Agrarpolitik ab 2014
Vortrag zur GAP-Reform beim VLF Frankfurt-Höchst
In der vergangenen Woche hatte der Verein Landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen Höchst nach Liederbach zu einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung geladen. Zum Thema „Agrarpolitik 2014: Freier Bauer oder Leibeigener?“ sprach Dr. Karl-Heinz Heckelmann, Leiter des Amtes für den ländlichen Raum in Bad Homburg. Erläutert wurde insbesondere, mit welchen Änderungen Landwirte bezüglich der Direktzahlungen zu rechnen haben und wie sich diese auf die einzelnen Betriebsergebnisse auswirken.
Detailliert wurde über auch die Vorhaben der EU zur JungÂlandwirteregelung, Kleinerzeugerregelung, Greening, AnbauÂdiÂversifizierung, ökologische VorÂrangflächen sowie über das neue Agrarumweltprogramm HALM informiert. Dr. Heckelmann stellte fest, es habe sich gezeigt, dass sich trotz agrarpoliÂtischer Eingriffe wie Extensivierungsprogrammen und Produktionseinschränkungen die landÂwirtschaftlichen BeÂtriebe durch Wachstum weiter entwickelt haben.Betrieb nicht auf Förderung ausrichten
Die Anzahl der größeren Betriebe habe zugenommen. Die Wachstumsschwellen in Hessen liegen beim Ackerbau bei 100 ha und in der Milchproduktion bei 360 000 Liter Milch. Den Landwirten empfahl Dr. Heckelmann, in der betrieblichen Entwicklung nicht zu sehr auf die Direktzahlungen zu setzen, sondern die Produktivität zu erhöhen und so die Erzeugung gewinnbringend zu gestalten. Dies setze weiterhin Wachstum voraus, wobei auch bei kleineren Betrieben durch individuelle Ideen und Lösungen das betriebswirtschaftliche Ergebnis für die Zukunft mit dem Ziel der Existenzsicherung verbessert werden könne. Die Agrarpolitik werde künftig noch ökologischer und sozialer gestaltet werden. Natur- und Umweltschutzorganisationen würden ihren Einfluss weiter verstärken.
Kleinere Betriebe sind die Gewinner
Gewinner werden die Betriebe unter 50 ha und die Verlierer die Betriebe über 50 ha sein, so Heckelmann. Großbetriebe wie in Ostdeutschland müssen mit Verlusten in Höhe von 80 000 bis 100 000 Euro pro Unternehmen rechnen. Es bleibe abzuwarten, welche Änderungen mit der neuen Regierung in Hessen zusätzlich auf die Landwirte zukommen. Dr. Heckelmann beÂrichtete weiterhin über die neuen Instrumentarien der zukünftigen Agrarpolitik wie die Junglandwirteregelung, Kleinerzeugerregelung, Greening, Anbaudiversifizierung, ökologische Vorrangflächen und HALM (das neue HIAP). Vorrausichtlich werden die Direktzahlungen zwischen 264 Euro bis 360 Euro/ha je nach Betriebssituation schwanken.
Junglandwirteförderung an Qualifikation knüpfen
Bei der Junglandwirteregelung appellierte Dr. Heckelmann, diese an die berufliche Qualifikation der jungen Betriebsleiter zu knüpfen. Zukünftig müssen circa 5 Prozent und bis 2018 7 Prozent der Nutzfläche für ökologische Vorrangflächen (Greening) bereitgestellt werden. Die Förderung von Ackerbohnen und Erbsen sieht er dabei kritisch, weil kein Markt für diese Kulturen vorhanden ist. Den Anbau von Zwischenfrüchten als Greening-Maßnahme könne man auch im Zusammenhang mit der Wasserrahmenrichtlinie schon positiver bewerten, obwohl Landwirte von dem Problem der Zunahme von Drahtwürmern und AussaatÂschwieÂrigkeit der Folgekultur in der Diskussion berichteten. Zukünftig prognostiziert Dr. Heckelmann einen noch schärfer werÂdenden Kampf um die landwirtschaftlichen Nutzflächen, weil sich 2015 die Zahlungsansprüche nach der Betriebsgröße richten werden. Er empfahl, keine Zahlungsansprüche mehr zu kaufen. Auch machte er deutlich, dass die neuen Förderungsrichtlinien noch komplizierter werden. Das Amt für den ländlichen Raum in Bad Homburg werde umfangreiche BeÂratungen auch durch Vorträge anbieten.
Landwirten für Politik und Gesellschaft gewinnen
Die These, dass die Landwirte immer mehr zu „Leibeigener“ werden, erläuterte Dr. Heckelmann an den Plänen für das obligatorische Greening: Wer an ökologischen Vorrangflächen wie den Anbau von N-bindenden Pflanzen und Zwischenfrüchten, Pufferstreifen, Landschaftselementen, Aufforstungsflächen, Kurzumtriebsplantagen, Stilllegung, Terrassen und anderen nicht teilnimmt, bekommt nicht nur die Greening-Prämie gestrichen, sondern muss mit zusätzlichen Sanktionen rechnen. Er empfiehlt den Landwirten sich in Politik und Gesellschaft zu engagieren, um für die Zukunft eine bessere Ausgangssituation zu sichern.
Th. Jäger, VLF Höchst – LW 50/2013