Ärger über Nachforderungen bei Düngeverordnung
RBV Wetterau/Frankfurt ändert Satzung und wählt Vorstand
Der Regionalbauernverband (RBV) Wetterau/Frankfurt am Main wird künftig Mitgliederversammlungen anstatt Vertreterversammlungen abhalten. Die entsprechende Satzungsänderung haben die Vertreter vergangenen Freitag auf ihrer Versammlung in Ranstadt/Ober-Mockstadt mit Blick auf die Entwicklung der Mitgliederzahl einstimmig beschlossen. Außerdem haben sie die Vorsitzende Andrea Rahn-Farr und ihre beiden Stellvertreter Dr. Matthias Mehl und Michael Schneller jeweils einstimmig wiedergewählt. Damit wurden die Amtszeiten angeglichen, wie es die neue Satzung vorsieht. Dahinter steht der Gedanke, noch stärker als Team wahrgenommen zu werden. Bislang wurde jedes Jahr jeweils ein Vorstandsmitglied gewählt. In Ihrem Vorstandsbericht gab Rahn-Farr eine Rückschau über das agrarpolitische Jahr.
Foto: Mohr
Faktenorientierte Diskussion erwünscht
Bei der Diskussion um den Artenschwund wünschte sie sich eine an Fakten orientierte Diskussion. „Wir wehren uns dagegen, als Alleinschuldige in die Ecke gestellt zu werden.“ Außerdem verwies sie darauf, dass die Landwirte seit Jahren ihren Beitrag beispielsweise durch die Anlage von Blühstreifen lieferten.
Kritik übte sie an der Wettbewerbsverzerrung beim Zuckerrüben-Anbau innerhalb der EU. Hierzulande sei die Anwendung von Neonicotinoiden verboten, in Ländern wie Polen per Ausnahme erlaubt. Hinzu kommen die gekoppelten Zahlungen für die Rübenanbauer in zahlreichen ost- und südeuropäischen Ländern. Großen Ärger und Verbitterung bereiteten auch die Nachforderungen zur erst 2017 eingeführten neuen Düngeverordnung durch die Kommission. Ein Grundproblem sieht Rahn-Farr die Bewertung der Wasserqualität anhand eines Belastungsmessnetzes in Deutschland, das zu einem verzerrten Bild führe. „Das ist, wie wenn die deutschen Schulen nur die Fünfer-Schüler ins PISA-Rennen schicken würden.“
In der Wetterau habe man zudem nur noch 0,37 Großvieheinheiten pro Hektar. Die Probleme und in Folge die Düngeverordnung haben, so deutete Rahn-Farr es an, die viehdichten norddeutschen Gebiete verursacht. „Es fällt uns deshalb schwer nach Münster zu fahren“, sagte die Vorsitzende. Dort findet in dieser Woche eine Demonstration anlässlich der Verschärfung der Düngeverordnung statt.
Ärger bereitet Rahn-Farr auch die vielfach unberechtigte Kritik an den Tierhaltern, trotz des hohen Einsatzes für mehr Tierwohl. „Und wenn man einen neuen Stall bauen will, wird das blockiert.“ Nicht akzeptabel sei die Unsicherheit für die Sauenhalter. Kritik übte sie auch an dem Verhalten der Verbraucher, alles fordern, aber nicht mehr zahlen zu wollen.
Die Direktzahlungen, die Rahn-Farr für notwendig erachtet, verteidigte sie mit den weitaus höheren Produktionsstandards der EU gegenüber Drittländern. Sie bedeuten laut einer Studie einen Mehraufwand von rund 250 Euro pro Hektar.
AGZ-Neuabgrenzung trifft die Wetterau
Auch für die Wetterau ist die Neuabgrenzung der benachteiligten Gebiete ein großes Problem, wie Rahn-Farr deutlich machte. Etwas mehr als die Hälfte der Gebiete werden voraussichtlich aus der Förderkulisse für die Ausgleichszulage herausfallen. Bislang erhalten die Betriebe im Landkreis laut Rahn-Farr ein Volumen von insgesamt 350 000 Euro.
Die Vorsitzende sieht eine nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft als richtigen Weg an, um der steigenden Weltbevölkerung und dem wachsenden Konsum von Nahrungsmitteln zu begegnen. In diesem Zusammenhang sprach sie auch die Flächenversiegelung an. Der RBV arbeite hier in dem Aktionsbündnis Flächenfraß Wetterau mit. Im großen Stil wird beispielsweise in Berstadt Fläche mit 30 Hektar für das Logistikzentrum der Rewe versiegelt.
Wichtige Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Ein wichtiger Teil der Arbeit im RBV betrifft mittlerweile die Presse-und Öffentlichkeitsarbeit. Rahn-Farr verwies beispielhaft auf die Artikelserie über Landwirtschaft in der Regionalzeitung. Wichtig sei, dass sich viele Landwirte beteiligten. Jeder Einzelne präge das Bild der Landwirtschaft.
Zum RBV gehören laut Geschäftsführer Florian Dangel derzeit 1 259 Mitglieder und 668 landwirtschaftliche Betriebe, bei einer angeschlossenen Fläche von 32 785 Hektar. Er erläuterte das umfangreiche Dienstleistungsangebot von der Beratung in Rechtsfragen, insbesondere Agrarrecht, in Fragen der Betriebsübergabe und in der Sozialversicherung. Darüber hinaus habe die Geschäftsstelle zahlreiche Stellungnahmen zu öffentlichen Bauprojekten angefertigt und arbeite in verschiedenen Gremien mit. Markus Schepp, der im Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung für den RBV tätig ist, berichtete über die Vorbereitungen für den Hessentag 2020 in Bad Vilbel, an dem der RBV mit einem eigenen Stand vertreten sein wird. Dabei werde kein Mitgliedsgeld eingesetzt, sondern die Aktivitäten würden durch Sponsoren finanziert, stellt Rahn-Farr klar. Der Haushalt wies ein Fehlbetrag auf, der von dem Vermögen ausgeglichen wird. Für das nächste Jahr wird über eine Beitragserhöhung nachgedacht. Geschäftsführung und Vorstand wurden einstimmig entlastet.
Cornelius Mohr – LW 14/2019