An erster Stelle der Jagd steht die Sicherheit

Praktische Tipps für die Pirsch und Ansitzjagd

Die richtige Wahl der Ausrüstung ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Jagd. Außer auf das Können des Jägers und einer den Revierverhältnissen abgestimmten Ausrüstung zu achten, hat jede Jagdart ihre Besonderheiten, auf die man achten sollte, um erfolgreich zu sein. Wer sich nicht scheut, lieber einmal mehr nachzufragen, wird sich später nicht über eine vertane Chance ärgern müssen. Wildmeister Matthias Meyer erläutert, worauf beim Ansitz zu achten ist.

Wer bei der Fahrt ins Revier zum Beispiel die Autotüren zuschlägt, macht das Wild in der Umgebung auf sich aufmerksam und es wird sich nicht zeigen.

Foto: Michael Breuer

Vor jeder Jagd wird sich der verantwortungsbewusste Jäger vergewissern, ob Gewehr, Munition und Optik in Ordnung sind. Insbesondere sollte er die sicherheitsrelevanten Details wie Sicherung, Spannschieber und gegebenenfalls Stecher ausprobieren. Ein Blick durch das Zielfernrohr zeigt, ob dies optimal eingestellt ist. Das Innere des Laufes, das Kaliber und die zusammengehörige Munition sind ebenfalls Teil der Sicherheitsüberprüfung. In die Betrachtungen fallen Grundsatzüberlegungen zu den Wildarten wie Äsungs- und Ruheintervalle sowie jahreszeitliche Unterschiede, Wetterbedingungen und Büchsenlicht, Windrichtung und Besonderheiten des Jagdreviers sowie Risikobereiche.

Pirsch-Kleidung ist funktional, gedeckt und geräuscharm

Bei der Pirsch ist auf eine gedeckte, zweckmäßige und geräuscharme Kleidung zu achten. Blinkende und klimpernde Anhängsel an der Kleidung oder Gewehr und Fernglas müssen ab. Auch empfehlen sich eine gut abschirmende Kopfbedeckung sowie Handschuhe, um die hellen Hautpartien abzudunkeln.

Wer sich auffällig bewegt, zieht auf großer Entfernung bereits die Aufmerk­samkeit des Wildes auf sich. Aus dem gleichen Grund muss sich der Jä­ger stets im Schatten bewegen und vermeiden, sich vom hellen Horizont abzuheben oder sich gegen die Abendsonne zu bewegen. Dadurch wird er einerseits auffällig angestrahlt, andererseits sieht er selbst nichts, da ihn das starke Gegenlicht blendet.

Bei der Pirsch sind leises Gehen und ruhiges Verhalten wichtig.

Foto: Michael Breuer

Weitere Besonderheit beim Pirschen ist das richtige Gehen. Wer schwer auftritt, verrät sich bereits auf großer Entfernung dem sensiblen Wild. Der gleichmäßige Takt des schweren Schrittes ist „schlimmer“, als versehentlich einen dürren Ast unter der Schuhsohle zu zerbrechen. Ferner ist das Gehen auf geschotterten Wegen extrem weit zu hören. Wo es möglich ist, sollte man sich auf dem mit Gras bewachsenem Mittelstreifen zwischen den Fahrspuren oder am Fahrbahnrand be­wegen.

Wenn aber Schotterflächen gequert werden müssen, sollte in kleinen Schritten der ganze Fuß gleichzeitig aufgesetzt werden und darf nicht abgerollt werden. So wird ein Großteil der Geräusche vermieden. Sollten Passagen mit lauter Unterlage nicht zu umgehen sein, sollte man sich danach für eine längere Zeit ruhig verhalten, dann beruhigt sich das aufmerksam gewordene Wild in der Nähe wieder, solange es keinen Wind bekommt.

Ansitz beginnt mit der Anfahrt

Dass sich der Jäger leise auf dem Ansitz verhalten muss, um Anblick zu haben, ist den meisten bekannt. Auch der Weg zum Hochsitz und zurück gehören zur Jagd und stellen in vielen Fällen den Erfolg in Frage. Fehler beginnen bereits mit einem kräftigen Zuschlagen der Autotüren. Die ungewohnten, metallischen Klänge kündigen dem Wild Menschen im Revier an. Türen lassen sich leise zudrücken. Ebenso lassen sich sämtliche Waffen fast lautlos laden und nach dem Ende der Jagd entladen. Unbe­dingt notwendige Verständigung erfolgt dann im Flüsterton. Bei einem längeren Anmarschweg zum Sitz ist darauf zu achten, nicht zu eilen, um das Wild nicht zu verschrecken. Ist man warm gekleidet, kommt man schon geschwitzt an, will aber bei Mond vielleicht über mehrere Stunden ansitzen.

