Aktueller Stand der Zuckerrübenkampagne

Wird ein neuer Ernterekord erreicht?

Die drei im LW-Gebiet beheimateten Zuckerrüben-Anbauverbände Kassel, Wetterau und Hessen-Pfalz rechnen mittlerweile mit rekordverdächtigen Erträgen. Allerdings wird im Süden auch über SBR-Schäden berichtet.

Gutes Wetter mit wenig Wind und Regen unterstützte eine zügige Erledigung der Mietenabdeckung, die oft durch Dienstleister erfolgt.

Foto: Nagel

Positiv stimmt derzeit die Entwicklung der Zuckerpreise in den vergangenen Monaten, und die Verbandvertreter können stabile Anbauflächen für die Zuckerrübe vermelden. Was die SBR-Problematik betrifft, zeichnen sich erste Erfolge im Rahmen des NIKIZ-Projektes ab.

Guter Kampagnefortschritt  in der Wetterau

Auch in diesem Jahr ist zu Weihnachten die Kampagne in der Wetterau noch in vollem Gange und wird auch planmäßig noch über den Jahreswechsel hinaus bis Mitte Januar andauern. Mit einer Verzögerung von etwa einer Woche im Vergleich zu Wabern startete die Kampagne in Offstein in diesem Jahr. Mit einer guten Abstimmung zwischen Transportgruppen, Maschinenring und der Rohstoffabteilung Offstein und Wabern, war in diesem Jahr die Anfuhr aller Wetterauer Rüben in die Pfalz gut geplant. Es zeichnet sich bisher ein guter Kampagnefortschritt in der Anlieferung nach Offstein ab, und die Anfuhr schreitet auch im zweiten Jahr der neuen Zuteilung gut voran.

Zunächst starteten die Transportgruppen die Kampagne 2021 in der zweiten Septemberwoche mit den Biorüben in das Werk Rain am Lech. Mit einem durchschnittlichen Ertrag von rund 70 t/ha bei 16,7 Prozent Polarisation konnten die Biorübenanbauer des Verbandsgebietes sehr gute Erträge einfahren.

Auch für die konventionellen Rüben war in diesem Jahr mit einer höheren Ertragsleistung zu rechnen. Niederschläge im Frühjahr und Sommer sorgten für eine bessere Wasserversorgung der Böden als in den vorangegangenen Jahren, was die Befürchtungen auf erneute Ertragsverluste durch Trockenheit schwinden ließ. Dennoch zeigte sich zu Beginn der Anfuhr noch ein heterogenes Ertragsbild über das Verbandsgebiet hinweg. Während die Gebiete der Südmaus bereits von Beginn an überdurchschnittliche Erträge verzeichneten, starteten die Gebiete der Nordmaus mit durchschnittlichen Erträgen für die Wetterau.

Zunächst noch schwächere Erträge

Betroffen von schwächeren Erträgen waren besonders Flächen, auf welchen starker Drahtwurmbefall zu Beginn der Vegetation festgestellt werden konnte. Im Verlauf der Kampagne bis jetzt kann ein deutlicher Ertragsanstieg für beide Verladegruppen festgestellt werden. Dabei beläuft sich der Zuwachs auf 10 bis 15 Prozent, in einigen Agenturen noch höher. Somit wurde auch die Ertragsschätzung für die Wetterau durch die Abstimmung mit dem Maschinenring von 85 auf 90 t/ha angehoben. Damit wäre das Niveau der Rekordernte 2017 erreicht, oder sogar leicht überschritten.

Im Verlauf der bisherigen Kampagne lag die Ertragsspanne zwischen 70 und über 100 t/ha. Aktuell werden für die Südmaus durchschnittliche Erträge von rund 94 t/ha und für die Nordmaus von rund 87 t/ha genannt. Bereits unter guten Bedingungen gestartet, verlief die Rodung zufriedenstellend und konnte in den letzten Novembertagen beendet werden.

Mit hohen Erträgen gehen in diesem Jahr leicht unterdurchschnittliche Zuckergehalte einher. Im Durchschnitt des Verbandsgebietes liegen diese bisher bei 17,5 Prozent, schwanken jedoch je nach Anbauregion. Auffallend sind besonders in dieser Kampagne die Schwankungen der Zuckergehalte im Verlauf der Anfuhr zwischen 16,5 und über 18 Prozent. Ein deutlicher Trend zeigt sich hier jedoch nicht.

Erfreulich zeigen sich die Entwicklungen der Abzüge 2021 trotz der immer wieder einsetzenden Niederschläge und deutlich nässeren Bedingungen im Vergleich zu den vorhergehenden Trockenjahren. Mit rund 4,9 Prozent Abzug ist nur ein geringer Erdanhang festzustellen. Auch wenn in den vergangenen Wochen nun witterungsbedingt Abzüge bis zu 7 Prozent gemeldet werden, sind diese auf einem normalen Niveau für die Anbaugegebenheiten.

