Antworten auf die alternde Gesellschaft finden
Staatssekretär Dr. Dippel sprach bei Landsenioren Hessen
Zur Vertreterversammlung des LandesverÂbandes der Landsenioren Hessen, vorige Woche in Alsfeld-Eudorf, hatte die Präsidentin Gertrud Köhler dieses Jahr den Staatssekretär im hessischen SozialÂministerium, Dr. Wolfgang Dippel, geladen. Bis Januar 2014 war er zehn Jahre lang Bürgermeister von Fulda. Der StaatsseÂkreÂtär sprach vor den gut 100 DeÂlegierten im Saal zur Frage: Wie kann eine älter werdenÂde Gesellschaft in Hessen und speziell im ländlichen Raum die damit einhergehenden Herausforderungen besser bewältigen?
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Bevölkerung nimmt ab – 2060 ist jeder Dritte über 65
Zur demografischen Entwicklung stellte er fest, die Bevölkerungszahl werde in Hessen bis zum Jahr 2060 auf 4,9 Mio. schrumpfen. Zuzügen in Regionen um Städten wie Frankfurt und Fulda stünden sukzessiven Abwanderungen in Teilen OstÂ- und Nordhessens gegenüber. Jeder Dritte in Hessen werde im Jahr 2060 über 65 Jahre alt sein. Die Geburtenrate stagniere bei etwa 1,4 Kindern je Frau. „Junge Menschen wandern jetzt wieder aus der Stadt aufs Land, in den 1970er Jahren war es umgekehrt, damals gab es eine massive Landflucht“, war eine weitere Aussage zur Demografie in Hessen. „Der Staat allein kann dieses Thema nicht in den Griff bekommen. Die Antwort heißt bürgerschaftliches Engagement“, meinte Dippel. „Sie kennen doch sicherlich auch noch das Thema Krankenschwestern vor Ort. Aber auch auf den
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Junge Netzwerke für das Ehrenamt aufbauen
Wichtig sei, das Ziel vor Augen zu haben und plötzlich stelle man durchaus fest: auch die jüngeren Menschen wollen sich einbringen. „Die Frage lautet, wie können wir junge Menschen für ehrenamtliches Engagement begeistern? Wir müssen den Bogen finden zwischen den Jüngeren, die viel vorhaben, stets unterwegs sind aber sich dennoch im gesellschaftlichen Leben einbringen möchten und den Älteren, die dies auch gerne machen wollen und noch können. Das verstehe ich unter bürgerschaftliches, ehrenamtliches Engagement und den Aufbau junger gesellschaftlicher Netzwerke“, so der Vater von drei jungen Erwachsenen im Alter von 18, 19 und 24 Jahren. Befragungen zeigten, dass sich bundesweit etwa 36 Prozent der jungen Menschen bürgerschaftlich, ehrenamtlich engagieren. Hier gebe es durchaus noch ein großes Potenzial. Dippel schätzt dies auf 60 bis 70 Prozent der jungen Menschen, die in irgendeiner Form ehrenamtliche Aufgaben übernehmen wollen. „Das Potenzial ist da“, lautet sein Fazit.
Ehrenamtskampagne weiter voranbringen
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Landseniorenpräsidentin KöhÂler ging auf die Aufforderung des Staatssekretärs ein, sich an gemeinsamen Projekten mit dem Sozialministerium seitens des LandseniorenÂverbandes Hessen zu beteiligen. „Herr Dr. Dippel hat angeboten, dass wir uns beteiligen können, dann sollten wir das auch tun.“ „Es ist immer gut, wenn Politiker auch ehrenamtlich tätig sind, dann wissen sie, wo der Schuh drückt“, konstatierte Köhler.
Sie freute sich auch über die Anregungen der Delegierten aus den 31 Landsenioren-KreisÂverÂeiÂnigungen Hessens, um zur erfolgreichen LandÂseÂniorenarbeit in Hessen beizutragen, zum Beispiel für die Nachbarschaftshilfe oder ganz pragmatisch für mehr Mitgliedernachwuchs.
In der Diskussion sprach Helmut Bittner, neuer Vorsitzender in Lauterbach, Fragen zur Anerkennung der Gemeinnützigkeit der Vereine an und vertrat die Auffassung, dass die Finanzämter diese teils zu restriktiv handhaben. So sind die Landseniorenbewegungen alle drei Jahre zur Abgabe einer Steuererklärung an die FinanzbeÂhörden verpflichtet. „Die Finanzämter sind zum Teil sehr pingelig. Auf der einen Seite wird ehrenamtliches Engagement gefordert, auf der anderen Seite wird unsere GemeinnützigÂkeit nicht anerkannt“, war seine Kritik. Ein paar Ratschläge, wie dieses ProÂÂblem vermieden werden kann, gab Geschäftsführer Gisbert Müller. Dr. Dippel sagte zu, diesbezüglich mit seinem Kollegen im Hessischen Finanzministerium Kontakt aufzunehmen, um eine Klärung des Sachverhaltes zu erreichen.
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Für den Hessischen Bauernverband (HBV) sprach der HBV-Vizepräsident Armin Müller. In der Organisationsfamilie der Landwirtschaft seien alle Mitglieder wichtig, angefangen von der Landjugend, über den Landfrauenverband und den Bauernverband bis hin zum Verband der Landsenioren. Gemeinsam müsse man sich für einen lebenswerten ländlichen Raum einsetzen.
Müller sprach auch über das am Wochenende zuvor gefeierte Landeserntedankfest in Alsfeld und stellte fest, dass es den Landwirten seit Jahren 2014 erstmals wieder gelungen sei, dass beide christliche Kirchen die Arbeit der Bauern im Vordergrund der Erntedankfeste gestellt hatten. „Das war leider eine lange Zeit nicht mehr so. Es wurde zwar Erntedank gefeiert, aber die Bauern wurden dabei nicht erwähnt“, merkte der HBV-Vize an.
Müller sprach auch über den Stellenwert der LandseniorenbeÂwegungen und meinte „In vielen BeÂtrieben wohnen zwei bis drei Generationen unter einem Dach. Meine beiden Söhne leben, wenn auch mit einer eigenen Wohnung, auf dem Betrieb mit und wir sitzen morgens zum Frühstück zusammen und besprechen den Arbeitstag gemeinsam. Dabei werden durchaus auch Probleme bei den Altenteilern deutlich. Ich bin der Meinung, dass eine zusätzliche Mütterrente gerecht ist. Gerade die Mütter sollten das bekommen, was ihnen zusteht, auch wenn ich mir bewusst bin, dass ihre Kinder bereits in andere Sozialkassen erhebliche Beiträge einzahlen“, so Müller.
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Vier Arbeitstagungen im Frühjahr 2015
Geschäftsführer Gisbert Müller erläuterte eine unterm Strich stabile finanzielle Entwicklung des Landesverbandes sowie Details zum Vereinsrecht. Weiterhin schilderte Müller die Arbeitsvorhaben für 2015. So finden nächstes Frühjahr vier Arbeitstagungen in den Bezirken statt. Die Termine dieser Arbeitstreffen stehen fest und sind jeweils dienstags am 3. März in Heppenheim, am 10. März in Frankenberg, am 17. März in Bebra und am 24. März in Grünberg. Zurzeit werden ExperÂten für Vorträge zu den Themen, Testamentgestaltung, Patientenverfügung, Vorsorgevollmachten sowie Wohnmodelle für Senioren gesucht.
Text/Fotos: Moe – LW 44/2014