Aprikosen gesund durch die Saison bringen

Pflanzenschutz bei Aprikosen – was ist zu beachten?

Im Rahmen eines Förderprogramms des Pfalzmarktes wurden in der Südpfalz zehn Hektar Neuanlagen mit Aprikosen gepflanzt. Aus Sicht des Pflanzenschutzes gibt es bei Aprikosen nur wenige wirtschaftlich bedeutende Schaderreger, allerdings kommt es bekanntermaßen immer wieder zu Baumausfällen, sei es durch starke Winterfröste oder durch die Phytoplasmose European Stone Fruit Yellows. Im Folgenden finden Sie Hinweise zur Bekämpfung der wichtigsten Krankheiten und Schädlinge an Aprikosen für die kommende Saison 2013.

Monilia Spitzendürre an Aprikose ist leicht zu erkennen.

Foto: Uwe Harzer

Chlorotisches Blattrollen der Aprikose (European Stone Fruit Yellows = ESFY): Der wirtschaftliche Schaden, den diese Phytoplasmenkrankheit an Aprikose und Pfirsich verursacht, ist enorm. Die Phytoplasmen überwintern vorzugsweise in den Wurzeln, im Frühjahr besiedeln sie zunehmend das Phloem der Bäume. Sie können von Blattsaugern der Art Cacopsylla pruni durch das Saugen sehr effizient von kranken Bäumen aufgenommen und auf gesunde Bäume übertragen werden.

Am Institut AIPlanta in Neustadt (Dr. W. Jarausch, Dr. B. Jarausch) konnten in Zusammenarbeit mit dem DLR Rheinpfalz in Neustadt Phytoplasmen in den Blattsaugern nachgewiesen werden. Der natürliche Infektionsgrad durch Phytoplasmen betrug bei den gefangenen Tieren in den Jahren von 2003 bis 2007 im Durchschnitt 1,9 Prozent.

Übertragungsversuche im Labor mit infizierten Blattsaugern bestätigten den Blattsauger Cacopsylla pruni als möglichen Vektor. Der Hauptwirt für Cacopsylla pruni ist die Schlehe Prunus spinosa. Die Untersuchungen in Neustadt haben ergeben, dass sich C. pruni auch auf Aprikosen weitervermehren kann. Symptome der Krankheit:

-vorzeitiges Austreiben der Blätter im Spätwinter (Januar/Februar)

-chlorotisches, konisches Blattrollen bei Aprikosen im Sommer

-Zusammenrollen der Blätter vom Blattrand ausgehend unter rötlicher Verfärbung bei Pfirsich

-Früchte werden notreif, trocknen ein und fallen vorzeitig ab

-Früher Laubfall im August/September

-oft schlagartiges Absterben innerhalb einer Vegetationsperiode

Vorbeugende Bekämpfung vom Chlorotischen Blattrollen

Das Chlorotische Blattrollen tritt ausschließlich bei Pfirsich und Aprikose in Erscheinung.

Eine direkte chemische Bekämpfung ist nicht möglich. Die Bekämpfung der Phytoplasmose konzentriert sich in erster Linie auf Befall mindernde, mechanische und anbautechnische Maßnahmen:

-Verwendung von gesundem, zertifizierten Pflanzmaterial

-Roden befallener, kranker Bäume, die als Inokulumquelle dienen können

-Konsequentes Beseitigen der Wurzelausschläge, da die Populations­dichte von C. pruni im Vergleich zur Sorte wesentlich höher ist

-Verwendung von Unterlagen mit geringerer Neigung zur Bildung von Wurzelausschlägen (keine Verwendung von GF 655/2)

-Wenn möglich Beseitigung von Schlehenhecken (Prunus spinosa) im direkten Umfeld der Anlagen.