Verunkrautete Rübenbestände sorgten vereinzelt für eine notwendige Umplanung der Rodung. Besonders schwer bekämpfbare Unkräuter sollten möglichst nicht durch die Rodung verschleppt werden. Im Rahmen der Abstimmung mit den Transportgruppen und dem Maschinenring konnte dies so gut wie möglich verhindert werden.

Stabile Zuckerrübenfläche von rund 5000 ha in der Wetterau

Zum bevorstehenden Anbaujahr 2022 ist nach einer leicht gestiegenen Anbaufläche zum Anbaujahr 2021 mit einer stabilen Zuckerrübenfläche von rund 5000 ha für das Verbandsgebiet zu rechnen. Es gilt, die etablierte Rübenfläche zu erhalten und die Strukturen des Verbandsgebiets bestmöglich auszulasten.

Positiv stimmt derzeit die Entwicklung der Zuckerpreise in den vergangenen Monaten. Sowohl die Preise am EU-Weißzuckermarkt, wie auch die Entwicklung der Preise am Weltzuckermarkt setzten derzeit Ihren Aufwärtstrend fort. Die für den Rübenpreis entscheidende Preisnotierung am EU- Markt liegt zum Oktober 2021 bei 417 Euro/t Weißzucker. Vor dem Hintergrund dieser Preisentwicklung und den bisher überdurchschnittlichen Erträgen gehen wir für das Verbandsgebiet von einem deutlich höheren Deckungsbeitrag im Rübenanbau im Vergleich zu den Vorjahren aus.

Auch im Norden Erträge über dem Durchschnitt

Die Zuckerrübenkampagne im Bereich der Zuckerfabrik Wabern (Verbandsgebiet Kassel) läuft seit Anfang September. Aufgrund der ausgestellten Anbaufläche, die sich auf Vorjahresniveau bewegt, und der erwarteten guten Rübenerträge ergibt sich eine lange Kampagne bis in den Februar hinein.

Die Ernte auf den Feldern ist ab­geschlossen. Die Zuckerrüben ließen sich überwiegend gut bis sehr gut roden. Auf einzelnen Strandorten mit schweren Böden gab es Ende September aufgrund von Trockenheit erhöhte Anforderungen an die Rodereinstellung. Geringe Niederschlagsmengen haben dann aber ausgereicht, um die Situation zu verbessern. Eine Herausforderung waren die hohen Rübenblattmengen, die von den Köpf- und Rodevorsätzen verarbeitet werden mussten.

In allen Regionen war die Tendenz zu beobachten, dass teilweise die späten Rodetermine bis Ende November hinausgezogen wurden. Die bisher fertig gemeldeten Schläge bestätigen die Erwartungen mit einer breiten Streuung, aber überwiegend durchschnittlichen bis überdurchschnittlichen Ergebnissen. So sollte am Ende für das gesamte Verbandsgebiet Kassel ein durchschnittlicher Ertrag von rund 85 t/ha Rübe möglich sein.

Lange Zeit im September und Oktober herrschten spätsommerliche Witterungsbedingungen mit warmen, sonnigen Tagen und kühlen Nächten, so dass sich noch Mengenerträge und Zuckergehalte entwickeln konnten. Allerdings bleibt abzuwarten, ob der langjährige Durchschnitt von rund 18 Prozent Polarisation erreicht werden kann. Maßgebliche Kennzahl ist am Ende der Zuckerertrag. Hier werden relativ sicher über 15 t/ha theoretischer Zuckerertrag im Durchschnitt erzielt.

Auch die Abzugswerte für mitgelieferte Erde bewegen sich aufgrund der bisher relativ trockenen Bedingungen und einer guten Reinigungsleistung der Erntemaschinen auf einem erfreulich niedrigen Bereich.

Zunächst zögerlicher Saisonbeginn

Nach einem eher zögerlichen und langsamen Start im Frühjahr deuteten die Zuckerrübenbestände im Verbandsgebiet Kassel das gesamte Anbaujahr auf eine durchschnittliche Rübenernte hin. Nach einem kühlen und feuchten Monat Mai gab es im Juni mit steigenden Temperaturen einen Wachstumsschub, der zu einem zügigen Reihenschluss führte. Flächendeckend zeigten die Zuckerrübenpflanzen üppige Blattentwicklung.

Blattkrankheiten traten in unterschiedlicher Ausprägung auf und konnten überwiegend mit einer Fungizidbehandlung kontrolliert werden. Vereinzelt wurden Spätrodungsflächen ein zweites Mal behandelt. Regional sehr unterschiedlich trat bei diesen späten Flächen aber dann teilweise doch noch Cercospora in hoher Befallsstärke auf.

