2011er Jahrgang – wieder eine neue Herausforderung

Trotz durchwachsener Sommerwitterung ist es ein frü­her Weinjahrgang, ähnlich wie 2007. Die extrem frühe Lese ist nicht leicht mit Hoffesten und anderen Verpflichtun­gen zu vereinbaren. Gleichwohl hat in den letzten Ta­gen die Ernte der frühen Rebsor­ten begonnen. In hagelgeschädig­ten Anlagen waren die Beeren aufgeplatzt und mussten gelesen werden. Die Ertragserwar­tun­gen sind unterschiedlich und reichen von unterdurch­schnitt­­­li­chen Mengen durch Frostschä­den bis zum Erntese­gen.Ob es in frostgeschädigten Anlagen durch den Zweitaustrieb doch noch eine Ernte geben wird, bleibt spannend und wird das Wetter ent­schei­­den. Durch die kleinen Ernten der letzten Jahre sind die Keller geräumt, gleichzeitig ist der Bedarf an deutschem Wein hoch.

Nach der optimalen Blüte gab es immer wieder Regen­schauer, die zu prall gefüllten Trauben führten. Bei kompakten Sorten (Burgunder aber auch Silvaner), drücken sich die Beerchen gegen­seitig ab, was den Fäulnisdruck erhöht. Die Winzer be­obach­ten die Ent­wicklung der Trauben genau und entscheiden den Lese­zeitpunkt nach Most­gewicht, Säurewert und Gesundheitszustand. Ein Trend geht zur ge­staffelten Lese, um höhere Quali­täten zu erzeugen. Es werden sehr gute Weinqualitäten erwar­tet. Im Gegensatz zum Jahrgang 2010, bei dem viele Weine ent­säuert werden mussten, zeichnet sich dieses Jahr ein niedriges Säureniveau der Trauben ab. So ist erfreulich, dass diese Woche eine Ausnahme­genehmigung zur Säue­rung von Most und Wein des Jahrgangs 2011 erteilt wurde. Neben Weinsäure kann Milchsäure und Äpfel­säure verwendet werden. Der Säuerungs­umfang variiert stark, je nach Sorte und Stand­ort. Winzer, die in ihren Weinen die spezifischen Eigenschaften des Standorts und des Jahrgangs herausarbeiten wollen, werden mitunter auf säureanhebende Maßnahmen verzichten.

Bettina Siée