Zum Hochsitz unbemerkt gehen und unbemerkt verlassen

Dass das Jagdgewehr beim Besteigen der Leiter entladen sein muss, ist selbstverständlich. Wenn man einen Hochsitz besteigt, geht das auch mit harten Schuhsohlen oder genagelten Schuhen leise, wenn man lediglich die Außenkante auf die Sprosse setzt und den Fuß dann auf die Sohle umkippt. Der beste Hochsitz ist wertlos, wenn beim Bau nicht überlegt wurde, wie man bei gutem Wind vom Wild unbemerkt hin und wieder wegkommt. Auf dem Hochsitz setzt sich der Jäger so, dass er beim Schuss den Ellenbogen der Schießhand sicher auflegen kann. Probeanschläge sollten, falls notwendig, nur dann durchgeführt werden, solange kein Wild ausgetreten ist. Ein Probezie­len auf Wild, welches nicht erlegt werden soll, ist unbedingt zu unterlassen. Dadurch würde man riskieren, entdeckt zu werden und das Wild auf den Ansitzplatz hinzuweisen.

Bei mehreren Stücken das richtige auswählen

Beim Ansitz wird das Gewehr meist so abgestellt, dass es irgendwo angelehnt wird. Dann besteht die Gefahr, dass Rinde, Erde, Schnee oder Regen in den Lauf oder aufs Objektiv des Zielfernrohrs gelangen. Als Jäger stellt man es daher am besten so, dass es auch bei einem unbeabsichtigten Umfallen gesichert ist. Meist schwierige Aufgabe ist es, ungeduldige Gäste für die Dauer des Ansitzes einigermaßen ruhig und konzentriert bei der Sache zu halten. Beim Verlassen des Sitzes kann das unvorsichtige und gleichgültige Abbaumen dazu führen, dass der Ansitzplatz seitens des Wildes gemieden wird. Daher muss der Ansitz unbemerkt verlassen werden oder es sollte solange gewartet werden, bis das Wild eingezogen ist, be­ziehungsweise es dunkel ist. Soll nach dem Abbaumen weiter gepirscht werden, muss der Jäger beachten, in welchen Zustand die Waffe ist. Bei Wildanblick versucht man durch einen nicht vom Wild einsehbaren Weg an eine optimale Schussposition zu gelangen. Der jagdliche Erfolg hängt auch davon ab, wie sicher und schnell der Jäger beim Anblick von Wild das geeignete Stück angesprochen hat, zum Beispiel die Überläufer innerhalb einer Rotte von Wildschweinen. Bei mehreren Stücken kann die Wahl, welches das richtige ist, zu Verzögerungen führen.

Gewehrauflage, Kugelfang und Distanz des Wildes

Kommt es zur Schussabgabe, ist der Schuss selbst in den meisten Fällen bei weitem nicht so wichtig, wie die optima­le Vorbereitung. So ist für eine sichere Gewehrauflage zu sorgen, auf einen ausreichenden Kugelfang zu achten, die Entfernung zu schätzen und den Schuss erst dann abzugeben, wenn das Stück breit steht und anderes Wild nicht verdeckt. Aus einer sicheren Position heraus kann man leichter einen Schuss abgeben, auch wenn dieser 50 Meter weiter ist, als auf naher Distanz bei schlechter Gewehraufla­ge. Keinesfalls darf man riskante Situationen verursachen. Ein „No-Go“ ist auch die sogenannte Schusshitzigkeit und die Abgabe leichtfertiger Schüsse.

Tipps zum Verhalten nach der Schussabgabe

Geht beschossenes Wild zu Boden, aber es besteht der Verdacht, dass es ge­­krellt oder nur angeschweißt sein könnte, muss man nachschießen. Nach der Schussabgabe ist der erste Schritt, das Gewehr wieder zu sichern. Schließlich merkt man sich den Standort des Wildes bei der Schussabgabe, beziehungsweise den letzten Sichtkontakt vor dessen Einwechseln in eine Deckung. Hat man nicht von einer Reviereinrichtung aus geschossen, wird nach der Schussabgabe der eigene Standort verbrochen. Möglicherweise ist zu entscheiden, wie im Falle einer Nachsuche vorzugehen ist. Bei sehr wehrhaftem Wild, wie starken Sauen, kann von angeschossenen aber nicht erlegten Stücken eine Gefahr für den Jäger ausgehen. Unerfahrene Jäger sind dann in einer Schrecksekunde oft überfordert. Auch wenn man in der jagdlichen Praxis so manche Dinge anders angeht, als sie hier beschrieben wurden, führen die gute Vorbereitung und das Einfühlungsvermögen in das Verhalten des Wil­des zu einem größeren Erfolg.

 – LW 2/2018