Rechtzeitige Abdeckung der Mieten

Der Mietenschutz bei Zuckerrüben ist erfahrungsgemäß eine wichtige Maßnahme, um qualitativ hochwertige Zuckerrüben liefern zu können. Daher müssen Zuckerrüben, die ab dem 6. Dezember (49. KW) zur Lieferung vorgesehen sind, durch rechtzeitige Abdeckung der Mieten geschützt werden. Überwiegend günstige Witterungsbedingungen bei der Rodung ließen es in diesem Jahr auch zu, ordentliche Rübenmieten mit wenig Spuren am Vorgewende anzulegen.

Die positiven Umstände setzten sich fort bei der Mietenabdeckung, die inzwischen in der Verbandsregion vor allem durch Dienstleister erledigt wird. Geeignetes Wetter mit wenig Wind und Regen unterstützte eine zügige Erledigung der Zudeckarbeiten. Nur in Einzelfällen kamen von Dienstleitern Rückmeldungen, dass Mieten zu dicht an Hindernissen (Hecken, Bäumen) angelegt wurden oder dass zu dicht an die Miete herangepflügt wurde und deshalb mit der eingesetzten Technik nicht einwandfrei gearbeitet werden konnte.

Für eine reibungslose Abfuhr ohne Schäden an den Fahrzeugen ist es auch wichtig, die Feldwege von Bewuchs freizuhalten. Dort, wo noch Rüben abzufahren und Maßnahmen notwendig sind, ist jetzt nach Ablauf naturschutzrechtlicher Sperrfristen ein Gehölzrückschnitt wieder möglich.

Voraussichtliches Kampagneende in Wabern

Herausforderungen für die Rübenanfuhr und die Werksversorgung ergeben sich immer durch die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel. Hier ist intensive Abstimmung und hoher Einsatz aller Beteiligten in der Logistik gefordert. Sollte die weitere Zuckerrübenkampagne entsprechend der Vorplanung ohne technische Störungen im Werk und ohne massiven Wintereinbruch verlaufen, wird das Werk in Wabern Anfang Februar abschließen. Das bedeutet wiederum eine der längsten Kampagnen im Unternehmen Südzucker mit einer sehr guten Auslastung des Standortes Wabern.

Offstein: Rekordernten, aber auch SBR-Schäden

Nach einem frostigen Start im Frühjahr konnte die Zuckerrübe dank ausreichender Niederschläge im weiteren Vegetationsverlauf durchstarten und schickt sich nun an, die aktuelle Saison nahezu auf Rekordniveau abzuschließen: 85 t/ha bei 17,3 bis 17,4 Prozent Polarisation werden im Schnitt für das Einzugsgebiet Offstein erwartet. Das bedeutet eine deutliche Steigerung des Masseertrages um knapp 20 t sowie des Zuckerertrages um fast 3 t pro Hektar gegenüber dem Vorjahr.

Tatsächlich können sich in der Zuckerrübensaison 2021/22 viele Betriebe über eine sehr gute Ernte und so mancher Betrieb gar über eine nie dagewesene Rekordernte freuen. Auf der anderen Seite stehen allerdings auch Betriebe, die krankheitsbedingt insbesondere im Bereich des Zuckergehaltes teils dramatische Verluste einfahren. Ursache ist hier in aller Regel die SBR-Krankheit, die sich im Zuge des Klimawandels auch in diesem Jahr wieder weiter ausgebreitet hat.

NIKIZ-Projekt findet tolerante Sorten

Erfreulicherweise ist es inzwischen gelungen, verschiedene Sorten zu identifizieren, die eine gewisse Toleranz gegenüber SBR mitbringen. Möglich wurde dies durch umfangreiche Monitoring- und Analysearbeiten im Rahmen des NIKIZ-Projektes. Für 2022 kann so eine spezielle Sorten-Palette für SBR-Regionen angeboten und damit ein erster wichtiger Schritt zur Abmilderung von wirtschaftlichen Schäden durch SBR getan werden.

Die Rodung ist inzwischen flächendeckend abgeschlossen, und die Rüben konnten bisher zu überwiegend guten Bedingungen ins Werk geliefert werden. Entsprechend bewegen sich auch die Besatzwerte in einem moderaten Bereich (aktuell: 4,6 Prozent). Die Kampagne wird in Offstein voraussichtlich um den 18. oder 19. Januar beendet werden.

Marie-Christin Hofmann, Verband Wetterauer Zuckerrübenanbauer; Rüdiger Nagel, Verband der Zuckerrübenanbauer Kassel; Dr. Christian Lang, Verband Hessisch-Pfälzischer Zuckerrübenanbauer – LW 1/2022