkungsmechanismus. Diese Kennzeichnung erleichtert einen Wechsel von Wirkstoffen.

Von Resistenz betroffen sind bisher vor allem Herbizide, die in den Fettsäurestoffwechsel (Gruppe A) oder in die Aminosäuresynthese (Gruppe B) eingreifen. Zudem gibt es Herbizide, die verschiedene Reaktionen rund um die Photosynthese verändern (Gruppe C und F). Bei Herbiziden der Gruppe K beruht die Wirkung auf einer Hemmung der Zellteilung.

Alle diese Gruppen, aber insbesondere die Wirkstoffgrupen A und B weisen steigende Fälle von Herbizidresistenzen auf. Informationen, zu welcher Klasse ein Herbizid gehört, finden sich mittlerweile auf jedem Verpackungsetikett. Bei mehreren Wirkstoffen in einem Handelsprodukt können die einzelnen Wirkstoffe auch verschiedenen Wirkungsklassen angehören. Es darf heute in keiner Herbizid-Übersicht der Hinweis auf den Resistenz-Code (HRAC) fehlen.

Resistenzmindernde Fruchtfolgegestaltung

Gerade die Fruchtfolge ist ein entscheidender Baustein für die Minderung der Resistenzgefahren bei der Unkrautbekämpfung. Für eine resistenzmindernde Fruchtfolgegestaltung ist es wichtig, einen gezielten Wechsel zwischen Winter- und Sommerfrüchten zu gewährleisten. Bei Ungrasarten, die durch bestimmte Feldfrüchte stark gefördert werden (zum Beispiel Acker-Fuchsschwanz und Gemeiner Windhalm in Wintergetreide), muss der Anteil dieser Kulturen in der Fruchtfolge reduziert werden. Fruchtfolgen mit einem regelmäßigen Wechsel von Winter- und Sommerkulturen (idealerweise auch mehrjähriger Feldfutterbau), sowie einem Wechsel zwischen Blatt- und Halmfrüchten sind die günstigste Voraussetzung für eine zwar artenreiche, aber relativ einfach zu kontrollierende Unkrautflora ohne große Resistenzgefahr.

Wenn sich die Resistenz erst einmal auf den Ackerflächenetabliert hat, sind ökonomische Einbußen die logische Konsequenz. Mehrkosten von über hundert Euro/ha kommen auf den Betrieb zu, es lohnt sich daher, rechtzeitig die Fruchtfolge zu überdenken und gegenzusteuern. Daneben ist die Vermeidung von extremen Frühsaaten ein weiterer Baustein für eine erfolgreiche Antiresistenzstrategie.

Besonders gefährdete Wirkstoffgruppen wie zum Beispiel die Gruppe der Sulfonylharnstoffe (ALS-Hemmer, Wirkstoffgruppe B) sollten nur einmal pro Kultur und nur einmal in der Fruchtfolge zur Anwendung kommen. Beim Einsatz dieser Wirkstoffgruppe sollten die Witterungsumstände stärker beachtet werden. Optimal für die Anwendung dieser Herbizide sind eine nicht allzu niedrige Luftfeuchtigkeit und mittlere Temperaturen. Starke Wachsschichten auf den Getreideblättern mindern die Wirkung.

Rudolf Engelmann, Dienstleistungszentrum ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Simmern – LW 15/2018