Ausbildung in grünen Berufen – worauf kommt es an?

Ein Interview mit Dr. Volker Wenghoefer

Angesichts der steigenden Herausforderungen in der Landwirtschaft in Deutschland müssen sich die zukünftigen Betriebsleiter besonders gut vorbereiten. Sie sind im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau zuständig für die Ausbildung und die Ausstattung der DLR. Das LW hat nachgefragt.

Dr. Volker Wenghoefer ist im Landwirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz zuständig für die Ausbildung.

Foto: Wenghoefer

LW: Welche fachlichen Qualifikationen müssen Ihrer Meinung nach in der Ausbildung gestärkt werden?

Wenghoefer: Der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, ökologische Fragen und sozioökonomische Aspekte erfordern von den Betriebsleiterinnen und Betriebsleitern hohe persönliche Kompetenzen, um den Betrieb erfolgreich zu führen.

Sie müssen in großen Zusammenhängen denken und über den Tellerrand hinausschauen. Was nützt es zum Beispiel, wenn ein Weingut nach neuesten Erkenntnissen Wein in höchster Qualität produziert, diesen aber nicht richtig vermarktet?

Genau solche Zusammenhänge vermitteln unsere Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (DLR) den angehenden Fachkräften. Dabei setzen wir auf die bewährte Einheit von Schule, Versuchswesen und Beratung im Sinne des lebenslangen Lernens.

LW: Auch der Klimawandel fordert die Betriebsleiter sehr, welche Möglichkeiten sehen Sie für die Betriebe, sich anzupassen? Welche Unterstützung leistet das Land?

Wenghoefer: Damit sich die Betriebe mit betriebsindividuellen Strategien bestmöglich an den Klimawandel anpassen können, setzen wir als Land bereits in den Berufs- und Fachschulen an. Im Unterricht an unseren DLR werden fachspezifische Anpassungsstrategien mit den Schülerinnen und Schülern besprochen und diskutiert. Darüber hinaus werden neue Ansätze zur Anpassung an den Klimawandel in Versuchen erprobt und weiterentwickelt. Dieses neue Wissen und die erprobten Innovationen werden dann über unsere Beratungstätigkeit in die Praxis transferiert. Die Unterstützung der Praxis bei der Anpassung an den Klimawandel gehört somit quasi zur DNA der DLR.

Über das Angebot der DLR hinaus entwickeln wir unsere ELER-Förderprogramme für die Beratung landwirtschaftlicher Betriebe kontinuierlich weiter. Neben der klassischen Förderung der Beratung durch Beratungsanbieter wie Landwirtschaftskammern oder Beratungsringe setzen wir seit Jahren auf die Förderung von Europäischen Innovationspartnerschaften (kurz EIP).

Auch in der Bodenordnung und der Investitionsförderung passen wir die Regelungen laufend an die sich ändernden Rahmenbedingungen an, um die Betriebe optimal zu unterstützen.

LW: Die Schülerzahlen sind stabil und die Weiterbildung ist momentan sehr gefragt. Was wird von Ministeriumsseite getan, um genügend Betriebsnachfolger für die hochwertige Lebensmittelproduktion in Rheinland-Pfalz zu halten?

Wenghoefer: Rheinland-Pfalz hat seine Junglandwirteförderung mit der neuen Förderperiode ab 2023 deutlich verstärkt. Dazu gehört zum einen die in ihren Konditionen deutlich verbesserte Junglandwirte-Einkommensförderung im Rahmen der Direktzahlungen, jetzt für bis zu 120 ha mit einem Betrag von 115 Euro/ha, also maximal 13 800 Euro gegenüber bisher bis zu 3 960 Euro.

Die zweite Komponente ist der mögliche Junglandwirtebonus in der einzelbetrieblichen Investitionsförderung in Höhe von 10 Prozent des förderfähigen Investitionsvolumens bis maximal 20 000 Euro. Neu hinzugekommen ist die sogenannte Niederlassungsprämie für Junglandwirte in Höhe von 45 000 Euro, die in drei Jahresraten ausgezahlt wird. Insgesamt können Hofnachfolgerinnen und Hofnachfolger damit bei der Betriebsübernahme für notwendige Investitionen mit einer erheblichen Unterstützung durch das Land rechnen.

LW: Was möchten Sie den zukünftigen Betriebsleitern und Betriebsleiterinnen mit auf den Weg geben?

Wenghoefer: Bleiben Sie offen für neue Ideen in Ihrer täglichen Arbeit und probieren Sie neue Dinge aus, seien es Geschäftsmodelle oder neue Verfahren. Reflektieren Sie Ihr Handeln, sowohl bei der täglichen Arbeit auf dem Feld und im Stall als auch bei langfristigen Entscheidungen. Gestehen Sie sich und anderen Fehler zu und lernen Sie daraus.

Seien Sie stolz darauf, dass Sie als gut ausgebildete Bäuerinnen und Bauern einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Welternährung und zur Erhaltung unserer schönen Kulturlandschaft leisten.

Mit Dr. Volker Wenghoefer sprach Elke Setzepfand – LW 10/2024