Direkte Vektorenbekämpfung: Am DLR Rheinpfalz wurden im Rahmen eines ProInno-Projekts zu ESFY auch Untersuchungen zur Biologie von Cacopsylla pruni durchgeführt (I. Lampe, A. Fuchs). In Grafik 1 ist der Entwicklungszyklus dargestellt. Die adulten Blattsauger fliegen von März bis Mitte April in die Obstanlagen ein und beginnen ab Anfang April mit der Eiablage. Die jungen Larvenstadien (L1 bis L3) findet man ab Mitte April bis Mitte Mai. Die ersten Adulten erscheinen Ende Mai/Anfang Juni und wandern bereits ab Ende Juni auf ihre Winterquartiere ab. Die chemische Bekämpfung des Vektors Cacopsylla pruni hat sich auf die jungen, frisch geschlüpften Larven (Mitte/Ende April bis Mitte Mai) zu richten. Sowohl in Ertrags- als auch in Junganlagen wird empfohlen zwei Behandlungen im Abstand von zehn Tagen mit Vertimec (Art. 51) 0,375 l, B1, Wartezeit 28 Tage, maximal 2 Mal, durchzuführen.

Triebspitzendürre – Infektinssgefahr zur Blütezeit

Grafik 1: Entwicklungszyklus von Cacopsylla pruni (I. Lampe, A. Fuchs 2008)

Nasskalte Witterung ab dem Bal­lonsta­dium und während der Blüte begünstigen Triebspitzeninfektionen (Monilia laxa), insbesondere bei Aprikosen. Der Erreger dringt in der Regel über die geöffnete Blüte ein und infiziert die Narbe. Über den Blütenstiel verbreitet sich das Pilzmyzel auf den Zweigen und von dort aus auf andere Blüten. Das Myzel wächst in den Zweigen weiter und führt zu deren Absterben.

Bekämpfung: Bei feuchter Witterung ab Ballonstadium und während der Blüte sind zwei bis drei Behandlungen im Abstand von acht Tagen einzuplanen. Künstliche Freiland-Inokulationsversuche am DLR Rheinpfalz in Oppenheim (W. Dahlbender, G. Hensel) haben gezeigt, dass vor allem während des Ballonstadiums und zu Blühbeginn die Bäume am empfänglichsten für Infektionen durch Monilia laxa sind.

Empfohlene Mittel:

-Systhane 20 EW (Art. 51) 0,225 l, War­te­zeit 21 Tage, B4, maximal 3 Mal (Restmengenaufbrauch);

-Teldor (Art. 51) 0,5 kg, B4, Wartezeit 3 Tage, maximal 3 Mal

-Flint (Art. 51) 0,167 kg, WZ 7 F., maximal 2 Mal

-Switch (Art. 51) 0,3 kg/ha und Meter Kronenhöhe, B4, WZ 14 Tage, maximal 2 Mal

-Signum (Art. 51) 0,25 kg, B4, Wartezeit 7 Tage, maximal drei Mal

Maßnahmen zur Eindämmung des Erre­gerpotenzials: Da die Stärke der Blüteninfektionen nicht nur vom Niederschlag, sondern auch von der Ino­kulumdichte zur Blüte abhängig ist, müssen alle Maßnahmen ergriffen werden, um diese zu reduzieren:

-Fruchtmumien spätestens im Winter beseitigen

-Moniliatriebe nach Sichtbarwerden im Frühjahr entfernen

Raupen des Kleinen Frostspanners fressen an Früchten

Vor allem an Aprikosen verursachen die Raupen des Kleinen Frostspanners (Operophtera brumata) lokal immer wieder nicht unerhebliche Fraßschäden an den kleinen Früchten (Foto). Im Verlaufe des März, April schlüpfen die kleinen Räupchen aus den Eigelegen, wandern auf die Blüten- und Blattbüschel, spinnen sich ein und fressen an den Blättern (Lochfraß).

Die Blüten- und Blattbüschel sollten im April auf Räupchenbesatz kontrolliert werden (eingesponnene Blätter mit schwarzen Kottröpchen). Die Schadschwelle liegt bei fünf Räupchen pro 100 Blüten- oder Blattbüschel.

