2013er Weinjahrgang macht Sorgen und Mühe

Die Winzer erleben dieses Jahr immer wieder ein Auf und Ab, denn dem langen, kalten Frühjahr folgte ein später Austrieb und somit eine verspätete und zudem durch die kühle Witterung verzettelte Traubenblüte. Endlich kam ein stabiler Sommer, die Vegetation holte auf und die Winzer waren erleichtert und guter Dinge. Doch allzu früh begann die herbstliche Witterung und brachte Botrytisbefall. Oftmals mussten früh reifende Rebsorten – wie Müller-Thurgau – vor der physiologischen Reife gelesen werden. Es macht Sinn, diese Partien gleich zu verkaufen, denn der Markt braucht neuen Wein. Der momentan gebotene Preis von 90 Cent/Liter ist für den Erzeuger kostendeckend, und die Arbeit mit der Weinbereitung entfällt. Der zu erwartende Ertrag in Rheinland-Pfalz wird vom statistischen Landesamt auf sechs Millionen Hektoliter Most geschätzt – eine etwas unterdurchschnittliche Ernte.

Die Ernte begann letzte Woche ruhig und entspannt, doch nun zehren die großen Regenmengen vom Wochenende an den Nerven der Winzer. Die Aufmerksamkeit ruht auf den späten Sorten. Die Schönwetterphase Ende Septem­ber hatte die beginnende Fäulnis gestoppt und die Mostgewichte steigen lassen. Sonnige Tage fördern die fruchtigen Weinaromen und kühle Nächte sorgen für moderate Säuregehalte, beides typisch für deutsche Weine. Die Verbraucher können sich also freuen auf den neuen Jahrgang. Spätreifende Sorten wie Spätburgunder und Riesling wurden teilweise selektiv vorgelesen und brauchen nun goldene Oktobertage, um weiter zu reifen. Auch wer sich mit der Pflege des Weinbergs sehr viel Mühe gemacht hat, muss die noch gesunden Trauben gut im Blick behalten. Um den Lesezeitpunkt zu entscheiden, ist eine nicht einfache Balance zu finden zwischen Mostgewicht, Säuregehalt und Traubengesundheit. Wenn es der Sonne nicht gelingt, die Fäulnis abermals zu stoppen, kann die Lese sehr schnell gehen, denn die Winzer verfügen über enorme Schlagkraft und können prompt reagieren.

Bettina Siée