Agrarpolitisches Gespräch unter dem Nussbaum

KBV Main-Kinzig tauscht sich mit MdL Müller aus

Unter dem Nussbaum der Familie Trageser in Waldrode trafen sich am letzten Freitag Vertreter des Kreisbauernverbands Main-Kinzig (KBV MK) mit dem Landtagsabgeordneten der Grünen, Hans-Jürgen Müller, dem Sprecher der Fraktion von Bündnis 90/Grünen für Landwirtschaft, Tierschutz und Jagd. Mit dabei waren auch Irmgard Beck aus Hammersbach und Rainer Vogel aus Nidderau, beide Landwirte und Mitglieder der Grünen.

Auf dem Foto (v.l.): Manuel Schneider, Irmgard Beck, Rainer Vogel, Hans-Jürgen Müller und Mark Trageser.

Foto: kbv

Plakatierungen während der Kommunalwahlen in einigen Gemarkungen, die ein negatives und veraltetes Bild der konventionellen Bewirtschaftung in Deutschland darstellten, sowie die anstehenden Bundestagswahlen waren Anlass des Gesprächs. Mark Trageser, Vorsitzender des KBV Main-Kinzig, stellte klar, dass es in dem Gespräch keineswegs darum gehe, ökologische Bewirtschaftung in Frage zu stellen: „Als konventionell wirtschaftender Betrieb habe ich keine Probleme mit Bio, es hat genauso seine Daseinsberechtigung wie auch wir. Problematisch allerdings ist das öffentliche Schlechtmachen der konventionellen Landwirtschaft“, so Trageser. Zielsetzung des Gespräches für Trageser war es keineswegs, die Unterschiede zwischen öko und konventionell zu verdeutlichen, sondern vielmehr Schnittmengen zu finden, um auch zukünftig die Nahrungssicherheit zu gewährleisten.

In dem Gespräch erklärte Müller, der selber aus einem landwirtschaftlichen Betrieb stammt, dass die Bewirtschaftung von Flächen generell weniger intensiv erfolgen und gleichzeitig prämienqualifizierter gestaltet werden sollten. „Hierfür muss die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen“, so Müller. Außerdem müsste ein Fokus darauf gelegt werden, was tatsächlich erforderlich und notwendig für die Nahrungssicherung ist. Weiterhin sprach er die Problematik der Pflanzenschutzmittel an und die Notwendigkeit, den Einsatz solcher beispielweise durch eine andere Preisstruktur zu regulieren.

Fehlende Wertschätzung

Ein generelles Problem, da waren sich alle Anwesenden einig, ist aktuell die fehlende Wertschätzung für die Arbeit und die Erzeugnisse heimischer Landwirtschaft. „Wir halten sehr hohe Standards in unserer Lebensmittelerzeugung ein und haben gleichzeitig wenig Schutz vor ausländischen Produkten, die teilweise unter wesentlich schlechteren Konditionen hergestellt werden“, so der stellvertretende KBV-Vorsitzende Manuel Schneider. Trageser sprach weitere Probleme an, wie den Wolf oder zwei kurz aufeinanderfolgende Düngeverordnungen, mit denen sich der Berufsstand auseinandersetzen musste und für die von der Politik realistische Lösungsvorschläge erwartet werden. Es sollte außerdem bei Themen bezüglich Umwelt-, Klima- und Naturschutz „auf Anreize und nicht auf Verpflichtungen gesetzt werden“, so Trageser. Ein weiteres Problem liege seiner Meinung nach darin, dass in vielen Entscheidungen, die getroffen werden, der „globale Blick“ fehle und somit die Folgen da­raus nicht bis zum Ende betrachtet würden. Eine eindeutige Schnittmenge ließ sich bei dem Problem des Flächenverbrauchs feststellen.

Sowohl die Grünen als auch der Kreisbauernverband fordern, vor allem beim Bau von Gebäuden mit großen Dachflächen, die Nutzung dieser für die Errichtung von Photovoltaikanlagen, statt beste Böden aus der landwirtschaftlichen Produktion durch solche Anlagen zu entziehen. Aus Sicht von Schneider könnte dies ebenfalls zur Reduzierung von Kompensationsmaßnahmen auf den Flächen beitragen, was ebenfalls zu einem geringeren Flächenverlust beitragen könnte. Zum Abschluss gab es noch einen Rundgang durch den Betrieb. Hier konnten die Vorteile durch den Einsatz neuer Technik aufgezeigt werden wie auch Beispiele aus gesetzlichen Vorschriften, die der Optimierung des Betriebes im Weg stehen.

kbv – LW 26/2021