Bekämpfung: Bei Überschreiten der Schadschwelle sollte eine Behandlung in die abgehende Blüte oder unmittelbar nach der Blüte eingeplant werden. Die Maßnahme ist gegen die frisch geschlüpften jungen Räupchen am wirkungsvollsten. Die Temperaturen sollten bei Behandlung und in den Stunden danach nicht unter 15 °C absinken (höhere Fraßaktivität der Räupchen bei höheren Temperaturen). Gegebenenfalls ist die Behandlung nach acht Tagen zu wiederholen. Empfohlene Mittel:

-Steward (Art. 51) 0,085 kg, B4, Wartezeit 14 Tage, maximal ein Mal

-XenTari (Art. 51) 0,5 kg, B4, WZ F, maximal zwei Mal

Nur gegen Frostspanner bis spätestens Ballonstadium einsetzbar:

-NeemAzal T/S 1,5 l, B4, WZ F, maxi­mal ein Mal (Restmengenaufbrauch)

Da NeemAzal T/S nur bis zum Ballonstadium eingesetzt werden darf, kann sich diese Maßnahme nur gegen die früh schlüpfenden Räupchen richten. Eine Nachbehandlung ist daher bei hohem Befallsdruck auf jeden Fall erforderlich.

Der Gemeine Ohrwurm (Forficula auricularia) kann bei Aprikosen während der Fruchtreifung (ab drei Wochen vor der Ernte) zum Teil erhebliche wirtschaftliche Schäden durch Fraß an den Früchten verursachen. Diese Schäden führen in der Folge häufig zu Fruchtfäulnis, die auf benachbarte Früchte übergeht. Des Weiteren können in der Folge Ameisen und Wespen zur Plage werden. Der Ohrwurm überwintert in einer Bruthöhle im Boden und besiedelt ab Mai die Bäume.

Der Ohrwurm verursacht erhebliche Schäden

Mechanische Bekämpfung: Mithilfe von Leimbarrieren kann ein Wandern des Ohrwurms auf die Bäume verhindert werden. Diese sind rechtzeitig, das heißt spätestens Anfang Mai, anzulegen. Mittlerweile wurde für die Rampastop Leimschranke die Zulassung erteilt.

Das gebrauchsfertige Baumleim-Gel kann, aufgrund der erteilten Zulassung, direkt auf den Baum aufgebracht werden, eine Stretchfolie ist nicht mehr erforderlich. Unterstützende Baum­pfähle müssen ebenfalls mitbehandelt werden. Die Ausbringung erfolgt von Hand (nur mit Spülmittelwasser möglich). Ziehen Sie die Beratung hinzu. Empfohlenes Mittel:

Rampastop Leimschranke, 25 ml/Baum, maximal zwei Mal

Die Wirkungsdauer der Leimbarriere liegt bei fünf Wochen, wird eine Stretch­folie als Unterlage verwendet auch länger (acht Wochen).

Direkte chemische Maßnahme: Zwei bis drei Wochen vor Erntebeginn kann eine einmalige Behandlung mit Steward die Fruchtschäden durch Ohrwürmer deutlich reduzieren.

In einem Versuch am DLR Rheinpfalz in Neustadt im Jahr 2011, konnte mit Steward eine direkte Wirkung auf die Ohrwürmer nachgewiesen werden. Steward ist mit einer Wartezeit von 14 Tagen gegen den Pfirsichwickler genehmigt. Hier wäre die zwangsläufige Nebenwirkung zu nutzen. Empfohlenes Mittel:

Steward (Art. 51) 0,085 kg, B4, Wartezeit 14 Tage, maximal ein Mal (zwangsläufige Nebenwirkung)

Chlorotisches, konisches Blattrollen bei Aprikosen im Sommer.

Foto: Uwe Harzer

Ohrwurmfraß an einer Aprikose.

Foto: W. Dahlbender

Frostspannerfraß an einer Aprikosenfrucht.

Foto: Uwe Harzer

Uwe Harzer – LW 15/2013