Auffällige Kontaminationen im letzten Erntejahr

Wetterextreme führten zu mikrobiologischen Belastungen von Stroh

Das Anbaujahr 2011 war geprägt von Wetterextremen: nach einem ungewöhnlich trockenen Frühjahr war insbesondere Getreide durch sommerliche Niederschläge und entsprechend hoher Feuchtigkeit einem erhöhten Befallsdruck durch feldbürtige Schimmelpilze ausgesetzt. Auch Getreidehalme und das daraus gewonnene Stroh blieben vom Schimmelbefall nicht verschont, was bei vielen Landwirten für Unbehagen sorgte: Wie war die Qualität zu bewerten und welche Auswirkungen waren für den Tierbestand zu erwarten? Diese Problemstellung wurde vom DLR Westpfalz aufgegriffen und es wurden 30 repräsentative Strohproben hinsichtlich der Anwesenheit ausgewählter Leit-Mykotoxine (Schimmelpilzgifte) sowie der mikrobiologischen Qualität an der LUFA Speyer untersucht.

Bei der Verfütterung von Stroh oder Verwendung als Einstreu sollte auf die mikrobiologische Qualität geachtet werden.

Foto: Strauß

Ein Ergebnis dieser Untersuchungen war, dass zwischen mikrobiologischer Qualität und Mykotoxin-Konzentration keine Korrelation festgestellt werden konnte. Die Auswertung der Keimzahlen ergab, dass 50 Prozent der Strohproben als verdorbene Qualität in Qualitätsstufe 4 einzuordnen waren.

Kontamination lässt nicht auf den Mykotoxingehalt schließen

Da die Anwesenheit von Mikro­organismen sich nur in seltenen Fällen im Gehalt von Mykotoxinen wider­spiegelt, war dieses Ergebnis zu erwarten. Krankheiten verursachende Mi­kroorganismen wie Staphylokokken, Salmonellen, Hefen, bestimmte Schimmelpilze beziehungsweise Mikroorganismen generell werden durch Bestimmung der gängigen Leit-Mykotoxine nicht erfasst. Schimmelpilzgifte werden zudem oft nur unter bestimmten, zum Teil noch nicht geklärten Umweltbedingungen (zum Beispiel Temperatur, Licht, Substrateigenschaften) gebildet.

Darüber hinaus ist bekannt, dass einzelne Stämme einer Schimmelpilzart überhaupt nicht in der Lage sind, typische Mykotoxine zu produzieren. Mykotoxine sind somit lediglich eine Facette der mikrobiologischen Qualität eines Futtermittels. Die fundierte mikrobiologische Diagnostik ist aufwändiger und vielgestaltiger.

Aus diesem Grund ist eine differenzierte Betrachtung der vorgefundenen Mikroorganismen hinsichtlich der mikrobiologischen Qualitätsbewertung umso wichtiger – gerade im Hinblick der sich daraus ergebenden Gefährdungsabschätzung für die Anwender. Im mikrobiologischen VDLUFA-Bewertungssystem von Futtermitteln werden 21 nachweisbare Indikatorkeime (Bakterien, Hefen, Schimmel- und Schwärzepilze) zu sieben Keimgruppen (KG) zusammengefasst: für jede Keimgruppe existiert ein separater Orientierungswert, der besagt bis zu welcher Keimzahl das Futtermittel von normaler Qualität ist. Insgesamt werden vier Qualitätsstufen bei der mikrobiologischen Qualität unterschieden.