100-Jahre Flurbereinigung in Neustadt
Visionen – Bedeutung – Zukunft des ländlichen Raumes
Um dem Jubiläum „100 Jahre Flurbereinigungsverwaltung“ zu gedenken, veranstalteten das DLR Rheinpfalz und die Akademie Ländlicher Raum im Herrenhof in Neustadt-Mußbach ein Symposium „Visionen – Bedeutung – Zukunft des ländlichen Raumes“.

Foto: Bettina Siée
Die erste Flurbereinigung der Pfalz in Schiersfeld
Knut Bauer, Abteilungsleiter Landentwicklung/Ländliche Bodenordnung, erinnerte an die Geschichte der FlurbereinigungsÂbehörde. Bereits 1889 wurde vom Landesamt für Flurbereinigung in München das erste Flurbereinigungsverfahren in der Pfalz in der Gemarkung Schiersfeld durchgeführt – seit 1816 gehörte die Pfalz zu Bayern. Am 1. März 1923 trat ein neues Flurbereinigungsgesetz in Kraft, das Landesamt wurde aufgelöst und das Flurbereinigungsamt Neustadt gegründet. Weil das von der Stadt Neustadt 1913/14 errichtete und heute noch vom KulturÂamt genutzte Dienstgebäude damals von der französischen Besatzungsmacht beschlagnahmt war, behielt das Flurbereinigungsamt Neustadt vorerst seinen Sitz in München. Am 10. Dezember 1924 erhielt das Amt seinen Sitz in Neustadt, mit 26 Personen. Seit der Agrarverwaltungsreform des Landes 2003 ist die bis dahin eigenständige Einrichtung dem neu gegründeten DLR Rheinpfalz angegliedert.
Zielsetzungen haben sich in 100 Jahren verändert
„Die Flurbereinigung schafft es, agrarstrukturelle Zielsetzungen mit Naturschutz, wasserwirtschaftlichen, kommunalen und touristischen Zielsetzungen unter einen Hut zu bringen,“ so die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsstaatssekretärin Petra Dick-Walther. Dies sei essentiell für die Entwicklung des ländlichen Raums in Rheinland-Pfalz. Neben der Vereinfachung der Bearbeitung landwirtschaftlicher Flächen gilt es, eine fortlaufende Weiterentwicklung und Optimierung zum Erhalt der Wirtschaftskraft und Kulturlandschaft in Rheinland-Pfalz zu fördern. Der anhaltende Strukturwandel, Klimawandel sowie Ressourcen- und Naturschutz bedingen Änderungen.
Die Entflechtung des landwirtschaftlichen Verkehrs vom Straßenverkehr, damit verbundene Entlastung der Ortschaften und Realisierung von ortsübergreifenden landwirtschaftlichen Verbindungswegen seien weitere Handlungsschwerpunkte der Flurbereinigung, erklärte Dick-Walther. Die Unterstützung der wirtschaftlichen Entwicklung und der Kommunalentwicklung durch die Bodenordnung, zum Beispiel durch Flächenmanagement für Erschließungsmaßnahmen stärke die Wirtschaft und erhalte Arbeitsplätze in der Region. Der Flurbereinigung stehen in den kommenden Jahren weitere große Aufgaben bevor.
Prof. Dr. Hannes Kopf, Präsident der Struktur- und GenehmiÂgungsdirektion Süd (SGD Süd), dankte für die gute, enge Zusammenarbeit der beiden Behörden. Thomas Linnertz, Präsident der ADD, die landesweit sechs DLRs übergeordnet ist, betonte, dass nur in Rheinland-Pfalz Aufbaugemeinschaften gegründet werden können. „Eine Besonderheit, um die uns andere beneiden“, sagte er.
Kammerpräsident Ökonomierat Norbert Schindler appellierte an die zahlreich vertretenen PoliÂtiker, dafür zu sorgen, dass sich die Flurbereinigungsverfahren nicht verlängern, meist durch überhöhten Umweltschutz, vor allem aber durch überbordende Bürokratie.
Prof. Dr. Tine Köhler (Frankfurt University of Applied Sciences) prangerte den Flächenverbrauch von 30 ha jeden Tag für Siedlung und Verkehr an. Auch die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie brauche Flächen, was meist in einer Flurbereinigung geregelt werde.
bs – LW 41/2023